Alptraum in Atlantis
Eiserne Engel lachte. »Auf diese Art und Weise kannst du mich nicht überlisten. Bringe mich endlich zu deinem Führer.«
Goran zögerte noch eine Weile, schließlich stimmte er zu. »Ja, ich werde dich hinbringen«, sagte er. »Aber nur dieses eine Mal.«
»Ein zweites Mal wird es nicht mehr geben.«
Gorans Gesicht verzerrte sich. Die langen spitzen Zähne wurden sichtbar.
»Wie meinst du das?«
»So, wie ich es gesagt habe. Es gibt kein zweites Mal mehr für dich, Goran.«
Es waren harte Worte. Goran hätte sie nie akzeptiert, aber er kannte den Ruf des Eisernen Engels eben zu gut. »Folge mir!« sagte er und machte kehrt.
Dabei breitete er abermals seine gewaltigen Schwingen aus, die die Farbe der Nacht, der Dunkelheit, aufwiesen. Lautlos segelte er voran, und der Eiserne Engel schloss sich ihm an. Die übrigen Vampire bildeten die Nachhut. Dabei ließen sie ihren »Gast« für keinen Moment aus den Augen.
Sie behielten die ursprüngliche Höhe nicht bei, sondern glitten in einen Sinkflug. Die Schluchten und Täler wurden schnell größer. Sie wirkten wie gefährliche Schlünde, in denen alle Schrecken der Verdammnis lauerten.
Für Menschen waren sie tödlich, verhängnisvoll, und selbst die Weisen der Magie trauten sich nicht in dieses Reich, wo das Böse Trumpf war und die Hölle ihre Pforten öffnete.
Manche Vulkane deuteten noch auf eine rege Tätigkeit hin. Aus ihren Kegeln stiegen Rauchfahnen hoch, und tief in ihrem Innern hörten der Eiserne Engel und die Vampire ein dumpfes Grollen und Rumoren. Auch sie würden ihr Feuer und die glühende Lava gegen den Himmel speien, wenn das stolze Atlantis versank. Der Eiserne Engel dachte mit Wehmut daran.
Er wusste auch, wo Myxin hauste. In einer gewaltigen Höhle, die schon mehr einem Felsendom glich und die nur einen einzigen Eingang besaß. Den aus der Luft.
Eine Krateröffnung, die wie ein Kamin wirkte, und die auch gut zu verteidigen war.
Bisher allerdings hatten die Vampire noch nicht um ihre Existenz kämpfen müssen, denn der Schwarze Tod und seine Vasallen hatten sich immer zurückgehalten. Sie waren in ihrem Reich geblieben und hatten sich mehr auf den Untergang der Insel konzentriert, denn der Schwarze Tod wollte das Chaos. Er fühlte sich erst wohl, wenn Panik, Angst und Entsetzen herrschten und eine Welt dem Bösen geweiht war.
Ein besonders hoher Berg stach dem Eisernen Engel ins Auge. Er wusste, dass er den Eingang zu Myxins Reich dar stellte. Der Berg lief an seiner Spitze wie eine Tulpe zu, deren Einstieg offen war.
Goran flog ihn an.
Ein gewaltiger Schatten segelte lautlos auf die Krateröffnung zu und umkreiste sie einmal. Dabei stieß er einen gellenden Ruf aus, der in die Öffnung hineinschallte und als schauriges Echo weitergeleitet wurde.
Niemand hielt ihn auf, als er seine gewaltigen Flügel anlegteund in die Öffnung eintauchte.
Der Eiserne Engel folgte.
Dunkelheit…
Und noch dunklere Schatten, die an den felsigen Wänden lauerten und mit glühenden Augen auf den Eindringling starrten. Es waren ebenfalls Wächter, die das Reich des Magiers bewachten, damit sich kein Unbefugter Eintritt verschaffte.
Steil ging es in die Tiefe. Der Einstieg verschwand hinter ihnen zu einem winzigen Punkt, und die Ankömmlinge flogen dem düsteren Glosen entgegen, das vom Boden her zu ihnen aufleuchtete, ihnen sogar entgegenkommen schien und ihre Gesichter mit einem dunkelroten Schein übertraf.
Ihr Ziel!
Plötzlich zischten sie in die gewaltige Höhle, die sich weit vor ihnen auftat, und in der Myxin sein Hauptquartier besaß.
Es gab noch zahlreiche kleinere Höhlen in diesem Berg. Dort sollten unter anderem auch die Folterkammern sein, wo mehr als einmal die Schreie der Geknechteten durch die Höhle hallten. Sehr oft holten sich die schwarzen Vampire Menschen, um sie auszufragen. Wussten sie dann genug, überließ Myxin die Bedauernswerten seinen Vampiren, die ihnen das Blut bis auf den letzten Tropfen aussaugten.
Er wusste schon längst Bescheid, welcher Gast da zu ihm kam. Es hatte sich herumgesprochen, zudem befand sich der Magier mit Goran im direkten Kontakt.
Myxin wartete schon.
Wenn man seine Körpergröße betrachtete und daran dachte, dass er ein Magier sein sollte, dann konnte man nur den Kopf schütteln. Dieses kleine grüne Männchen entsprach nämlich nicht der landläufigen Vorstellung eines Magiers. Er schien verwachsen zu sein, war eher eine traurige Gestalt und wirkte sogar schmal und zerbrechlich. Seine Haut
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