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Alte Liebe: Roman

Alte Liebe: Roman

Titel: Alte Liebe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich , Bernd Schroeder
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der Krone. Und sie wird vielleicht glücklicher, als wenn sie spüren muss, dass ihre Eltern wieder einmal auch diesen Schritt missbilligen. Und was Männer betrifft, denke ich mir, da hat sie vielleicht keine großen Illusionen mehr und ist bereit, Kompromisse einzugehen. Also, Harry, keinen Ärger machen, geduldig und souverän sein, auf die Rolle des alten Revoluzzers verzichten. Das kriege ich hin.
    Herr Molitor, der Chauffeur, der damals Laura zu uns gebracht und wieder abgeholt hat, bringt uns zur Villa. Während Lore nachdenklich und still zum Fenster hinausschaut, unterhalte ich mich mit ihm. Er hat vor der Wende die Stasibonzen gefahren. Da wüsste er Geschichten zu erzählen, mit denen man Bücher füllen könnte. Seine neuen ›Herrschaften‹, wie er sie nennt, lobt er über alles, und er preist die neue Zeit, ist aber auch wie ich dafür, dass man die, die damals kleine und große Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, nicht einfach laufenlässt.
    Vor der Villa steht ein riesiges weißes Zelt auf dem Tennisplatz, der sogenannten Wiese mit Streifen. Eine Band spielt darin. Vor dem imposanten Eingang zur Villa stehen sechs Lakaien in Barockuniform mit Fackeln Spalier. Ich erkenne sie wieder, es sind die aus dem standesamtlichen Schlösschen von gestern. Ich gebe jedem von ihnen die Hand, was keiner der vielen ankommenden Gäste tut, und die Lakaien sind leicht verunsichert. Einer von ihnen hat mir gestern erzählt, dass er früher bei der Volkspolizei war. Auch eine Karriere, denke ich. Wir werden langsam von nachdrängenden Gästen in die Halle geschoben, die so groß ist, dass wohl unser Häuschen bequem darin Platz hätte. Leni hätte gesagt: Harry, wie heizen die das und wer putzt die vielen Fenster?.
    Es herrscht Hochbetrieb. Wir kennen niemanden. Es ist ein relativ altes Publikum. Herren aus der Wirtschaft mit teils jüngeren Frauen, alle sehr rausgeputzt, sehr viel Schminke. Schwarz und Weiß herrschen vor, Smokings und Abendkleider. Lore sieht mit ihrem bunten Sommerkleid aus wie eine seltene, exotische Blume. Sie gefällt mir so sehr.
    Wir stürzen uns ins Gewühl. Verlieren uns, gehen eigene Wege. Als ich später nach draußen komme, um frische Luft zu schnappen, finde ich Lore auf einer Parkbank wieder.

    *

    »Na, Lore, ganz alleine hier draußen.«
    »Ja. War mir zu viel Trubel. Es ist so friedlich hier.«
    »Dann setz ich mich ein bisschen zu dir.«
    »Schön ist das ja alles. Nicht?«
    »Ja, doch. Mir wär es zu groß.«
    »Ja, natürlich, mir auch. Mir ist dein Garten lieber.«
    »Unser Garten, Lore.«
    »Wo warst du die ganze Zeit?«
    »Im Herrensalon. Habe mit Max eine Zigarre geraucht.«
    »Wer ist Max?«
    »Na, Glorias Schwiegervater.«
    »Ach so, ja. Ist das jetzt schon dein Max?«
    »Wir sind bei Max, Harald und Sie angekommen. Harry möchte er nicht sagen, das sei ihm zu salopp.«
    »Und über was habt ihr geredet?«
    »Er hat geredet. Über Schweinebanden. Das ist sein Lieblingswort.«
    »Schweinebanden?«
    »Jawohl.«
    »Und wer oder was –«
    »Schweinebanden, das sind die Ossis, die diese Villa so runtergewirtschaftet haben. Und die Slowaken, die ihm die Grundstücke nicht zurückgeben, die angeblich seiner verstorbenen Frau gehörten. Und die Schwarzen, die Namibia regieren. Alles Schweinebanden.«
    »Was hat er mit Namibia zu tun?«
    »Sein Bruder betreibt dort eine Farm. Da geht er regelmäßig mit Geschäftsfreunden auf Großwildjagd.«
    »Das passt doch alles irgendwie ins Bild, oder?«
    »Ab und zu schießt er eine trächtige Antilope, sagt er. Den Embryo bekommen die Neger. Die fressen da zwei Wochen dran, sagt er.«
    »Das ist ja widerlich!«
    »Er ist widerlich, Lore.«
    »Und sagt er ›Neger‹?«
    »Ja. Die Schweinebande, die regiert, das sind ›Schwarze‹. Die, die auf der Farm arbeiten, sind die ›Neger‹.«
    »Und die ›fressen‹?«
    »Ja, Neger fressen Antilopenembryos.«
    »Ah, hör auf! Armer Harry, das musstest du dir anhören. Und du hast keinen Ärger gemacht. Respekt.«
    »Es kam noch besser: Namibia, sagte er, würde zwar von schwarzen Banditen regiert, aber die schätzten wenigstens die Verdienste der deutschen Farmer für das Land. Dort, sagte er, spüre man an allen Ecken die deutsche Kultur. Ja, sagte ich, diese Kultur begann wohl 1904 mit Generalleutnant von Trotha, der im Auftrag des Kaisers achtzigtausend Hereros niederschießen ließ.«
    »Was sagt er dazu?«
    »›Ach, kommen Sie, Harald, das waren Wilde – heute interessiert

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