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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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verkündete der Waldkauz in bestimmtem Tonfall. Schreie und Seufzer folgten seinen Worten. »Wir sind fast wieder am Fluß. Wir sind im Kreis gelaufen.«
Die Kröte spürte, wie vorwurfsvolle Augen auf sie gerichtet waren. Ihr Irrtum hatte die anderen kostbare Zeit und Kraft gekostet. »Es... es tut mir leid«, schluchzte sie. Der Dachs wollte gerade etwas sagen, und der Maulwurf stupste die unglückliche Kröte mit der Nase an, aber der Waldkauz war noch nicht fertig. »Es braucht dir nicht leid zu tun«, sagte er. »Es ist ganz klar, was passiert ist. Dein Heimatinstinkt hat sich gemeldet, so wie damals, als du eingefangen wurdest und dann geflohen bist. Er führte dich zurück zu deinem Teich im Farthing-Wald - deiner Geburtsstätte.«
Die Kröte schaute auf. »Natürlich«, murmelte sie. »Der unwiderstehliche Drang - er zieht mich in die falsche Richtung!«
Die anderen Tiere spürten, daß sie einem Geheimnis zum Opfer gefallen waren; einem uralten Geheimnis, auf das sie keinen Einfluß hatten. »Was... was sollen wir jetzt tun?« fragte die Oberste Feldmaus.
»Das ist ganz einfach«, sagte der Waldkauz. »Wir gehen den gleichen Weg wieder zurück.« »Aber was ist mit der Kröte?« fragte die Oberste Wühlmaus. »Wie kann sie uns jetzt weiterhin den Weg zeigen?«
»Glücklicherweise hat sie immer noch ihr Gedächtnis«, antwortete der Waldkauz. »Sie kann sich doch sicher noch daran erinnern, wie die Strecke aussieht, die vor uns liegt.« Die Kröte nickte.
»In Zukunft werde ich euch bei Nacht führen ...« sagte der Waldkauz.
»Und ich bei Tag«, sagte der Turmfalke. »Wird das klappen?« fragte das Oberste Eichhörnchen.
Der Waldkauz richtete sich auf. »Natürlich klappt das!« sagte er wichtigtuerisch.

18
Der Würger
    Tatsächlich kamen die Reisenden unter der Führung des Turmfalken und des Kauzes nur langsam voran, doch das war nicht die Schuld der beiden. Einige der weiblichen Wühlmäuse und Feldmäuse bescherten der Gruppe Nachwuchs, und dies führte zu einem Wendepunkt in ihrer Reise.
    Es war allen klar, besonders dem verzweifelten Dachs, daß die entsprechenden Mäuseeltern nicht weiterkonnten, und so wurde an dem Rastplatz, den sie sich ausgesucht hatten, eine Versammlung einberufen. »Es sieht also so aus, als ob unsere Schar wieder kleiner würde«, sagte das Wiesel.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte der Dachs unglücklich. »Wir können unsere Reise nicht unterbrechen und warten, bis die Mäuschen größer sind.« »Es war klar, daß dies geschehen würde«, bemerkte die Oberste Feldmaus. »Aber niemand hat das Thema je erwähnt.«
    »Wenn wir schon im Hirschpark wären, dann würde ich mich über dieses Ereignis riesig freuen«, sagte der Dachs.
»Wir sind es aber nicht«, entgegnete der Waldkauz. »O je«, seufzte der Dachs. »Ich frage mich, was der Fuchs jetzt getan hätte.«
»Diese Frage sollten wir uns nicht stellen«, sagte der Waldkauz ungeduldig. »Wir müssen uns entscheiden.«
»Da gibt es wirklich nichts zu entscheiden«, warf die Kreuzotter ein. »Wenn wir weitergehen wollen, dann müssen wir die neugeborenen Mäuschen zurücklassen. Wenn wir das nicht übers Herz bringen, dann müssen wir alle hierbleiben und alberne Liedchen singen, bis sie groß genug sind für die Reise. Glaubt mir, ich wüßte ganz genau, was ich tun würde.« »Wenn es nach dir ginge, dann wäre von uns sowieso keiner hier«, sagte die Oberste Wühlmaus ärgerlich und bemühte sich, den lüsternen Blick zu ignorieren, den ihr die Kreuzotter als Antwort zuwarf. »Bitte, bitte«, unterbrach der Dachs hastig. »Das führt zu nichts.«
»Die Kreuzotter hat natürlich recht«, sagte der Waldkauz nachdrücklich. »Die Mäuseeltern werden tun, was für ihre Kinder am besten ist, und das heißt, daß sie hierbleiben müssen. Wir können ihnen helfen, hier in der Gegend einen Unterschlupf zu finden. Aber dann müssen wir weiter. Dazu sind wir verpflichtet.« »Nun, Kauz, ich muß gestehen, daß ich dir zustimme.« Der Dachs nickte, während er das sagte. »Also, ich nicht!« gab die Wühlmaus zurück. »Für uns Wühlmäuse und die Feldmäuse ist die Sache nicht so einfach. Diese Geschöpfe sind unser Fleisch und Blut, und wir können sie nicht einfach hier zurücklassen.« Sie sah um Unterstützung bittend zur Feldmaus hinüber. »Also, wenn ein paar von den Mäusen hierbleiben müssen, dann bleiben wir alle hier.« Der Dachs zeigte sich äußerst besorgt. »Das solltest du nicht sagen, Wühlmaus«, bat

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