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Altern verboten

Altern verboten

Titel: Altern verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Kolk krähte, und Yakubar lächelte mehr aus Höflichkeit. Unfair, einen seiner besten Freunde vor den Kopf zu stoßen, nur weil seine Stimmung sich im freien Fall befand. Er nahm sich vor, diese Einsicht in den nächsten vier Tagen zum Maßstab seines Verhaltens zu erheben. Seine Gedanken allerdings kreisten längst um das geheime Wandfach hinter seinem Bücherregal, zu Hause, in seinem Apartment. Zwei Flaschen mit verbotenem Inhalt lagerten darin: Whisky von Terra Sekunda. Möglicherweise hatte der die längste Zeit dort auf ihn gewartet.
    Seine Gestalt straffte sich, Yaku Tellim riß sich zusammen. Der Kolk wechselte von der Schulter zurück auf die Kante der Sessellehne. Im VQ-Feld unter der Panoramakuppel schwebte nun gut sichtbar Doxa IV, eine türkisfarbene Welt, deren Pole wie silberne Kristalle funkelten. »Seht euch diesen Planeten an«, unterbrach Yaku das Geplauder der anderen beiden. »Sieht er nicht aus wie ein Smaragd mit Elfenbeineinsprengseln?« Er vergrößerte die Darstellung, bis der Planet fast das gesamte vordere Drittel der Zentrale einnahm. »Überall gibt es Schönes zu sehen. Man muß nur Augen im Kopf haben …«
    Da war es wieder, das Gefühl der Letztmaligkeit. Tellim erschauerte. Himmel, wie schön so ein Planet einem vorkommen konnte! Und wie schrecklich zugleich vor dem Hintergrund des kalten Glitzerns all der Sterne. Alles, was Yakubar im Lauf seines langen Lebens gesehen hatte, alles, was die Natur hervorgebracht hatte, schien ihm in diesem Augenblick von maßlosem Schrecken und maßloser Schönheit gleichermaßen zu sein. Er wünschte, noch tausend Jahre leben zu können, um wenigstens einen Bruchteil dieser Schönheit und dieses Schreckens ausloten zu können.
    »Nun ja, Chef …« Norge Holm machte ein gelangweiltes Gesicht. »… sieht aus wie immer, oder?«
    Später, nach der Landung – Moses saß auf seiner rechten Schulter – verabschiedete Tellim sich von jedem der sechsundzwanzig Besatzungsmitglieder per Handschlag. Das war noch nie vorgekommen. Danach flog er mit seinem Privatgleiter zur Geschäftsstelle seiner Reederei.
    »Nervt Sie das Federvieh nicht?« wollte Meyer-Ruland wissen, nachdem er und Holm die Routendokumentation an die Raumhafenbehörde gefunkt hatten.
    »Moses? I wo!«
    »Wieso nimmt der Chef ihn sogar auf Frachtflüge mit? Ich meine – ist doch irgendwie ungewöhnlich, oder?« Sie verließen die Kommandozentrale.
    Holm zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wegen seiner Frau.«
    »Erträgt sie den Vogel nicht zu Hause, oder was?«
    »Sehr gut sogar. Es ist eigentlich ihr Kolk. Aber Yakus Frau ist vor sechs Jahren gestorben. Sie hat Moses geliebt. Wahrscheinlich kann er sich deswegen nicht von ihm trennen.« Die Männer erreichten den Haupttunnel. »Moses ist übrigens eine Sie.« Über fünf Ebenen schwebten sie zur Schiffsbasis hinab.
    »Ein bißchen introvertiert, der Chef.« Meyer-Ruland sondierte noch immer die Eindrücke seines ersten Fluges für die Tellim TransKonzept . »Fast melancholisch, möchte ich sagen. Überrascht mich eigentlich.« Gemeinsam verließen sie die JERUSALEM über den ausgefahrenen Liftschacht.
    »Sonst ist er anders.« Holm wirkte selbst ein wenig bekümmert. »Ganz anders. Aber er hat morgen Geburtstag.« Meyer-Ruland runzelte die Stirn. »Jahrgang vierundachtzig«, erklärte der Pilot.
    Der neue Navigator schnitt zunächst eine begriffsstutzige Miene. Doch dann begriff er. »Er wird siebzig …? Ach du Scheiße …!« Belegt klang seine Stimme plötzlich, und seine Gesichtshaut nahm die Farbe einer unreifen Aprikose an. »Ich … ich ahnte ja nicht … wie schade, verdammt noch mal …!« Sie verließen den Lift. Meyer-Ruland gewann seine Fassung zurück. »Und wer … ich meine … wer übernimmt dann den Laden?«
    Sie gingen zu einem der wartenden Robotschweber. Norge Holm zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht seine Tochter.«
    »Habt ihr denn nicht darüber gesprochen?« Sie stiegen ein, der Navigator tippte den Zielcode in die Bordtastatur. »Ich meine … auf so was … auf den Fall der Fälle muß man sich doch irgendwie vorbereiten! Da hängt doch die Existenz einer Menge Leute dran, oder? Und eine Menge Kapital dazu, schätze ich mal …«
    »Das Thema ist tabu.« Holm schnallte sich an. »Der Chef tut, als würde er ewig leben. Ich glaube, er verdrängt den Tag einfach. Oder er hofft auf ein Wunder; was weiß denn ich …« Der Pilot lächelte wehmütig. »Aber mal unter uns, Romus: Sie und ich –

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