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Altern verboten

Altern verboten

Titel: Altern verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Glück in unserer Republik aufrechtzuerhalten …«
    Ein Signalton erfüllte das Apartment. Yakubar zuckte zusammen. Die Türglocke! Sie tönte ein wenig wie ein großes Glas, wenn man es mit einem feuchten Finger in Schwingungen versetzte. Persönlicher Besuch? Eine Kontrolle? Ein verspäteter Gratulant? Yaku stand auf. Er wußte genau, was die Stunde geschlagen hatte.
    Auf der anderen Seite der Fassadenschlucht parkten drei weiße Sicherheitsgleiter auf der Terrasse – nicht einer, nicht zwei: drei! –, und sechs Exekuter in weißen Uniformen und blauen Helmen standen vor den Fahrzeugen. Sechs! Yaku bildete sich ein, sie würden durch Feldstecher zu ihm herüberspähen.
    »… ganz besonders freue ich mich, euch heute einen Mann vorstellen zu können, dessen Verdienste um das Wohl der Republik so großartig sind, daß er mir vom Direktorium für die Höchste Ehrung vorgeschlagen wurde …«
    Yaku ging zur Apartmenttür. Ihm war übel. Er wagte nicht, das VQ-Feld für die Außenkamera zu aktivieren.
    »… heißt Gender DuBonheur. Dr. DuBonheur ist Quanteningenieur und Kunsthirnspezialist. Er hat einen Quantenkernprozessor für Kunsthirne entwickelt, der die Gefahr einer Roboterrevolution ein für allemal ins Reich der Mythen verbannen wird …«
    Schon wieder der Signalton! Yaku atmete dreimal tief durch. Danach öffnete er die Tür. Zwei Männer standen davor. Weiße Uniformen, blaue Helme und das blaugoldene Spiralemblem der Republik auf den Brusttaschen. Sie lächelten und verneigten sich. Der linke reichte Yaku ein weißes Kuvert, der rechte ein Päckchen in blauem Geschenkpapier. Schweigend und lächelnd zogen sie sich zu den Liften zurück.
    »… ein komplexes Staatsgebilde wie unsere Republik kann auf Kunsthirne jeder Form nicht verzichten, heute nicht und morgen nicht. Um so wichtiger ist es, eine bislang nur theoretisch für möglich gehaltene Persönlichkeitsentwicklung der Maschinen nachhaltig und schon im Keim zu …«
    Noch auf dem Weg zurück in den Salon riß Yaku das blaue Papier von dem Päckchen – die bei solchen Gelegenheiten übliche Flasche Cognac. Ein ganzes Leben lang war Alkohol verboten. Und jetzt Cognac. Na prima. Sein Mund war auf einmal trocken. Er mußte ein paarmal schlucken.
    »… um so dankbarer müssen wir alle Dr. DuBonheur sein, der uns mit seiner Erfindung für alle Zeiten vom Phantom einer solchen Gefahr befreit …« Erst als ihm die Tränen aus den Bartstoppeln auf das Kuvert tropften, merkte Yaku, daß er weinte. »… darum bin ich der festen Überzeugung, daß solches Engagement dem Wohl der Republik und unser aller Zukunft nachhaltig und …« Die Stimme des P.O.L. klang aus einer fernen Welt zu ihm herüber. Er öffnete den Brief.
    Das Schreiben trug den Briefkopf des Direktoriums von Doxa IV. Verehrter Yakubar Tellim , las er. Im Namen der Galaktischen Republik Terra danken wir Ihnen für die Treue und Hingabe, mit der Sie der Republik ein Leben lang gedient haben, und laden Sie ein, sich morgen, am 28. Januar 2554, pünktlich um 15.00 Uhr im Foyer des Ruheparks einzufinden. Ihre Dokumente übergeben Sie bis dahin bitte Ihrem ältesten Sohn beziehungsweise Ihrer ältesten Tochter. Außerdem bestimmen Sie bitte bis zum heutigen Abend ein Mitglied Ihrer Sippe zum Nachlaßverwalter. Händigen Sie demselben eine schriftliche Verfügung aus, die zweifelsfrei klärt, wie mit dem von Ihnen bisher in Anspruch genommenen Wohnraum zu verfahren ist. Wir müssen Sie nicht extra darauf hinweisen, wie knapp Wohnraum auf Doxa IV ist, und wären dankbar, wenn Sie sich entschließen könnten …
    »… darum also habe ich verfügt, daß Dr. Gender DuBonheur seinen Lebensabend in meiner Nähe hier auf Terra Prima verbringen darf. Mögen besonders die jungen Menschen in unserer Republik …«
    Die Schrift verschwamm hinter einem Tränenschleier. Yaku las nicht weiter. Die Stimme des P.O.L. rauschte an ihm vorbei. Nur beiläufig registrierte er ihren heiteren, etwas gestelzten Unterton. Auch daß der Rabe aufgeregt krächzte, hörte er kaum. Etwas Heißes stieg in ihm auf. Ihm war plötzlich, als würden seine Eingeweide verbrennen.
    »Das ist ungerecht!« brüllte er. »Das ist nicht korrekt …!« Er trat nach dem Tisch. Der stürzte um, Bilder und Bücher rutschten auf den Boden. Er sprang auf, rannte zum Sichtfeld und präsentierte das Schreiben dem lächelnden Gesicht des P.O.L. »Wie findest du das!? Ist das nicht eine schreiende Ungerechtigkeit?! Du mußt mir helfen …!« Er

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