Als die Tiere den Wald verließen
er.
»Nun, dir muß doch klar sein«, sagte die Feldmaus, »daß diese Tiere keine zweite Chance mehr haben werden, zum Hirschpark zu gelangen - selbst wenn ihre Kinder größer geworden sind. Ich verstehe die Haltung der Wühlmaus. Wie können wir es verantworten, unsere Verwandten hier ihrem Schicksal zu überlassen?« »Ich übernehme die Verantwortung«, sagte der Dachs beherzt. »Ich bin jetzt euer Anführer.«
»Aber du bist weder eine Wühlmaus noch eine Feldmaus!« entgegnete die Oberste Wühlmaus. ».Du siehst die Sache in einem anderen Licht!« »Ich verstehe wirklich nicht«, sagte die Kreuzotter, »warum sich alle über eine Angelegenheit so aufregen, mit der sie gar nichts zu tun haben.« Die Wühlmaus und die Feldmaus starrten sie an. »Ich glaube, du vergißt etwas, Kreuzotter«, sagte der Dachs. »Bevor wir unsere Reise begannen, haben wir alle - und auch du - einen Schwur abgelegt. Mit diesem Schwur haben wir gelobt, daß die Sicherheit und das Wohlergehen jedes einzelnen alle Gruppenmitglieder angeht. Darüber solltest du einmal nachdenken!« endete er in schulmeisterhaftem Tonfall. Es entsprach nicht der Natur der Kreuzotter, sich zu entschuldigen. Sie begnügte sich damit, entwaffnend zu grinsen.
Die Wühlmaus und die Feldmaus wandten sich wieder dem Dachs zu.
»Wenn dieser Schwur etwas bedeutet hat, Dachs«, meinte die Wühlmaus, »wie kannst du dann davon reden, auch nur einen einzigen von uns zurückzulassen?«
»Wühlmaus, du weißt genausogut wie ich, daß die Mäuseeltern mit ihren Neugeborenen nicht reisen können. Aber aus Sicherheitsgründen müssen wir unsere Reise so schnell wie möglich hinter uns bringen; und da wir schon so weit gekommen sind, sollten die restlichen Mäuse mit uns weiterziehen. Wir werden unser Bestes tun, für die anderen einen sicheren Unterschlupf zu finden«, fügte er hinzu. »Ich bin sicher, daß sie sich hier wohl fühlen werden. Es ist ein ruhiges Plätzchen.« »Danke, Dachs«, sagte die Feldmaus, die vernünftiger war als ihre Verwandten. Mit beschwichtigender Stimme sagte sie zur Wühlmaus: »Der Dachs ist in einer schwierigen Lage, verstehst du das denn nicht? Er hat an dieser Situation keine Schuld, und er muß an alle denken.«
»Ich denke in diesem Augenblick vor allem an meine Artgenossen«, sagte die Wühlmaus. »Und das solltest auch du tun, Feldmaus. Wir müssen zusammenhalten. Ich kann nicht weitergehen, wenn einer der Unseren hierbleibt.«
»Tut mir leid, Dachs«, sagte die Feldmaus. »Die Wühlmaus hat recht.«
»Wenn das eure Entscheidung ist, dann muß ich sie akzeptieren«, sagte der Dachs traurig. »Aber für uns ist es das Wichtigste, unser Ziel zu erreichen. In Abwesenheit des Fuchses muß ich dafür sorgen, daß der Rest von uns an diesem Ziel ankommt, so leid es mir tut.« Die Wühlmaus verließ die Versammlung ohne ein weiteres Wort. Die Feldmaus zögerte noch, so als sei sie nicht sicher, doch schließlich folgte sie ihren Verwandten.
»Es ist verständlich, daß sie sich Sorgen machen«, meinte das Wiesel.
Die Versammlung löste sich auf. Man hatte beschlossen, nach der besten Stelle für die Wühlmäuse und die Feldmäuse zu suchen, sobald es hell war. Der Dachs entfernte sich allein, um nachzudenken. Die Aufsplitterung der Gruppe, die schon so weit gereist war, lag ihm auf der Seele. Er ertappte sich dabei, wie er daran dachte, wie glücklich er gewesen wäre, wenn er den Fuchs hätte befragen können. Aber jetzt verließen die Tiere sich auf ihn.
Sobald es hell war, machten sich ein paar der Tiere unter der Leitung des Dachses auf, um ein neues Zuhause für die Mäuse zu finden. Es war keine schwierige Aufgabe, da die kleinen Tierchen sehr anspruchslos waren.
Auf Anraten der Obersten Feldmaus wählten sie ein Fleckchen zwischen dicht beieinanderstehenden kleinen Birken, unter denen dick das weiche Laub lag und wo Zweige und Farnkraut einen guten Unterschlupf boten. Die Oberste Wühlmaus war ebenfalls der Meinung, daß diese Stelle, mit einem sonnigen Hügel in der Nähe, für ihre Artgenossen ideal sei, und so kehrten die Tiere mit dieser guten Nachricht rasch zu den anderen zurück.
Schon bald hatten sich die Feldmäuse und die Wühlmäuse in ihrem neuen Zuhause eingerichtet, und so machten sich die anderen Tiere, angeführt vom Turmfalken, auf den Weg, nachdem sie sich von den Mäusen verabschiedet hatten.
Die Sonne stieg höher, es wurde immer heißer, und sie kamen nur langsam vorwärts. Sie waren sehr erleichtert, als sie
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