Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)
Trank kalten Kaffee und Bier. Starrte vor sich hin. Die Asche ließ er achtlos auf den Teppich fallen. Der war sowieso hinüber. Das ganze Wohnzimmer war hinüber.
Ein Hauch von Erinnerung kam zurück. Er hatte Alfie rausgeschmissen, nachdem er ihn verprügelt hatte. So oder so ähnlich war es wohl gewesen. Dann fiel ihm Larry wieder ein. Ohne ein Abschiedswort war er einfach verschwunden.
Irgendwann würde er ihn anrufen müssen. Wenn er ein paar Dinge in Ordnung gebracht hatte. Irgendwann. Jetzt gab es Wichtigeres als Larry Greenblatt.
Verdammt. Ihm waren die Dinge entglitten.
Irgendwann ging er in den Garten. Der leichte Wind tat gut. Santa-Ana-Winde. Er starrte auf das verdreckte Türkis im Pool. Gedanken formten sich. Dinge machten Sinn, ein Weg tat sich auf. Schließlich wusste er, was zu tun war.
Bis in den späten Abend hinein schuftete er. Es war bereits dunkel, als er sich schwer atmend das Ergebnis besah.
Er hatte die kleinen Möbel in das leere Bassin des Pools geworfen, den Müll einfach dazu. Leere Flaschen, volle Aschenbecher, Essensreste, alles landete krachend auf den türkisen Kacheln. Er trank Bier und Whiskey und blies Rauch in den Nachthimmel.
In der Garage fand er Säge, Axt und ein paar Fackeln. Bald erleuchtete flackerndes Licht den Berg aus zerstörten Habseligkeiten. Die Flammen warfen unheimliche Schatten auf sein Gesicht. Zum Schluss die verhassten Designermöbel. Wie im Rausch trieb er die Axt in Sitzfläche und Rückenlehne des Sofas, bis Füllstoff und Federn herausquollen. Danach die Sessel. Er hackte sie kurz und klein. Die Musik dazu voll aufgedreht.
Rage Against the Machine. Wütende, treibende Beats. Wer auch immer DJ gewesen war, er hatte seine CD in der Anlage vergessen.
Kraftvoll schleuderte Tim die zerborstenen Teile des Sofas in den Pool. Immer wieder entfuhren ihm wilde, knurrende Schreie. In den folgenden Stunden zerhackte er die dänische Sitzgruppe, zerstörte den Vitrinenschrank, Couchtisch und Beistelltischchen. Seine Hände waren blutig, übersät von Splittern seines alten Mobiliars.
Die letzten Reste warf er lachend auf den beachtlichen Berg im Pool. Dann trank er den letzten Wodka aus. Grey Goose.
Mit der letzten Kippe im Mund rollte er ächzend den Teppich zusammen. Einige Male fiel er beim Versuch hin, ihn in den Garten zu ziehen. Es kostete ihn Zeit. Er war besoffen, verbraucht.
Endlich rutschte das riesige, unhandliche Teil in den Pool hinunter und blieb auf dem Müllberg liegen.
Die Fackeln waren fast niedergebrannt. Taumelnd griff er sich zwei und warf sie in den Pool. Die Füllung des Sofas fing sofort Feuer. Knisternd flackerten große gelbe Flammen auf. Qualm, der giftig nach schmelzender Synthetik roch, wurde vom auffrischenden Wind durch den Garten getrieben.
Es dauerte eine Weile, bis das Feuer in Gang kam. Er warf die zwei übrigen Fackeln hinterher.
Endlich brannte er lichterloh, sein Scheiterhaufen.
Wie ein Derwisch sprang er vor den hohen Flammen auf und ab. Fast wäre er ins Feuer gefallen. Er rutschte aus und fing sich im letzten Moment. Er setzte sich so nah wie möglich an den Poolrand, spürte die Hitze der Flammen auf seinen Beinen. Der Wind zerstreute den Rauch. Es war weit nach drei Uhr früh.
Ob jemand die Feuerwehr rufen würde?
Fuck it.
Mario Sanchez fuhr gegen 8.30 Uhr vor. Er parkte den dunkelblauen Truck auf einem freien Parkplatz gegenüber dem Haus. Normalerweise kam er dienstags zum Rasenmähen und Heckestutzen. Den Sonntag verbrachte er für gewöhnlich mit der Familie.
Aber er hatte seinem Schwager versprochen, ihm Rasenmäher und Heckenschere zu leihen. Mrs Wilkins hatte ihm erlaubt, dass er seine Sachen in einem Verschlag an der Seite des Hauses aufbewahrte, damit er seine Ausrüstung nicht immer mit dem Pick-up herfahren musste.
Mario mochte Mrs Wilkins. Sie war eine ruhige, sanfte Frau. Manchmal unterhielten sie sich auf Spanisch. Sie erkundigte sich nach den Kindern und seiner Frau und errötete sofort, wenn ihr nicht die richtigen Worte einfielen. Im Sommer brachte sie ihm oft ein Glas Limonade heraus.
Mario hatte sie einige Wochen lang nicht gesehen. Nur der Ehemann, Mr Wilkins, schien zu Hause zu sein. Ihm war er jahrelang nicht begegnet. Er musste viel gearbeitet haben.
Die Tür des Verschlages klemmte. Vorsichtig rüttelte er, bis sich das verrostete Schloss löste. Er war bemüht, keinen Lärm zu machen. Es war früh für einen Sonntag. In diesem Teil der Stadt schlief man noch.
Bevor er den
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