Altern verboten
Schlachtschiffe, eines Versorgungsschiffes und vier schwerer sowie sechs leichter Kreuzer. »Die BRANDENBURG befindet sich bereits in Maligniz. Die BRÜSSEL wird sich uns anschließen. Ich werde den Entsatzverband persönlich kommandieren. Primoberst Cahn, Kommandeur der MOSKAU, übertrage ich hiermit das Kommando über den Zwölften PK-Verband während meiner Abwesenheit. Die Arbeiten auf dem Glaucaurisplaneten gehen weiter. Über etwaige ungewöhnliche Vorkommnisse wünsche ich informiert zu werden. Ich warte auf Ihre Bestätigung, meine Damen und Herren.«
Nacheinander gingen die Bestätigungen ein. Zuletzt meldete sich Bergens Vize Cahn, einer der Offiziere seines Verbandes, die er besonders schätzte. »Verstanden, mein Subgeneral«, sagte Cahn. »Ich übernehme das Kommando, die Arbeiten gehen routinemäßig weiter, besondere Vorkommnisse werden Ihnen über den Kommunikator gemeldet. Danke für Ihr Vertrauen, mein Subgeneral. Viel Erfolg.«
»Danke, Cahn. Vertrauen ist in Ihrem Fall kein Problem. Wir hören voneinander.« Bergen überzeugte sich davon, daß der externe Funkkontakt beendet war, und aktivierte den Bordfunk. »Wir nehmen Fahrt auf. Zunächst zum Standort der BRÜSSEL. Wenn alle fünfzehn Schiffe Flugformation eingenommen haben, springen wir. Ich übernehme.«
Merican Bergen streifte die ISK-Kappe über. Aus irgendeinem Grund war er nervös. Dergleichen beobachtete er selten an sich. »Erkundige dich bei den Herrschaften, ob jemand einen Tee oder einen Kaffee wünscht, Heinrich. Und mach Musik. Etwas Modernes vielleicht, etwas, das den allgemeinen Geschmack trifft. Patriotische Choräle von Rubenthal wären doch passend.«
Der Blaue stelzte durch die Zentrale, um sich bei der Besatzung nach Getränkewünschen zu erkundigen. Bergen brachte seinen Sessel in Liegestellung und holte die Kursansicht seines Schiffes auf das VQ-Feld. »Apropos ›patriotisch‹, meine Damen und Herren – ist Ihnen eigentlich aufgefallen, daß ein Projekt wie das der Giga-Kommunikationsbrücke die Autarkie der einzelnen Planeten schwächt? Wir erleben seit Jahrzehnten eine Erosion des republikanischen Gedankens zugunsten eines Zentralismus, den ich für gefährlich halte. Lassen Sie mich ein paar Betrachtungen dazu anstellen …«
*
»Ich brauche zwei Minuten seiner Zeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Kalderion hielt die Meldung an sich nicht für wirklich beunruhigend. Da es aber um einen Glaucaurisplaneten ging, wollte er sich absichern. Einen Fehler durfte man sich nicht erlauben in seiner Position. Jedenfalls hier auf Terra Tertia nicht, so nah an den Hauptnervenleitungen der Macht.
Die blonde Frau im Viquafeld zog die aufgemalten Brauen hoch; ein Leutnant, wie der weiße Namenszug auf grauem Grund verriet. Sie trug eine lachsfarbene Uniform; stand ihr gut. War das Weib ihm je zuvor aufgefallen? Nein, dann würde er sich erinnern. Wahrscheinlich neu im Verwaltungsapparat des Generals. Dafür sprach auch ihre Jugend. »Es tut mir leid, Subhauptmann. Der General ist belegt.«
»Hören Sie, Leutnant, es geht um einen Zwischenfall im Grenzgebiet der Republik.« Kalderion setzte ein schmallippiges Lächeln auf. »Ich habe gute Gründe, den Bericht persönlich loszuwerden. Dringlichkeitsstufe zwei. Ein Glaucaurisplanet ist betroffen, wenn Sie verstehen.«
»Ich verstehe selbstverständlich.« Die Blonde lächelte kühl. »General Myr hat mich angewiesen, jede Störung von ihm fernzuhalten. Versehen Sie Ihren Bericht also mit dem angegebenen Dringlichkeitsvermerk und senden Sie ihn auf das IKH seines Zweiten Adjutanten.«
»Hm. Es könnte sein, daß der General unerfreut reagiert, wenn er den Bericht zu spät und auf diesem Wege erhält.«
»Das nehme ich auf mein Konto, Subhauptmann. Ich habe meine Anweisungen. Schicken Sie Ihren Bericht also ohne Sorge an den Zweiten Adjutanten.«
»Und warum dann nicht wenigstens auf das IKH des Generals selbst?« Das IKH war ein flaches, kaum handballengroßes Kunsthirn, dessen Gebrauch Angehörigen der Flotte und der Verwaltung zwingend vorgeschrieben war.
»Der General selbst findet kaum noch Zeit, die Botschaften auf seinem I-Gerät zur Kenntnis zu nehmen«, entgegnete die Blonde kühl. »Ich glaube, er hat es sogar deaktiviert. Folgen Sie einfach meiner Empfehlung, Subhauptmann. Dann wird ihn die Nachricht am sichersten erreichen. Vorausgesetzt, sie ist wirklich wichtig.«
»Wie Sie meinen, Leutnant.« Kalderion hätte ihr gern in den Arsch getreten.
Weitere Kostenlose Bücher