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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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Fahrerin vorstellen, Miss May Thomas, eine höchst ungewöhnliche junge Frau, die du unbedingt kennenlernen musst. Erinnerst du dich? Eben noch hatte ich dir erzählt, dass sie, genau wie ich, erst kürzlich über den Atlantik nach England gekommen ist.« Mit einem beruhigenden Lächeln wandte sie sich an May und sagte: »May, darf ich Ihnen Mrs Simpson vorstellen?«
    »Höchst erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Miss
Nettlefolds Freundin, deren symmetrische Augenbrauen eine nahezu hypnotisierende Wirkung hatten. Entgegen ihrer Aussage klang sie jedoch ganz und gar nicht erfreut und schüttelte May die Hand mit aggressivem Griff. »Sie sind sehr jung.« Ihre Stimme nahm einen anklagenden Ton an. Ihr Gesicht war so nah, dass May die eigentümlich angenehme Verbindung von Moschusparfüm und Eukalyptus riechen konnte, die Mrs Simpsons Atem entstieg.
    »Ich bin neunzehn, Madam.«
    »Neunzehn«, wiederholte Mrs Simpson und ließ das Wort wie ein Bonbon in ihrem Mund umhergleiten. »Neunzehn. Mit neunzehn war ich schon verheiratet. Wohlgemerkt, das erste Mal. Beim zweiten Versuch war ich sehr viel älter und besser vorbereitet!« Noch über die Albernheiten ihrer Jugend lachend, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Päckchen in Mays Hand zu. »Und das ist wirklich für mich?«, fragte sie mit Blick auf Miss Nettlefold.
    »Ich glaube, du kannst dir denken, was es ist!«, erwiderte diese mit einem kleinen aufgeregten Händeklatschen. »Ich hoffe, deine Tanzschuhe stehen bereit!«
    »Oh, David, komm und schau dir das an!« Mrs Simpson wandte sich um und blickte zum Fenster, vor dem die gelben Samtvorhänge zugezogen waren. Dort saß neben dem Konzertflügel ein Mann auf einem Sofa. Zu seinen Füßen lagen zwei schlafende Terrier, die ihre Köpfe an seine Schuhe geschmiegt hatten. Sein eigener Kopf war über eine Gobelinleinwand gebeugt, durch die er mit rhythmischen Bewegungen eine Nadel mit grünem Wollfaden stichelte. Beim Klang seines Namens sah er auf.
    »Komm, Cora, fort mit dir. Du auch, Jaggs.« Mit diesen Worten schob er die beiden Hunde von seinen Schuhen auf den Fußboden. Er legte die Stickerei aufs Sofa, griff nach einem silbernen Etui, das mit einem Monogramm verziert war, und zündete sich eine Zigarette an. Dann gesellte er sich zu den anderen. May hatte ihn auf Fotos gesehen. Ein goldgerahmtes, das ihn mit
einer Zigarette im Mund zeigte, hatte sogar in ihrer Schule gehangen. Aber es war ein Schock, den Mann von der Schwarz-Weiß-Fotografie nicht nur in Farbe, sondern atmend und in Bewegung vor sich zu sehen. In echt wirkte er dünner und noch kleiner als die traurige Gestalt, die sich der Menschenmenge unlängst beim Begräbnis seines Vaters präsentiert hatte. Sein Gesicht hatte die Farbe einer Pflaume, und sein linkes Augenlid hing ein wenig herab, so als würde er zwinkern. Er trug einen grau-roten Schottenrock mit schwarzen Karos und einen dicken blauen Wollpullover. Auf einem der Ärmel waren unter einer Schicht Zigarettenasche einige kleine Brandflecke zu erkennen. Offenbar war er, was einen präsentablen Auftritt anbelangte, ebenso unvorbereitet wie May.
    »Nun, Miss …?«
    »Thom-Thomas«, ergänzte sie, über ihren eigenen Namen stolpernd, bevor sie hinzufügte: »Sir, ich meine, Eure Königliche. König. Entschuldigung, Eure Majestät, meine ich.«
    Er schien sich allerdings weder an ihrer Verwirrung noch an ihrem wackligen Versuch eines Hofknickses zu stören. Er wandte sich um und sah Mrs Simpson dabei zu, wie sie das braune Päckchen aufschnürte.
    »Was haben wir denn da, liebe Evangeline?«, rief Mrs Simpson mit ihrer scheppernden Stimme, als sie die flache Schallplattenhülle ausgepackt hatte. »Meine Güte! Das ist in der Tat ein Fall für meine Tanzschuhe!« Und als sie sich die Schutzhülle näher angesehen hatte, rief sie: »Evangeline, Liebling! Du bist großartig! Ein Foxtrott von Handy's Memphis Blues Band. Meine Güte! David, das musst du dir ansehen!«
    Mrs Simpson hielt ihm die hellgelbe Scheibe entgegen, auf der »Hergestellt für Hochschild, Kohn & Co.« aufgedruckt war.
    »Oh, Evangeline! Hochschild's! Unser Lieblingskaufhaus. Das Lippenstiftkaufhaus, in dem wir Zuflucht vor unseren Müttern gefunden haben! Waren wir sechzehn oder vielleicht erst fünfzehn?«
    Bei der Erinnerung leuchteten ihre Augen. Aber Miss Nettlefold hatte noch eine weitere Überraschung für sie parat.
    »Wallis, es gibt eine ganz himmlische Fügung, die dich sicherlich entzücken wird.« Miss

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