Alvion - Vorzeichen (German Edition)
kennenlernen.“
In diesem Moment betrat der alte Isas den Raum.
„ Meister Zelio, ich habe Euer Pferd versorgt und den üblichen Raum für Euch bereitet. Habt Ihr noch Wünsche?“
„ Danke, Isas, heute nicht mehr. Zieh dich zurück und schlafe gut. Morgen möchte ich, dass du die Kammer vorbereitest und ab dem Abend werden wir dich und deine Familie einige Tage sehr benötigen.“
Isas nickte und machte eine Geste der Ergebenheit, dann verließ er den Raum wieder. Zelio bemerkte Salinas fragenden Blick, überlegte einen Moment und blickte sie dann ernst an.
„ Wir werden morgen eine uralte Beschwörung durchführen, auf die ich in den Beniatius-Chroniken gestoßen bin. Anscheinend gab es unter der Führung des Beniatius vor fast tausend Jahren eine Phase des Experimentierens. Jedenfalls scheint es ihm, und einigen anderen, damals gelungen zu sein, mit den Göttern, den fernen Göttern wohlgemerkt, in Kontakt zu treten. Er berichtet nichts von jenem Gespräch oder warum dieser Versuch unternommen wurde, jedoch hinterließ er eine Beschreibung, wie diese Beschwörung ausgeführt werden kann. Gerade jetzt, wo der Orden immer kleiner wird, benötigen wir unbedingt einen Aufschub.“
Sichtlich bleich und aufgeregt erwiderte Salina:
„ Aber Zelio, das ist Magie, deren Anwendung die Götter selbst verboten haben! Ich erinnere Euch ja ungern an die Legende von Mazo und die Worte, die Ennos zu ihm gesprochen hat. Sie bilden doch nicht nur einen Grundsatz unseres Ordens, sondern auch den Grundsatz des Glaubens in ganz Velia.“
Ein bitteres Lächeln legte sich auf Zelios Gesicht, dann begann er mit geschlossenen Augen jene Worte zu rezitieren, die in jedem Schulbuch standen.
„ Sprecht zu uns so oft ihr wollt, ihr Kinder Velias, doch erwartet keine Antwort. Sucht nicht nach uns, denn wir sind überall! Baut uns keine prächtigen Tempel, denn wir benötigen sie nicht! Erwartet nicht von uns, zu lenken euer Schicksal, nehmt es in eure eigene Hand, denn wir wollen keine geistlosen Verehrer, sondern tüchtige, eigenständige Geschöpfe auf unseren Welten wandeln sehen! Stört uns nicht in unserem Tun und wagt nicht, Zauber anzuwenden, um uns zu rufen! Lebt, wie ihr wollt, ihr Kinder Velias, führt Kriege oder schließt Frieden. Wisset, dass wir da sind und darüber wachen, dass eurer Welt nichts mag geschehen, doch euer Schicksal, euer Leben, nehmt in eure eigene Hand!“ Nach einer kurzen Pause fuhr Zelio fort. „Ich habe mir diese Worte in den letzten Wochen oft selbst vorgesagt und lange überlegt, Salina. Doch Molaar hat Dinge getan, die ebenso verboten sind und er ist auf dem besten Weg, sich ganz Velia zu unterwerfen. Ich nehme gerne jede Strafe auf mich, die die Götter mir zuweisen, doch ich werde nichts unversucht lassen, uns zu retten. Ich werde diese Beschwörung durchführen, falls ihr Übrigen nicht daran teilnehmen wollt, so verstehe ich das, doch alleine wird sie mich so viel Kraft kosten, dass ich möglicherweise meine Kräfte ganz verliere oder sogar sterbe.“
„ Zähl auf mich, Vater, ich werde dir meine Hilfe nicht versagen“, erwiderte Salina nach einer Weile ohne ihn jedoch anzublicken, doch schon die vertrauliche Anrede, die sie gewählt hatte, bewies, wie wichtig es ihr war, ihn wissen zu lassen, dass er nicht alleine war. Zelio stand auf und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„ Ich danke dir von Herzen, mein Kind. Doch jetzt sollten wir schlafen, denn wir werden morgen all unsere Kräfte brauchen!“
Am nächsten Morgen hatte Zelio schließlich Alvion Trey kennengelernt. Salina hatte ein kurzes Gespräch mit ihm geführt und dann Zelio in die kleine Kammer gerufen, wo der Lyraner sich immer noch von seiner Verletzung erholte. Als er schließlich den Raum betreten hatte, hätte Zelio auch ohne Vorwissen sagen können, dass zwischen den beiden etwas vor sich ging. Dazu brauchte er noch nicht einmal die Blicke zu bemerken, die sie sich heimlich zuwarfen, denn es war auch so deutlich spürbar. Ihm war jedoch schon am Vorabend bewusst geworden, dass nichts, was er sagen würde, Salina irgendwie von ihrer Liebe zu diesem Soldaten hätte abbringen können. Jetzt, nachdem er ihn mit prüfenden Blicken schweigend betrachtet hatte, konnte er es noch weniger. Ihm selbst war aufgefallen, dass er nicht als Salinas Lehrmeister, sondern als ihr Vater im Raum stand und ihren Auserwählten betrachtete und er musste sich selbst eingestehen, dass sie eine sehr gute Wahl getroffen hatte. Auch
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