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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Vorwort
    Die Zivilisation – heißt es – begann mit der Nutzbarmachung des Feuers. Doch mit ebensolchem Recht könnte man behaupten, sie habe mit der Erfindung des Bettes eingesetzt. Der Mensch der Urzeit, der sein Leben als Krieger und Jäger zubrachte, hatte seine liebe Not mit dem Schlafen. Im Schlaf war er wehrlos den Gefahren einer feindlichen Umgebung ausgesetzt, er musste sich ein Rückzugsgebiet suchen, das ihn vor Überfällen und anderen Widrigkeiten des Daseins schützen konnte.
    Die Schlafhöhle war für den gesunden Schlaf des Urzeitmenschen nicht weniger wichtig als für Bären oder sonstige Tiere der Wildnis. Mit dem Beginn der Sesshaftigkeit änderte sich alles. Der Mensch, der begonnen hatte, sich Hütten und Häuser zu bauen, in denen es sich einigermaßen in Sicherheit ruhen ließ, fing bald auch an, sich um die Bequemlichkeit seiner Behausung Gedanken zu machen. Die Schütte Laub oder Stroh, auf die er sich nach dem mühevollen Tagwerk der Lebenserhaltung für sich und die Seinen fallen ließ, reichte bald nicht mehr aus, um seine Ansprüche an einen einigermaßen ungestörten Schlaf zu befriedigen. Genau genommen wird es wohl die weibliche Hälfte des Menschengeschlechts gewesen sein, der die Idee des mehr oder minder komfortablen Schlafs zu verdanken ist. Die Frauen waren es ja wohl auch, die dem Mann die Annehmlichkeiten der Kochkunst sowie eines geeigneten Grundmobiliars für die zum Haus oder doch wenigstens zur Hütte mutierte »Wohnhöhle« schmackhaft gemacht haben werden.
    Tisch und Bett, die beiden »Urmöbel« des Menschen, waren wahrscheinlich eine Erfindung der Frau – vielleicht aber auch nur eine Forderung, die sie an den Erfindungsgeist des Mannes stellte, um für sich und ihre Nachkommenschaft das Leben angenehmer – eben zivilisierter – zu gestalten. Der Tisch – oft nur ein Schragen mit einer Holzplatte darüber – stand für die gemeinsamen Mahlzeiten, seit man sich nicht mehr damit begnügte, das Fleisch eines erlegten Tieres am offenen Feuer gebraten, zu verzehren. Und im Bett, in dem man sich zu gemeinsamem Schlaf ausstreckte, fanden im Regelfall alle wesentlichen Stationen des Lebensablaufs statt: Zeugung, Geburt und Tod. Die Gemeinschaft von Tisch und Bett konstituierte das Leben der Paare – »getrennt von Tisch und Bett« heißt es heute noch im Fall der Trennung eines Paares.
    Zu Beginn der Entwicklung war das Bett ein Vorrecht für Könige und Fürsten, und ganz allmählich auch für Leute, die sich den Luxus eines individuell gestalteten Bettes leisten konnten, bei denen Reichtum die Stelle der Macht vertrat. Für den kleinen Mann blieb nur eine kümmerliche Bretterbettstatt mit Strohsack oder auch ein Gemeinschaftslager, auf dem zu mehreren eher schlecht als recht geschlafen wurde. Das Bett des Bürgers wie des Bauern begann sich erst ganz allmählich durchzusetzen. Noch im 19. Jahrhundert war das geräumige Ehebett ein Privileg des bürgerlichen Paares wie des bäuerlichen Hofinhabers. Das Jungvolk, und vor allem die Dienstboten, Knechte wie Mägde, waren auf eine schmale Bettbank angewiesen, mit Strohsack, versteht sich – um sie nicht zu Unzucht und Faulheit zu verleiten, wie es hieß. Heute ist das Schlafzimmer samt seinem Kernstück, dem Bett, weitgehend in den Mittelpunkt der »Wohnkultur« gerückt. »Wie man sich bettet, so schläft man«, heißt es, und jedermann ist folglich bestrebt, sich so gut wie möglich zu betten, z. B. mit verstellbaren, elastischen Lattenrosten und Federkernmatratzen darüber, oder auch in einem schwellenden Wasserbett, in dessen schwankenden Bewegungen man sich wie auf einer luxuriösen Kreuzfahrt der Träume fühlen kann.
    Das Bett ist – wie der Großteil der Weltregierungen – demokratisch geworden, und jeder kann, wie er mag, seinen eigenen Bettstil entwickeln. Weil es aber nicht nur ein Ort des Schlafens, sondern auch der Intimität ist, haben Bettgeschichten, gleich welcher Art, immer auch einen Hauch von Lüsternheit, ja manchmal sogar von Verruchtheit. Im Bett findet Leidenschaftliches und gelegentlich durchaus Skandalträchtiges statt, das die Fantasie des Betrachters zuweilen gewaltig in Erregung versetzen kann.
    Riskieren wir also einen Blick auf einige der alten und neuen, höfischen und bürgerlichen Betten und ihre Geschichten, und wir werden in jedem davon ein Stück Menschlich-allzu-Menschliches finden. Denn: Bettgeschichten verraten mehr über ihre Schläfer, als diese sich je träumen lassen

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