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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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würden die Ferien mit ihrem Vater verleben und Freunde mitbringen, die während der Festtage über Nacht blieben. Mrs Cage bat Mr Hooch, aus dem Gutsbesitz eine geeignete Fichte auszuwählen und in dem hallenden steinernen Vestibül aufzustellen. Florence freute sich darauf, beim Schmücken zu helfen. Die Köchin hatte angefangen, schmackhafte Speisenfolgen zusammenzustellen, und allmählich kehrte wieder eine Stimmung fröhlichen Lebensmutes in der Dienstbotenetage ein. Florence hatte ihre Mutter überredet, May zu Weihnachten ein Paar Schlittschuhe zu schenken. So
bald der See zugefroren wäre, wollte sie May ihre Geschicklichkeit auf dem Eis vorführen. Und Mrs Cage hatte Florence einen besonderen Urlaub gleich im neuen Jahr versprochen. Sie hatte den richtigen Augenblick abgewartet, um ihrer Tochter mitzuteilen, dass sie ein paar Tage bei ehemaligen Freundinnen in Bayern verbringen würden.
    An dem Morgen, als der König die Thronverzichtspapiere unterzeichnete, ging May mit Mrs Cage in das kleinere, quadratische Schlafzimmer, das Miss Evangeline Nettlefold in Cuckmere bewohnt hatte. Gemeinsam fingen sie an, ihre Besitztümer durchzusehen und in einem von Ruperts alten Schrankkoffern zu verstauen. Die Schachtel, die Miss Nettlefolds Perücken enthielt, war bereits voll, jede Perücke in das Seidenpapier eingeschlagen, das Mrs Cage normalerweise für Lady Joans Kleider reservierte. Miss Nettlefolds traurige letzte Bitte hatte May gerührt, und sie war entschlossen, die Frau vor weiterer Schmach zu schützen.
    May hatte Florences Geständnis über Mrs Cages Sohn mit keinem Wort erwähnt. Sie hatte entschieden, dass sie sich an das Versprechen, das sie Florence gegeben hatte, nur dann halten konnte, wenn sie das Thema ganz mied. Es war Mrs Cage, die schließlich das Schweigen brach.
    »Die arme Miss Nettlefold. Ich wünsche ihr alles Gute. Aber ich glaube, wir können nur eins tun: übereinkommen, dass es im Leben einige Dinge gibt, die am besten unerklärt bleiben, finden Sie nicht auch?« Mrs Cage streckte ihre Hand zu May aus, die gerade dabei war, die Schachtel mit den Perücken sorgfältig neben einem kleinen silbernen Brieföffner im Schrankkoffer zu verstauen, und berührte sie sachte am Arm.
    »Ja, Mrs Cage, ich bin ganz Ihrer Meinung«, erwiderte May abrupt und ging unter einem Vorwand ins Badezimmer. Es roch nach Desinfektionsmitteln, und auf dem Bord über dem Waschbecken befanden sich lediglich ein paar unbenutzte Elastikbinden und zwei braune, halb mit Flüssigkeit gefüllte Fläschchen.
Sie erkannte die Etiketten sofort. Sie war überrascht, das Gift, das Mr Hooch für Kaninchen und Ratten benutzte, in Miss Nettlefolds Badezimmer vorzufinden. Aber es dauerte nicht lange, bis ihr einfiel, dass Mr Hooch erst einige Wochen zuvor erwähnt hatte, er müsse einen neuen Vorrat an Gift ordern.
    »Entweder habe ich meinen Vorrat falsch berechnet, oder ich hab das Zeug dieses Jahr schneller verbraucht als sonst.«
    May sah Loafer vor sich, wie er im Fond des Wagens auf Miss Nettlefolds üppigem Bauch lag und sich bewusstlos mit ihm hob und senkte. Sie schüttete die verbliebene Flüssigkeit in den Ausguss und steckte die Fläschchen in ihre Tasche. Nachdem sie sich bei Mrs Cage für ihre Hilfe bedankt hatte, ging sie zu Mr Hooch, um sich von ihm zum Bahnhof fahren zu lassen. Auf dem Weg zur Garage kam sie an dem Eimer für Gartenabfälle vorbei. Sie hob den Deckel und vergrub die beiden leeren Fläschchen unter einer Schubkarrenladung toter Pflanzen. Wenigstens von einem letzten Verrat würde Miss Nettlefold verschont bleiben.

25
    Julian konnte es kaum glauben, dass er England erst vor sechs Wochen verlassen hatte. Seit seiner Abreise hatte die Verfassung Großbritanniens, wie die französischen Zeitungen in erregter Ausführlichkeit berichteten, eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. Ebenso überrascht war er über die Veränderungen seiner eigenen Lebensperspektive, die auf eine Weise angespornt, erweitert, vergrößert und neu geordnet worden war, wie er es niemals zu hoffen gewagt hatte.
    Seinen Brief für May hatte er auf Mr Hoochs Werkbank in der Garage hinterlegt, denn er wusste, Mr Hooch würde dafür sorgen, dass sie den Brief so schnell wie möglich erhielt. An jenem Sonntag Ende Oktober hatte ihn ein Taxi abgeholt, noch bevor irgendjemand auf den Beinen war, und im ersten Licht der Morgendämmerung hatte er den Hafen von Newhaven erreicht. Kurz darauf saß er im Fährschiff nach Dieppe und

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