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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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Jacke, der schönste Südwester, die regendichteste Hose und die festesten Wanderstiefel im Schrank warten, heißt es noch lange nicht, dass man auch Lust hat loszugehen. Also muss man sich zwingen, man muss einen Anlass haben.
    UND JETZT KOMMEN WIR AUF DEN HUND.
    Wenn Sie auch nur im Entferntesten etwas mit diesen vierbeinigen Freunden anfangen können, dann schaffen Sie sich einen Hund an - sollten Sie sich zu wenig bewegen und die Möglichkeit haben, sich ein bisschen um das Tier zu kümmern.
    ABGESEHEN VON EINIGEN GEWICHTIGEN GEGEN-ARGUMENTEN - ABER DAZU SPÄTER - IST DER HUND IN SACHEN SPAZIEREN GEHEN DIE PERFEKTE LÖSUNG.
    Denn das Tier muss raus - jeden Tag, bei jedem Wetter. Egal, wie Sie drauf sind oder was die anderen sagen: Wenn man seinen Hund ernst nimmt und liebt, dann geht man mindestens zwei Mal am Tag mit ihm zu ausgedehnten Spaziergängen raus. Wer in einer Etagenwohnung lebt und keine Zeit hat, sollte sich allerdings keinen Hund anschaffen. Das ist nichts weiter als Tierquälerei. Alle anderen, die vor, nach, während der Arbeit mit dem Hund rausgehen können oder jemanden zu Hause haben, der das dann auch mal übernimmt, für all die ist das die ideale Lösung.

    ICH SPRECHE DIESES KAPITEL HIER GERADE AUF EIN DIKTIERGERÄT, WÄHREND ICH MIT UNSEREM HUND LUZIE UNTERWEGS BIN.
    Eigentlich war ich heute Morgen mies gelaunt: Reißen im Rücken, leichter Kater, Steuererklärung noch nicht gemacht, Unerledigtes auf dem Schreibtisch, und eigentlich wollte ich den Keller aufräumen. Na, ich war nicht mit mir im Reinen. Und dann sagte meine Frau: »Geh doch ein bisschen mit dem Hund. Das bringt dich besser drauf.« Ich also meine coolen Goretex-Wanderschuhe angezogen, Pulli, Lederjacke, Handschuhe - es ist Herbst -, und raus mit dem Hund. Luzie, schon 13 Jahre alt, betagt, aber immer noch ganz gut drauf, war außer sich vor Freude. Nicht unbedingt, weil der alte Gnatzkopf mit ihr rausgeht, sondern nur weil es überhaupt rausgeht.

    Die Luft ist kalt, aber frisch. Ich bin gerade auf dem Weg in einen Wald, und schon merke ich, dass ich mich ein bisschen besser fühle. Okay, ein paar Leute, die mir entgegenkommen, denken, was ist das für ein bescheuerter Typ, der da in seine Hand reinquatscht. Scheiß drauf! Luzie, eine Mischung aus Labrador und Golden Retriever, läuft vorweg, pinkelt mal irgendwo hin, kotet ins Unterholz, und ansonsten schnüffelt und freut sie sich.
    Wir bilden eigentlich eine ganz perfekte Symbiose. Luzie ist mit sich zufrieden, und ich werde langsam ruhiger und besser gelaunt, weil ich an der frischen Luft bin, kräftig ausschreite, das Gefühl habe, ich tue was.
    ICH SCHLENDERE NICHT NUR WIE SO EIN ALTER SACK HERUM, SONDERN WALKE PRAKTISCH SPORTIV DURCH DIE NATUR.
    Fragen Sie Leute, die Hunde haben. Es ist tatsächlich so. Wenn man einen Hund hat, geht man mehr raus. Man zwingt sich, weil der Hund eben rausmuss, und kommt sich zudem auch nicht so blöd vor. Denn jeder sieht es ein, dass Menschen mit Hunden bei Mistwetter über irgendwelche Wiesen, durch Wälder oder Vorstadtsiedlungen
laufen, ohne sich dabei etwas zu denken. Ein etwa fünfzigjähriger Mann, der sich allein mit hochgeschlagenem Mantelkragen am Rande von Wohnblocks oder Kleingartensiedlungen herumtreibt, fällt ja doch immer irgendwie etwas unangenehm auf. Bei Hundebesitzern ist das völlig anders. Sie sind generell unverdächtig, und sie kommen zudem ins Gespräch mit anderen Hundebesitzern. Für Singles übrigens eine willkommene Gelegenheit, Frauen oder Männer kennenzulernen. Ich habe schon oft gehört, dass Leute beim Hundespaziergang angebandelt haben.
    JETZT WOLLEN WIR ABER NICHT UNTERSCHLAGEN, DASS DIE ENTSCHEIDUNG, SICH EINEN HUND ZU KAUFEN, NICHT ALLEINE DAVON GETRIEBEN SEIN SOLLTE, DASS MAN REGELMÄSSIG SPAZIEREN GEHEN MÖCHTE.

    So ein Hund ist ein sensibles, manchmal aggressives, manchmal lethargisches, lebhaftes, aber durchaus nicht unkompliziertes Lebewesen, das erzogen werden will. Und wer sich einen jungen Hund kauft, direkt ab Wurf, wie es so schön heißt, der sollte sich auf ein nicht unanstrengendes erstes Jahr einstellen. Die Sache mit dem Stubenrein-Bekommen ist schon schwer genug.
    MENSCHEN MIT TEPPICHEN WERDEN NICHT IMMER IHRE FREUDE HABEN, WENN SIE FRISCH EINGEKOTETE PERSER SÄUBERN MÜSSEN. ABER DAS KRIEGT MAN DANN DOCH RELATIV SCHNELL HIN.
    Ansonsten ist die Hundeerziehung eine gar nicht so einfache Sache. Tiere lassen sich nicht so einfach überzeugen. Man kann mit ihnen nicht vernünftig
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