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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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Vorbereitung des amerikanischen Krieges.“ Eine Tätigkeit für diese Agenturen richte sich gegen „die Grundlagen des Staates der Arbeiter und Bauern, unter dessen Führung alle friedliebenden Deutschen für die Wiedervereinigung ihres Vaterlandes auf friedlichem Wege und damit für die Erhaltung des Friedens“ kämpften.
    „Was für’n Frieden?“ wandte er sich murmelnd an Totila.
    „Den Friedhofsfrieden“, hörte er dessen Bauchrednerstimme.
    Der könnte mit dieser Stimme im Zirkus auftreten. „Die Angeklagten“, vernahm er dann wieder, „haben sich der vorbezeichneten Verbrechen schuldig gemacht.“
    Die Begründung las die Frau am Richtertisch schließlich vom Blatt ab. Dabei handelte es sich um eine Zusammenfassung für das Publikum im Saal. Dort war dann von „einer Skizze mit entsprechenden Angaben über ein Objekt der Sowjetarmee“ die Rede.
    Die russischen Düsenbomber in Welzow, sagte Sebastian sich.
    Dann sprach die Richterin wieder „von der „Skizze einer bestimmten Betriebsanlage.“
    Wo und was soll das gewesen sein?
    Und schließlich die Rede von „achtzig Anschriften aus einer genau bezeichneten Straße in einer Stadt unserer Republik.“
    Das waren viel mehr. Welche Stadt denn nun, Halle oder Görlitz? Sasse hatte denen offensichtlich nur von Halle erzählt und Sebastian hatte es dabei belassen und Görlitz nicht erwähnt, die Stadt, in der Sasse treppauf, treppab Anschriften gesammelt hatte.
    Ein Unding, sagte sich Sebastian. Es war das der Glaube Sasses daran gewesen, daß sein Freund von sich aus nichts preisgeben würde.
    Weiter sprach die Frau dann vom „Versand von Hetzmaterial“, wofür Kunzmann Umschläge und Briefmarken aus dem „demokratischen Sektor“ besorgt habe.
    Totila wußte doch damals noch gar nichts davon und überhaupt, Briefumschläge, die gab’s kaum in Ostberlin oder in der DDR zu kaufen und wenn überhaupt mal, mußte man schon großes Glück haben.
    Und wieder warf man ihnen den Erhalt von Geld vor, „Agentenlohn“ sagte die Richterin.
    Was für’n Lohn denn? Besser, Sie haben’s für Geld getan als aus Überzeugung, wenn Sie Ihre Strafen nicht bis zum letzten Tag absitzen wollen, hatte der Anwalt Ihnen gleich zu Anfang gesagt.
    Dann vernahm Sebastian wieder seinen Namen. „…führte der Angeklagte“, so die Stimme dort vorn, „mit dem von ihm bereits angeworbenen Sasse dem Agenten H. den Angeklagten Kunzmann als neuen Mitarbeiter zu.“
    „Du hast’s gehört“, flüsterte er dann in Totilas Richtung, „Sasse ist kein Angeklagter, nur ein Opfer.“
    Totila nickte unmerklich.
    „Die Handlungen der Angeklagten sind rechtlich als Verbrechen im Sinne des Artikels 6 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik zu bewerten“, begründete die Richterin „im Namen des Volkes“ das Urteil.
    Auch Hitlers Gerichte urteilten im Namen des Volkes, sagte Sebastian sich.
    „Die Angeklagten haben damit“, fuhr sie fort, „gleichzeitig den Tatbestand der Direktive des Alliierten Kontrollrats Nummer 38 verwirklicht.“
    Da verurteilen die uns doch tatsächlich als Kriegsverbrecher, total bescheuert … mit Schuld an einem Krieg, der noch gar nicht stattgefunden hat. Was ist denn das für ne Gesetzeslage?
    Schließlich erklärte die Richterin mit unüberhörbarer Häme in der Stimme und mit Blick zur Anklagebank: „Es muß Ihnen doch klar sein, daß selbst Ihre amerikanischen Freunde Sie verurteilen.“
    Glaubte die das wirklich? Sebastian erkannte, als er zur Seite blickte, daß Nehring abschätzig grinste. Der kann sich’s leisten, in einem Jahr kann dem nicht allzuviel passieren.
    „Mit Ausnahme des Angeklagten Nehring“, führte sie, wie zur Bestätigung weiter aus, „haben die Angeklagten von Beginn der Aufnahme ihrer Beziehungen zum Agenten H. intensiv und bedenkenlos an der Durchführung der ihnen erteilten Aufträge gearbeitet.“ Nach einem kurzen Blick ins Publikum fuhr sie dann weiter fort: „Im Interesse der erfolgreichen Durchführung unseres Kampfes um die Einheit Deutschlands und die Erhaltung des Friedens, mußten gegen die Angeklagten empfindliche Freiheitsstrafen verhängt werden.“
    Sebastian sah den blaßblauen Frühlingshimmel durch die hohen Bogenfenster und sah den warmen Schein der Sonne auf dem alten Ziegelgemäuer draußen.
    Dann wieder die kalte Stimme dieser Frau: „Entsprechend dem Grad der Beteiligung an den Verbrechen“, sagte sie, „und der sich daraus ergebenden Gesellschaftsgefährlichkeit“, fügte

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