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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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der zum dritten Mal in der Patsche landet, garantiert irgendwo eine Tante steckt, die ihn geschubst hat.«
    »Daran ist viel Wahres, Sir.«
    »Es ist einfach Unsinn, einen Unterschied zwischen guten und schlechten Tanten machen zu wollen. Im Grunde sind sie doch alle gleich. Irgendwann kommt immer ihr Pferdefuß zum Vorschein. Nehmen wir mal diese Dahlia, Jeeves. Eine ehrlichere Haut als sie gibt es nicht, so sollte man meinen. Und doch bringt sie es fertig, mich für so eine Aufgabe zu schanghaien. Es ist ja bekannt, daß Wooster schon mal einem Polizisten den Helm gemopst hat. Es ist auch bekannt, daß Wooster verdächtigt worden ist, ein Handtaschenräuber zu sein. Aber dieser Tante ist es vorbehalten geblieben, der Welt einen Wooster zu präsentieren, der pensionierte Polizeirichter in ihrem Heim besucht und ihnen, während er ihre Gastfreundschaft genießt, silberne Sahnekännchen klaut. Das ist doch wirklich der Gipfel!« sagte ich, denn ich war hell empört.
    »Höchst beunruhigend, Sir.«
    »Ich möchte nur wissen, wie mich Bassett empfangen wird.«
    »Es dürfte interessant sein, seine Reaktion zu beobachten, Sir.«
    »Hinauswerfen kann er mich ja wohl nicht, da Miss Bassett mich eingeladen hat, oder?«
    »Nein, Sir.«
    »Andererseits könnte er – und vermutlich wird er – mich über den Rand seines Kneifers beäugen und dabei mißbilligende Geräusche machen. Das sind keine schönen Aussichten.«
    »Nein, Sir.«
    »Mit anderen Worten: mir würde nichts Gutes blühen, auch wenn mir die Sache mit dem Sahnekännchen nicht aufgehalst worden wäre.«
    »Ganz recht, Sir. Darf ich mir die Frage erlauben, ob Sie beabsichtigen, Mrs. Travers’ Wunsch Folge zu leisten?«
    Wenn man am Steuer eines Autos sitzt, das mit fünfzig Meilen in der Stunde dahintrudelt, kann man seine Hände schlecht mit einem Ausdruck der Verzweiflung gen Himmel recken, sonst hätte ich es in diesem Augenblick getan.
    »Genau das ist die Frage, die mich schon die ganze Zeit quält, Jeeves. Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Es geht mir wie diesem Menschen, den Sie ein paarmal erwähnt haben. Sie wissen schon: der, bei dem irgendwas auf irgendwas folgte. Der Mann mit der Katze.«
    »Sie meinen Macbeth, Sir. Die Hauptfigur in der gleichnamigen Tragödie des Dichters William Shakespeare. Von ihm heißt es, er lasse ›Ich fürchte‹ folgen dem ›Ich möchte‹, der armen Katz’ im Sprichwort gleich.«
    »Ja, genauso geht es mir auch. Ich bin unentschlossen und wankelmütig … sagt man wirklich ›wankel‹?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Zuerst muß ich immer daran denken, daß mir Anatoles Menüs entzogen werden könnten, und das gibt mir den Mut der Verzweiflung. Aber dann geht es mir wieder durch den Kopf, daß mein Ruf in Totleigh Towers sowieso schon arg ramponiert ist und der alte Bassett mich für einen Kleptomanen hält, der alles mitgehen läßt, was nicht niet- und nagelfest ist …«
    »Sir?«
    »Habe ich Ihnen das noch nicht erzählt? Ich bin ihm gestern wieder begegnet. Peinlich, peinlich! Er betrachtet mich jetzt als den Abschaum der Unterwelt. Wenn ich in seinen Augen nicht der Staatsfeind Nummer eins bin, dann jedenfalls Nummer zwo oder drei.«
    Ich erzählte ihm kurz, was passiert war, aber wer beschreibt meine Verwunderung, als ich sah, daß meine Schilderung ihm Anlaß zur Erheiterung gab. Es kommt nur selten vor, daß Jeeves lächelt, aber jetzt umspielte unverkennbar ein Grinsen seine Lippen.
    »Ein wirklich komischer Irrtum, Sir.«
    »Komisch, Jeeves?!«
    Er muß gemerkt haben, daß Heiterkeit hier fehl am Platze war, denn rasch ordnete er seine Physiognomie und ließ das Schmunzeln verschwinden.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Ein bedauerlicher Irrtum, wollte ich sagen.«
    »Das meine ich aber auch!«
    »Es muß Sie nervlich sehr belastet haben, Sir Watkyn unter solchen Umständen zu begegnen.«
    »Allerdings! Und es würde mich nervlich noch viel mehr belasten, wenn er mich dabei erwischte, wie ich ihm das Sahnekännchen stibitze. Diese Szene sehe ich im Geiste dauernd vor mir.«
    »Das ist verständlich, Sir. Dadurch wird die angeborne Farbe der Entschließung durch des Gedankens Blässe angekränkelt; und Unternehmungen voll Mark und Nachdruck, durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, verlieren so den Namen Handlung.«
    »Haargenau. Sie nehmen mir die Worte aus dem Munde.«
    Und während ich weiterfuhr, grübelte ich, was das Zeug hielt.
    »Und dann ist da noch etwas, Jeeves. Selbst wenn ich bereit wäre, das

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