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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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reden, man muss ihnen Befehle geben und Leckerlis, wenn sie gehorchen, sie übertrieben loben, streicheln - kurz: Man kann sie grundsätzlich nicht wie Kinder erziehen.
    DER HUND - ICH MUSS ES HIER EINMAL GANZ KLAR SAGEN - ALSO DER HUND BRINGT IN EINEM DIE AUTORITÄREN SEITEN HERVOR.
    Luzie in ihren wilden Kindheits- und Jugendjahren war unfassbar schwer in den Griff zu kriegen. Sie lief jedem Tier, jedem Menschen hinterher - nicht, um zu beißen, sondern um zu spielen und sich zu freuen. Sie holte alte Damen vom Fahrrad und wurde mehrfach fast überfahren. Ich habe dann stets am Straßenrand gestanden, mit hochrotem Kopf herumgebrüllt und mich beim Versuch, das Tier in den Griff zu bekommen, ungeheuer aufgeregt. Ein Besuch in der Hundeschule hat uns dann in die Grundbegriffe der Hundeerziehung eingeführt.
    ES GEHT HIER - DAS IST SCHNELL ERZÄHLT - VOR ALLEN DINGEN UM KONSEQUENZ, KLARE KANTE, KEINE AUSNAHMEN.
    Man lernt auch, dass es so ein Hund zum Beispiel nicht verstehen kann, dass er, wenn er wegläuft und man rumbrüllt, und der Hund dann irgendwann kommt, zur Belohnung dann eine gesemmelt kriegt. Er speichert dann in seinem Kopf ab: Ich krieg eine geklebt,
wenn ich wiederkomme - statt: Ich krieg was auf die Rübe, wenn ich weglaufe. Womit ich jetzt hier nicht meine, dass der Hund geschlagen werden sollte. Es geht um einen Klaps oder ein Rütteln - oder man würgt das Tier heftig - kleiner Scherz, sollte man nicht machen. Aber ich will mich in diesem Kapitel nicht in den Feinheiten und Untiefen der Hundeerziehung verlieren, denn es gibt da durchaus auch verschiedene Schulen und verschiedene Meinungen.
    WIR HABEN MIT KONSEQUENZ, EINIGEM GEBRÜLLE UND RÜTTELN DAS TIER SCHLIESSLICH ZU EINEM LEIDLICH ERZOGENEN WESEN GEMACHT, HABEN SEITDEM ABER AUCH VIEL MEHR SPASS MITEINANDER.
    Ein paar Dinge sind klargestellt, und Luzie und ich kommen jetzt eigentlich recht prima miteinander aus.

    Ich bin übrigens gerade auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes. Früher sind hier die Panzer gerollt, jetzt ist es ein Naturparadies. Luzie läuft hinter mir. Die Weite dieses Platzes, die bewachsenen Hügel, auf denen die Panzer früher fuhren, all das strahlt eine majestätische Ruhe aus.
    ICH FÜHLE MICH VERDAMMT VIEL BESSER ALS NOCH VORHIN UND SAGE MIR, OHNE MEINEN HUND WÄRE ICH SOZUSAGEN AUF DENSELBEN GEKOMMEN.
    Klar, wenn man so ein Tier hat, ist es schwer, in den Urlaub zu fahren - sofern man keinen hat, der währenddessen auf den Hund
aufpasst. Zudem ist er teuer, er muss versichert werden, er frisst eine Menge, er macht Dreck. Wenn er mal krank ist, erbricht er sich in seinem Körbchen.
    Er macht Lärm, aber er passt auch auf. Wir fühlen uns nach zwei Einbrüchen sehr viel sicherer, seit wir Luzie haben. Was die Einbrecher nicht wissen, ist, dass dieser Hund nur bellt und nie beißt, aber das sollen sie ja auch nicht wissen. Deshalb werde ich diese Stelle später wieder aus diesem Kapitel streichen. Vielleicht auch nicht, weil: Vielleicht stimmt es ja auch nicht, und Luzie ist ein gefährlicher, blutrünstiger Wachhund, der jeden zerreißt, der es wagt, illegal den Fuß auf unser Grundstück zu setzen.
    UND ICH WILL DAS ENDLICH MAL SEHEN.
    Versuchen Sie es doch! Ich wische dann gern das Blut weg, das aus Ihren zerfetzten Unterschenkeln sprudelt.

Wenn alte Säcke mit sich selber sprechen
    VERDAMMT BEKANNTE SÄTZE, NICHT WAHR?
    Oh, Mann!
    Verdammt.
    Das ging alles so schnell mit dem Leben.
    Früher - das ist noch gar nicht so lange her.
    Wo sind die letzten zwanzig Jahre geblieben?
    War’s das jetzt?
    Ich fühle mich doch noch so jung.
    Okay, mal abgesehen von den Rückenschmerzen und dem lädierten Knie.
    ABER EIGENTLICH - SO IM KOPF, SO MIND-MÄSSIG - BIN ICH NOCH VERDAMMT GUT DRAUF.
    Also, wenn ich wollte, dann könnte ich noch mal so richtig die Sau rauslassen …

    Campen mit Kumpels in Kanada.
    Oder einen dieser Marathonläufe.
    Mit Boxen anfangen.
    ALSO, WENN ICH MEHR ZEIT HÄTTE.
    ALSO ECHT, KEIN PROBLEM - THEORETISCH.
    ICH NEHM MIR DAS JETZT MAL VOR.
    Oder kauf ich mir dieses Motorrad?
Oder den geilen kleinen Wagen?
Oder doch das Rennrad?
Na ja, Sport wäre ja besser.
Selber bewegen.
    GUCK DIR DIE PLAUZE AN.
    GANZ SCHÖNE POCKE.
    ECHTES »HOLSTEN-GESCHWÜR«.
    Gut - also entweder das Fahrrad, und dann richtig loslegen.
    Oder ab jetzt drei Mal die Woche laufen.
    Eisenhart!
    Man muss angehen gegen den Verfall.
    Und dann check ich mal dieses Fitness-Center.
    Und bei den Poker-Runden mit den Jungs
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