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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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makelloser, blendend weißer Zähne. »Ein rechtes Sauwetter! Stimmt’s?«, fuhr sie fort. »Hoffentlich reißt es morgen auf, wenn du zum Skifahren gehst. Schön, dass du vorher noch hergefunden hast. Wenn du mir deine nassen Sachen gibst, hänge ich sie gleich zum Ofen rüber.« Sie streckte ihm auffordernd ihren Arm entgegen.
    Er reichte ihr seine Jacke und seinen Pullover. »Mein Hemd und das Unterhemd sind auch total nass, Moni. Ich glaube, ich ziehe mich lieber gleich ganz um, bevor ich mir noch den Tod hole.« Er gab ihr einen kurzen, verspäteten Kuss zur Begrüßung und schniefte künstlich, so als ob ein zumindest nahezu lebensbedrohlicher Schupfen ihn bereits erwischt hätte.
    »So schlimm wird’s ja hoffentlich nicht gleich werden.« Monika kannte die hypochondrischen Anwandlungen ihres Lebensabschnittsgefährten seit Jahren und nahm seine steten Befürchtungen deshalb prinzipiell nicht so ernst. Was auf der anderen Seite natürlich fatal enden könnte, wenn er tatsächlich einmal etwas Schlimmes hätte. Das wusste sie auch.
    »Aber du hast schon recht«, fügte sie deshalb schnell hinzu. »Zieh dich lieber um. Und wenn du schon unterwegs bist, darfst du gleich noch in den Keller gehen und ein neues Fass anschließen. Das Bier ist aus. Und rasier dich mal wieder. Du stachelst wie ein Brombeerstrauch.«
    »Geht klar! Mach ich!«, rief er im Weggehen. Red du nur. Das mit dem Bier mache ich natürlich, aus reinem Egoismus. Aber mein Bart ist immer noch meine Sache. Der wird rasiert, wann ich es will, und damit basta!
    Während er die knarrende alte Holztreppe zu ihrem Schlafzimmer im ersten Stock hinaufstapfte, wo er immer ein paar Kleidungsstücke für den Fall der Fälle deponiert hatte, begab sich Monika fröhlich pfeifend in ihre winzige Küche, um seine Lederjacke und seinen Pulli aufzuhängen. Als sie in den Schankraum zurückkam, stand auf einmal Anneliese an der Bar. Sie hatte gar nicht gehört, wie ihre beste Freundin hereingekommen war, und schaute dementsprechend überrascht drein.
    »Ja, hallo, Annie. Was machst du denn hier? Sonntag ist doch normalerweise dein Couch- und Betttag«, wunderte sie sich.
    »Hallo, Moni. Bitte gib mir einen Schnaps. Ich glaube, den kann ich jetzt gebrauchen.« Anneliese ging zur Garderobe und hängte ihren nassen Lodenumhang ein Stück weit neben den Haken mit den Zeitungen, damit diese nicht auch noch durchweichten. Dann rieb sie ihre kalten Hände gegeneinander und setzte sich mit sorgenvoller Miene auf einen der bequemen, mit Kuhfell bezogenen Barhocker, die Monika einmal sehr günstig während eines Freundinnenurlaubs in Kroatien erstanden hatte.
    Max hatte die Ungetüme aus massivem Eichenholz später mit einem geliehenen Transporter dort für sie abgeholt. Eigentlich waren zwei Tage dafür vorgesehen. Er kam jedoch erst nach einer Woche wieder. Natürlich hatte sie ihn gefragt, wo er denn so lange gesteckt habe. Der viele Slibowitz und die netten Leute hätten ihm keine andere Wahl gelassen, hatte er nur lapidar gemeint. Außerdem hätten sie, wie sie ganz genau wüsste, vor allem auf ihren Wunsch hin keine feste Beziehung, da müsse er sich ja dann wohl auch nicht rechtfertigen.
    »Einen Schnaps. Gern, Frau Rothmüller. Aber du und harter Alkohol?« Monika runzelte erstaunt die Stirn. »So kennt man dich ja gar nicht«, fuhr sie fort. »Was ist denn los? Ist was passiert?«
    »Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Aber ich mache mir schreckliche Sorgen wegen Sabine. Sie ist vor einer Woche zum Skifahren verreist und seit vorgestern habe ich nichts mehr von ihr gehört. Keine SMS, kein Anruf. Und erreichen kann ich sie auch nicht. Ich habe auf einmal furchtbare Angst, dass ihr was passiert sein könnte.« Anneliese nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte sich flink ein paar kleine Tränen aus ihren wasserfest geschminkten, tiefgrünen Augen.
    »Aber geh, Annie. Was soll ihr denn passiert sein? Sabine ist 18 und volljährig. Da meldet man sich halt nicht mehr jeden Tag daheim bei der Mama. Das ist doch ganz normal.« Monika tätschelte ihrer Freundin beruhigend den Arm. Wahrscheinlich genießt Sabine einfach nur die Gelegenheit, den Fittichen ihrer überstrengen Gluckhenne von Mutter endlich einmal für ein paar Tage entkommen zu sein, überlegte sie, während sie zum Kühlschrank ging, um den Obstler zu holen. Als sie gleich darauf mit der Flasche zurück war, schraubte sie flink den Deckel ab und schenkte Anneliese einen Doppelten ein. Und sich

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