Alpengold (German Edition)
müssen. Und er gibt uns das Sechsmannzelt. Das wiegt zwar 13 Kilo, aber so sind wir autark und haben was zum Schlafen. Das Zelt und noch einiges an Gepäck packen wir in den Dachkoffer und hinten ist auch eine Menge Platz im Kombi.“
„Wer käme denn infrage?“, überlegte Stefan. Er kannte keins der Mädchen ihrer Klasse näher und war wie Jens solo.
Auch Mark hatte keine feste Freundin, unterhielt aber lockere Freundschaften zu einigen Mädels und Studentinnen. Er wollte sich noch nicht fest binden und flog wie eine Biene von Blüte zu Blüte. „Sandra sammelt Minerale und würde vielleicht mitkommen“, meinte er.
„Ich will, dass Tina mitkommt“, rief Jens. Vom Bier und von der Macht, etwas fordern zu können, waren seine Wangen gerötet. Dunkle Schweißflecken zeigten sich unter den Achseln.
„Tina?“ Stefan verzog das Gesicht. „Die wird nicht mitkommen. Ist vielleicht auch gut so.“
„Ohne Tina bin ich nicht dabei und damit gibt’s kein Geld für die Fahrt!“ Jens grinste.
„Oh Mann“, stöhnte Mark, zückte aber sein Handy. „Sandra sollte kein Problem sein, sie kriege ich rum, und da sie locker mit Tina befreundet ist, wird sie es sicher schaffen, dass Tina mitkommt“, gab er sich zuversichtlich.
„Na, ich wäre mir da nicht so sicher“, Stefan hob die Schultern. „Die hockt doch meistens zu Hause rum und wenn sie auf dem Campus ist, gibt sie die Zicke.“
„Ich weiß nur, sie hat meist keine Kohle. Ihre Eltern kriegen Hartz vier und müssen jeden Euro dreimal umdrehen. Wenn Sandra ihr den Trip schmackhaft macht, kommt sie sicher mit.“
Mark nickte, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen, die Sache war geritzt. Er wählte ihre Nummer, ging zum Fenster, sah nach draußen in den Innenhof, in dem einige Büsche und ein Baum ums Überleben kämpften. Er sprach keine zwei Minuten mit Sandra und Jens verstand die Worte Gold, Urlaub, Abenteuer. Dann kam er lächelnd zurück. „Alles klar, sie kommt mit. Morgen erkläre ich ihr genau, worum es geht und sie fragt Tina. Zufrieden?“
Jens nickte begeistert. Er wusste, dass Tina schwierig war und sich unnahbar gab, aber auf einer Abenteuerexpedition konnte viel passieren, was dafür sorgte, dass sie ihn schätzen lernte, er sie beschützen musste oder vielleicht sogar vor etwas retten konnte. Hauptsache, sie kam mit, alles andere ergab sich dann schon. Und sie sah so gut aus ...
„Okay, Leute, wir brauchen ...“ Mark schnappte sich Stift und Zettel vom Tisch und schrieb auf, was er aufzählte: „Rucksack, Wasserflasche, Messer, Taschenlampe plus Batterien, Hammer für jeden. Dazu ein Schlafsack, Decke, Regenjacke und was Dickes für die Kälte. Verpflegung für alle, ein Kompass ...“
Stefans Augen leuchteten vergnügt und er rieb sich die Hände. „Das gefällt mir immer mehr. Die Studiererei ist ja ganz okay, aber Abwechslung sollte schon sein im Leben. Da kommt so ein Abenteuer gerade zur rechten Zeit. Wann geht’s los?“
„Wir fahren Sonntag ganz früh los, sagen wir um vier. Dann haben wir noch ein paar Tage, um alles zu besorgen, was wir brauchen. Ich muss noch die Route zusammenstellen, aber es wird mit Sicherheit eine lange Fahrt. Schlaft euch Samstag aus, damit ihr frisch seid.“
Stefan ging zum Schrank und schaute zum Gold. „Was hält denn der Glasboden aus?“, er deutete mit der Hand einen kopfgroßen Klumpen an und grinste. „Für deine neuen Schätze brauchst du einen neuen Schrank, fürchte ich.“
Jens war seinem Blick gefolgt, grinste auch und nickte. „Hoffen wir’s.“
Er, der im Gegensatz zu Mark und Stefan noch zu Hause wohnte, musste seinen Eltern klarmachen, eine Woche nicht heimzukommen, weil er mit Freunden auf eine Expedition ging. Sein Vater glaubte ihm mit Sicherheit kein Wort, lachte ihn vielleicht sogar aus.
‚Freunde?‘, hörte er schon seine Stimme, ‚Du hast keine Freunde, mit denen du wegfahren kannst. Was hast du also wirklich vor? Willst du eine Kneipentour machen?‘
Seine Mutter war da anders. Sie würde sich sorgen, ihm tausend Ratschläge mitgeben und sich für ihn freuen. Sie würde fragen, ob auch Mädchen mitkämen und dann glücklich lächeln.
Einen Moment dachte Jens daran, dass es gefährlich werden konnte, wenn sie wirklich Gold von hohem Wert fanden. Wo viel Geld im Spiel war, gab es immer Verbrechen. Aber dann sah er zu Mark, der ruhig und entspannt an seiner Liste saß und nichts in diese Richtung gesagt hatte. Sicher bekam niemand etwas davon mit, wenn sie
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