Alptraum in Atlantis
seine Mission gefährlich war, aber er wusste auch, dass er nicht anders konnte. Es würde ihm nicht mehr gelingen, den Untergang zu verhindern, aber vielleicht konnte er als Bittsteller auftreten und, eine der Parteien zur Mäßigung bewegen.
Denn auch die Dämonen waren sich nicht einig. Sie hatten sich in zwei Parteien gespalten.
Die eine, die dem Schwarzen Tod gehorchte, wollte die totale Vernichtung.
Die andere jedoch, angeführt von Myxin, dem Magier, wollte nur die Unterjochung der Menschen.
Beides war sehr schlimm, aber Myxin war das kleinere Übel. Soweit dachte der Bote, und deshalb war er unterwegs, um mit Myxin noch einmal zu sprechen.
Die Weisen hatten ihn geschickt, denn er war ihr Freund. Sie verließen sich auf seine Hilfe, doch was hatte er für sie tun können? Der Eiserne Engel konnte nicht mehr in das Räderwerk der Vernichtung eingreifen und es zum Stillstand bringen.
Atlantis war verloren. Und der Eiserne Engel versuchte zu retten, was noch zu retten war.
Inzwischen hatte er das Gebiet erreicht, in dem Myxin, der Magier, regierte. Auch er hatte seine Diener zur Verfügung. Es waren die schwarzen Vampire. Blutsaugende Monstren, die jeden anfielen, der es wagte, die Grenzen ihres Reiches zu überschreiten.
Der Eiserne Engel hatte keine Angst. Als Führer der Vogelmenschen galt er nahezu als unbesiegbar, und an ihm würden sich auch die schwarzen Vampire eines Myxin die Zähne ausbeißen.
Da kamen sie schon.
Der Eiserne Engel sah weit voraus die winzigen, dunklen Punkte, die aus den geheimnisvollen Tälern hochstiegen, sich in den langsam grau färbenden Himmel schraubten und ihr Ziel anvisierten.
Längst wussten sie Bescheid, dass jemand es gewagt hatte, die Grenze zu überfliegen. Dieses Land hatte unzählige Augen und Ohren.
Sie würden ihn töten.
Doch der Eiserne Engel kannte keine Angst. Er war ein Mann des Friedens; und sollten sie es doch versuchen, würde sein Schwert eine blutige Ernte zwischen den schwarzen Vampiren halten.
Er zählte.
Zehn waren es.
Myxin ging immer auf Sicherheit, wenn er seine Lufttruppen ins, Gefecht schickte.
Und sie waren schnell. Im Direktflug steuerten sie auf den Eisernen Engel zu.
Jetzt sah er sie genauer.
Riesige Fledermäuse mit seltsam großen Köpfen, die manch mal sogar menschliche Gesichter aufwiesen. Und an ihrer Spitze flog ein besonders prächtiges Exemplar.
Goran, ihr Anführer!
Eine gewaltige Fledermaus, halb Mensch, halb Bestie. Ein großer Kopf saß auf dem dürren Hals, und seine ausgebreiteten Flügel besaßen die Ausmaße eines Segels, wie es die großen Lastschiffe trugen, die weit über das Meer fuhren, um an anderen Küsten Beute zu holen.
Sein Kopf wies entfernte menschliche Züge auf. Der Sage nach waren Gorans Erzeuger Vampire und Halbmenschen gewesen. Eine ungute Mischung.
Der Eiserne Engel bewegte seine Flügel kaum noch, aber seine rechte Hand legte er auf den Griff des Schwertes, und Goran wusste, was das zu bedeuten hatte.
Auch er hatte schon von dem Eisernen Engel gehört. Er kannte die Kraft, die in diesem Botschafter des Friedens steckte. Mit einem Schwertstreich konnte er gleich mehrere von ihnen töten.
Goran verharrte.
Den anderen erging es ebenso. Auch sie blieben in der Luft stehen und nutzten geschickt den abendlichen Aufwind, der aus den Tälern bis zu ihnen drang.
Eine Zeit lang sprach niemand, bis der Eiserne Engel sagte: »Lasst mich durch, ich muss zu ihm.«
Goran entblößte zwei starke Vampirzähne. »Zu wem willst du?«
»Zu Myxin.«
»Er wird dich nicht empfangen!«
»Das soll er mir selbst sagen!«
Goran lachte krächzend. »Nein, ich weiß es, er will dich nicht sehen, Engel. Verschwinde!«
Der Botschafter des Friedens hatte gewusst, dass es Schwierigkeiten geben würde, aber sie schreckten ihn nicht. Er entgegnete: »Du weißt genau, dass ich nicht gern zur Waffe greife, doch wenn, dann töte ich auch. Denk daran.«
Goran überlegte. Er kannte die Stärke des Eisernen Engels, der von den Göttern selbst erschaffen war und unter ihrem Schutz stand, bis in alle Ewigkeiten. Zudem konnte er einen Kampf wirklich nicht riskieren, er durfte keinen Vampir verlieren, denn in der Auseinandersetzung gegen den Schwarzen Tod brauchte er jede Kraft.
Er beschloss deshalb, auf elegante Art und Weise einen Rückzieher zu machen. »Was willst du von Myxin?«
»Das sage ich dir nicht, Goran.«
»Aber ich könnte ein Fürsprecher für dich sein. Wer weiß, ob Myxin dich empfangen wird.«
Der
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