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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Potente
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ab.«
    Er sah sie an. Versuchte, sich ihr Gesicht einzuprägen.
    Ihr Lächeln verschwand. »Wir sehen uns nicht wieder, oder?«
    »Nein.« Er strich ihr über den Kopf. »Ich muss zurück. Nach Hause.«
    Der Abendhimmel war klar. Die Luft erfrischend. Er ließ das Fenster herunter und machte das Radio an. Vielleicht war es nicht zu spät. Liz’ Lover war vielleicht nur eine Affäre. Ein Sprungbrett.
    Aber wollte er Liz zurückhaben? Sie waren sich fremd geworden.
    Worum sollte er kämpfen? Er konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn sie plötzlich wieder nach Hause käme.
    Er war sich unsicher. Es war zu viel passiert.
    Gegen Mitternacht stellte er den Wagen vor dem Motel ab. Nahm den Zimmerschlüssel aus dem Handschuhfach.
    Das braune Zimmer empfing ihn.
    Das harte, schmale Bett mit braunem Überwurf.
    Er vermisste sein großes Bett. Und sein Haus. Ihr Haus. 1982 waren sie darin eingezogen. Das ganze Wochenende hatte der Umzug gedauert. Sie hatten Regale zusammengeschraubt, Gläser und Vasen aus Zeitungspapier gewickelt, Liz hatte die wenigen Möbel arrangiert.
    Sie steckten ihr Erspartes in den Hauskauf und nahmen einen Kredit auf. Geld für Mobiliar war nicht geblieben. Am ersten Abend stießen sie mit billigem Sekt an. Auf ihr eigenes Haus. Ein feierlicher, erwachsener Moment.
    Die erste Nacht verbrachten sie auf einer Matratze auf dem Boden. Er hatte den letzten leeren Karton in die Ecke gekickt. Streckte sich. Jetzt ein kühles Bier im Garten!
    Wo steckte Liz? Er sah im Wohnzimmer nach ihr. Beige. Sein erstes richtiges Wohnzimmer. Er strich mit der flachen Hand über den Esstisch. Kirsche. Sie hatte die Essecke geschmackvoll arrangiert. Zierliche Stühle.
    Kleine Spitzendecke und eine schlanke Vase für eine Blume. Liz war der Meinung, zum Haus gehöre auch eine Essecke. Er überließ ihr den Kauf dieser Möbel. Später stellte er fest, dass Tisch und Stühle für seine Größe zu klein waren.
    Das Sofa brachte Liz aus ihrer alten Wohnung mit. Mintgrün mit kratzigem Bezug. Auch zu klein und schmal für ihn.
    Er hörte die Badezimmertür quietschen. Langsam trat Liz in den dunklen Flur. Seine Hand suchte den Lichtschalter. Er sah ihr blasses Gesicht. Etwas stimmte nicht. Erst, als er sanft ihre Wange berührte, erwachte sie aus ihren Gedanken und umschlang seinen Hals. Küsste überschwänglich sein Gesicht.
    Dann sagte sie: »Ich bin schwanger!«
    Ungläubig starrte er sie an. Dann empfand er eine Freude, wie er sie noch nie gefühlt hatte.
    Er würde seine eigene Familie haben!
    Vorsichtig berührte er Liz’ flachen Bauch. Versuchte ihn sich groß und rund vorzustellen. Küsste ihren Mund, ihr erhitztes Gesicht.
    Er holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, und sie setzen sich im Garten ins Gras.
    In ein paar Jahren würden sie vielleicht einen Pool einbauen. Das Kind mit Schwimmflügeln. Blumen pflanzen.
    Das Gras war nicht gestutzt. Unkraut trieb kleine Blüten.
    Er brachte eine Decke, zündete zwei Zigaretten an. Gedankenverloren bliesen sie den Rauch in die laue Nacht. Tranken das Bier. Ein perfekter Abend.
    Nach dem Hauskauf sprachen sie darüber, im neuen Haus nicht mehr zu rauchen. Gemeinsam aufzuhören. An diesem Abend taten sie es. Zu zweit würden sie das schaffen.
    Da war er sich damals sicher gewesen.
    Einen Moment lang stand er vor dem schmalen Bett und überlegte, ob er sich hinlegen sollte. Rieb sich das Gesicht, atmete laut aus. Viele Gedanken waren auf der Fahrt in seinem Kopf umhergewirbelt. Jetzt hatte er das Gefühl, keine Minute länger bleiben zu können.
    Er klaubte T -Shirts und Shorts zusammen, packte die Zahnbürste in die Sporttasche. Vom Strand her drang leises Wellenrauschen ins Zimmer. Fast hätte er sein Sixpack in der Minibar vergessen.
    Auf dem Nachttisch lag die kleine Schachtel. Die Muschelkette für Sue. Er ließ sie liegen und zog die Tür hinter sich zu. Als er den Kofferraum des Wagens schloss, bemerkte er die Rezeptionistin in seinem Rücken.
    »Sie verlassen uns so spät?«
    Er lachte. »Ja, ich muss zurück.« Das fühlte sich gut an.
    Er schloss den Kofferraumdeckel und stieg ohne Hast ein.
    »Na, dann gute Fahrt, Mister –?«
    »McClane!«
    Er winkte ihr zu und nahm die Abzweigung auf den Highway 1 in südliche Richtung.

7
    Geräuschlos rollte der Wagen über den Highway dahin. Irgendwann hatte er das Radio ausgestellt. Die Stille half ihm, seine Gedanken zu ordnen.
    Liz.
    Liz und Peter.
    Der Bildschirmschoner mit ihrem Gesicht. Er musste mit ihr

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