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Als der Meister starb

Als der Meister starb

Titel: Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dingen zu tun haben, mit Hexern, Dämonen und Zauberern, Magie und Ungeheuern aus einer anderen Zeit. Ich schloss die Augen, ballte in einer Geste hilflosen Zornes die Fäuste und presste die Stirn gegen das feuchte Holz des Mastes.
    Bannermann schien meine Reaktion falsch zu deuten. »Die Küste ist ungefährlicher, als es scheint«, sagte er in einem schwachen Versuch, mich zu beruhigen. »Die Riffe liegen tief genug unter der Wasseroberfläche, und es ist Flut. Wenn wir Glück haben, hebt uns eine Welle darüber hinweg. Und wenn nicht«, fügte er hinzu, »schwimmen wir eben. Sie können doch schwimmen?«
    »Das ist es nicht«, murmelte ich. Bannermann runzelte die Stirn und sah mich fragend an, und für einen Moment war ich ernsthaft versucht, ihm alles zu erzählen.
    Aber natürlich tat ich es nicht, und nach einer Weile begriff Bannermann, dass ich nicht weiterreden würde, und wandte sich mit einem lautlosen Achselzucken um.
    Ich sah ihm nach, hob den Blick und suchte Andara. Er stand noch immer dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte, wandte mir aber den Rücken zu und starrte auf das Meer hinaus. Ich versuchte, mir den lautlosen Kampf vorzustellen, der in seinem Inneren toben musste, aber ich konnte es nicht. Er hatte gesagt, dass er Yog-Sothoth zurückhalten würde, bis das Schiff und seine Besatzung in Sicherheit waren, und ich wusste, dass er es konnte. Aber – ich wollte gar nicht wissen, wie er es tat.
    Das Schiff hob sich in einer schwerfälligen Bewegung auf den Rücken einer Woge, zitterte einen zeitlosen Moment reglos auf ihrem Kamm und stürzte zehn, zwanzig Fuß tief in das Wellental hinab. Die Erschütterung ließ mich gegen den Mast taumeln. Ich klammerte mich fest, wartete, bis der Boden unter meinen Füßen zu bocken aufgehört hatte und wandte mich wieder zum Bug um.
    Die Küste war näher gekommen. Das Schiff schoss mit phantastischer Geschwindigkeit auf die Flutlinie und die vorgelagerte Riffbarriere zu, und es konnte nur noch Minuten dauern, ehe es sie erreicht hatte. Ich schickte ein lautloses Stoßgebet zum Himmel, dass Bannermann recht hatte und seine Worte nicht nur eine fromme Lüge gewesen waren, mit der er mich beruhigen wollte. Ich verstand nichts von der Seefahrt, aber seine Erklärung erschien mir einleuchtend: Das Meer war unruhig, und der Wind, der im Laufe der letzten halben Stunde immer heftiger geworden war, peitschte das Wasser zu zwanzig Fuß hohen Wogen. Wenn die LADY OF THE MIST die unterseeische Rifflinie im richtigen Moment erreichte, und wenn sich eine der gewaltigen schaumigen Wellen unter ihren Rumpf schob und sie anhob …
    Wenn, wenn, wenn … Es waren ein paar »wenns« zu viel. Wahrscheinlich würde das Schiff wie eine Nussschale zerbrechen, wenn es die Flut gegen die gezackte Mauer schmetterte, die eine Handbreit unter der Wasseroberfläche lauerte.
    Ein plötzliches, intensives Gefühl von Gefahr schreckte mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf, fuhr mir verwirrt über die Augen und blickte alarmiert über das Schiff. Der Wind ließ die Segel knattern, und der Schiffsrumpf ächzte und stöhnte unter der Belastung wie ein lebendes Wesen.
    Die Takelage war leer; die Besatzung hatte sich auf dem Deck der LADY OF THE MIST verteilt, um sich auf ein eventuelles Auflaufen vorzubereiten. Mein Blick tastete über das Meer, dorthin wo der unsichtbare Verfolger lauern mochte. Aber der Ozean war leer, und irgendetwas sagte mir, dass es eine Gefahr ganz anderer Art war, die ich spürte.
    Hinter dir, Robert!
    Die Stimme war so klar, als stünde der Sprecher unmittelbar neben mir. Andaras Stimme …
    Aber ich war allein auf dem Vorderdeck; der Hexer befand sich am anderen Ende des Schiffes, mehr als hundertfünfzig Fuß von mir entfernt! Und seine Stimme war direkt in meinen Gedanken!!
    Es ist hinter dir, Robert. Es … um Gottes willen! Lauf weg! Bring dich in Sicherheit!
    Alles schien gleichzeitig zu geschehen. Ich handelte, ohne zu denken und – aber das wurde mir in diesem Moment nicht einmal bewusst – nicht einmal aus freien Stücken, sondern gezwungen von einem fremden, ungeheuer starken Willen, federte zur Seite und schlug ungeschickt auf den glitschigen Decksplanken auf. Ein Schrei gellte über das Schiff, und irgendetwas Dunkles, Feuchtes und ungeheuer Starkes krallte sich in meinen Rücken, riss mich in die Höhe und versuchte mich gegen den Mast zu schleudern.
    Diesmal reagierte ich instinktiv. Statt mich gegen die Kraft zu stemmen, wie es der Angreifer erwartet

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