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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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zum Einsteigen gekommen; da schubste der Schaffner den Paten in einen Waggon und mich nach. In demselben Augenblicke wurde der Zug abgeläutet und ich hörte noch, wie der ins Coupé stolpernde Jochem murmelte: »Das ist meine Totenglocke.« Jetzt sahen wir’s aber: Im Waggon waren Bänke, schier wie in einer Kirche; und als wir zum Fenster hinausschauten – »Jessas und Maron!«, schrie mein Pate. »Da draußen fliegt ja eine Mauer vorbei!« – Jetzt wurde es finster und wir sahen, dass an der Wand unseres knarrenden Stübchens eine Öllampe brannte. Draußen in der Nacht rauschte und toste es, als wären wir von gewaltigen Wasserfällen umgeben, und ein ums andere Mal hallten schauerliche Pfiffe. Wir reisten unter der Erde.
    Der Pate hielt die Hände auf dem Schoß gefaltet und hauchte: »In Gottes Namen. Jetzt geb ich mich in alles drein. Warum bin ich der dreidoppelte Narr gewesen!«
    Zehn Vaterunser lang mochten wir so begraben gewesen sein, da lichtete es sich wieder, draußen flog die Mauer, flogen die Telegrafenstangen und die Bäume und wir fuhren im grünen Tale.
    Mein Pate stieß mich an der Seite: »Du, Bub! Das ist gar aus der Weis’ gewesen, aber jetzt – jetzt hebt’s mir an zu gefallen. Richtig wahr, der Dampfwagen ist was Schönes! Jegerl und jerum, da ist ja schon das Spitalerdorf! Und wir sind erst eine Viertelstunde gefahren! Du, da haben wir unser Geld noch nicht abgesessen. Ich denk, Bub, wir bleiben noch sitzen.«
    Mir war’s recht. Ich betrachtete das Zeug von innen und ich blickte in die fliegende Gegend hinaus, konnte aber nicht klug werden. Und mein Pate rief: »Na, Bub, die Leut’ sind gescheit! Und daheim werden sie Augen machen! Hätt ich das Geld dazu, ich ließe mich, wie ich jetzt sitz, auf unsern Berg hinauffahren!«
    »Mürzzuschlag!«, rief der Schaffner. Der Wagen stand; wir taumelten zur Tür hinaus.
    Der Türsteher nahm uns die Papierschnipsel ab, die wir beim Einsteigen bekommen hatten, und vertrat uns den Ausgang. »He, Vetter!«, rief er. »Diese Karten galten nur bis Spital. Da heißt’s nachzahlen, und zwar das Doppelte für zwei Personen; macht einen Gulden sechs Kreuzer!«
    Ich starrte meinen Paten an, mein Pate mich. »Bub«, sagte dieser endlich mit sehr belegter Stimme, »hast du ein Geld bei dir?«
    »Ich hab kein Geld bei mir«, schluchzte ich.
    »Ich hab auch keins mehr«, murmelte der Jochem.
    Wir wurden in ein Büro geschoben, dort mussten wir unsere Taschen umkehren. Ein blaues Sacktuch, das für uns beide war und das die Herren nicht anrührten, ein hart’ Rindlein Brot, eine rußige Tabakspfeife, ein Taschenfeitel, etwas Schwamm und Feuerstein, der Beichtzettel von Mariaschutz und der lederne Geldbeutel endlich, in dem sich nichts befand als ein geweihtes Messing-Amulettchen, das der Pate stets mit sich trug im festen Glauben, dass sein Geld nicht ganz ausgehe, solange er das geweihte Ding in der Tasche habe. Es hatte sich auch bewährt bis auf diesen Tag – und jetzt war’s auf einmal aus mit seiner Kraft. – Wir durften unsere Habseligkeiten zwar wieder einstecken, wurden aber stundenlang auf dem Bahnhofe zurückbehalten und mussten mehrere Verhöre bestehen.
    Endlich, als schon der Tag zur Neige ging, zur Zeit, da nach so rascher Fahrt wir leicht schon hätten zu Hause sein können, wurden wir entlassen, um nun den Weg über Berg und Tal in stockfinsterer Nacht zurückzulegen.
    Als wir durch den Ausgang des Bahnhofes schlichen, murmelte mein Pate: »Beim Dampfwagen da – ‘s ist doch der Teufel dabei!«

Mariä Himmelfahrt (15. August)
    Vom Urgroßvater, der auf der Tanne saß
    A n die Felder meines Vaters grenzte der Ebenwald, der sich über Höhen weithin gegen Mitternacht erstreckte und dort mit den Hochwaldungen des Heugrabens und des Teufelsteins zusammenhing. Zu meiner Kindeszeit ragte über die Fichten- und Föhrenwipfel dieses Waldes das Gerippe einer Tanne empor, auf welcher der Sage nach vor mehreren Hundert Jahren, als die Türken im Lande waren, der Halbmond geprangt habe und unter welcher viel Blut geflossen sein soll.
    Mich überkam immer ein Schauern, wenn ich von den Feldern und Weiden aus dieses Tannengerippe sah; es ragte so hoch über den Wald und streckte seine langen, kahlen, wild verworrenen Äste so wüst gespensterhaft aus, dass es ein unheimlicher Anblick war. Nur an einem einzigen Aste wucherten noch einige dunkelgrüne Nadelballen und über diese ragte ein scharfkantiger Strunk, auf dem einst der Wipfel gesessen. Den

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