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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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getrieben, wo das Wasser langsamer floß, und hier gelang es ihm, es sich ein wenig bequemer zu machen. Er zog sich etwas aus dem Wasser, bis seine Vorderläufe auf den großen Ästen ruhten, die ihn umgaben. In dieser Stellung legte er eine große Strecke zurück, während es langsam Tag wurde.
    Das Wasser war kühl und erfrischend, und da er nicht schwimmen konnte - er war ja ganz und gar vom Treibholz umschlossen -, hatte er sich schon bald von seiner Erschöpfung erholt. Aber während er auf seiner winzigen Insel immer weiter flußabwärts und von seinen Freunden weggetragen wurde, fragte sich der Fuchs, ob er wohl jemals wieder festen Boden unter den Füßen spüren würde.
    Das Treibholz trug ihn über ein Stauwehr, doch es geschah ihm nichts, außer daß er erschrak und untertauchte.
Schließlich wurde die Strömung wieder stärker und der Fluß breiter. Der Fuchs trieb an Anglern, Hausbooten, Ruderbooten und an Leuten vorbei, die Picknick machten. Er glitt unter überhängenden Weiden hindurch, und neben ihm fuhren kleine Vergnügungsdampfer mit vielen Passagieren in dünnen Sommerkleidern. Aber niemand sah ihn. Niemand machte eine Bemerkung über den schwimmenden Fuchs.
Er war schon fast überzeugt, daß er bald ins Meer gespült werden würde - in diese weite, schreckliche Wasserfläche, von der er schon gehört hatte -, als sich die Situation plötzlich wandelte.
Gerade trieb er unter einer Brücke hindurch und direkt auf ein Motorboot zu. Der Mann im Boot hatte offensichtlich geangelt, denn er holte eben sein Angelzeug an Bord. Das Holz, das den Fuchs umgab, blieb am Außenbordmotor hängen.
Der Fuchs wagte es nicht, ins Boot zu klettern, obwohl es tief im Wasser lag. Doch er hoffte, endlich das Ufer zu erreichen, wenn der Angler sein Boot anlegte. Als der Mann soweit war, begann er, langsam unter der Brücke hindurchzupaddeln, ohne ein einziges Mal zurückzublicken.
Ein Stück weiter teilte sich der Fluß in zwei Hälften und floß links und rechts an einer großen Insel vorbei. Der Mann paddelte in den linken Kanal, und der Fuchs sah vor sich zwei große hölzerne Tore, die quer durch das Wasser führten. Als sie näher kamen, gingen die Tore langsam auf, und der Mann paddelte hindurch. Plötzlich stand das Boot still. Der Fuchs stellte fest, daß sie sich in einem engen Kanal befanden, eingeschlossen von zwei riesig hohen, schlammbedeckten Wänden an den Seiten und zwei großen doppelten Toren vorn und hinten. Als er direkt nach oben blickte, sah er, wie menschliche Gesichter über die Wände herunterschauten.
Er hörte ein sprudelndes Geräusch, und dann wurde er auf dem Wasser treibend langsam angehoben. Die grünen, schlüpfrigen Wände bewegten sich langsam an ihm vorbei, und die Gesichter über ihm kamen immer näher. Gleich würde man ihn entdecken! Plötzlich hörte er den aufgeregten Schrei eines Kindes. Die Gesichter neigten sich tiefer über die Wände herab. Der Fuchs fühlte sich langsam unbehaglich. Er hörte, wie die menschlichen Stimmen lauter wurden, und sah, wie sich der Mann im Boot aufstellte und zu ihm herblickte.
Der Fuchs versuchte, sich unter den Ästen zu verbergen, aber es war zu spät. Immer mehr Gesichter starrten auf ihn herab, Finger waren auf ihn gerichtet, und immer mehr Stimmen erklangen. Der Fuchs befand sich jetzt fast auf gleicher Höhe mit den Menschen. Jetzt stieg das Wasser langsamer. Der Mann im Boot mußte sich wieder hinsetzen, um sein Boot zu lenken. Die Tore vor ihm öffneten sich, und er packte sein Paddel.
Der Fuchs sah, daß er den Fluß hinuntergeschleppt werden würde, falls er nicht schnell handelte. Sein Kopf lag jetzt auf der gleichen Höhe mit dem obersten Rand der Mauer. Arme streckten sich nach ihm aus, aber er wartete nicht ab, ob es vielleicht hilfreiche Arme waren. Er schnappte zweimal wild um sich, und die Arme wurden zurückgezogen. Mit einem Ruck befreite er sich aus dem Astgewirr, balancierte einen Augenblick lang und sprang dann hinauf auf den Pfad. Überall waren Beine, menschliche Beine. Er rannte direkt zwischen ihnen hindurch, bevor ihn jemand aufhalten konnte. Er sah das Flußufer und raste darauf zu. Dann rannte er, wie er noch nie im Leben gerannt war, weg von den Menschen und von dem Lärm, direkt auf das erste Versteck zu, das sich ihm bot. Aber überall schienen Menschen zu sein. Schreie folgten ihm. Die Menschen waren vor ihm und hinter ihm. Sie gingen spazieren, oder sie saßen und lagen auf der grasbewachsenen Böschung. Einige

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