Alvion - Vorzeichen (German Edition)
männliche und eindeutig zornige Stimme erklang, eindeutig aus der tiefen Schwärze innerhalb des Beckens heraus.
„ Vergeude nicht unsere Zeit, Zelio von Dhomay und auch nicht die unserer jungen Schwester Velia! Wir kennen dein Begehr und fragen dich: Warum sollte unsere Schwester deinem Wunsch entsprechen, wenn nichts, was du anzubieten hast, von Interesse ist?“
Zelio brauchte einige Augenblicke um Mut zu fassen, dann bemühte er sich, möglichst ruhig und mit fester Stimme zu sprechen.
„ Ich appelliere an Eure Gerechtigkeit! Unser Feind bedient sich verbotener, dunkler Magie, um uns alle seinem Willen zu unterwerfen. Er verstößt gegen uralte Gesetze und bedroht selbst Velia in ihrer Existenz. Wir erflehen Eure Hilfe, auf dass Velia nicht bald ein Reich der Dunkelheit ist! Wer vermag zu sagen, wo Molaars Gier nach Macht zu einem Ende kommen wird? Er tilgte bereits ein Kind Velias von ihrem Antlitz und bediente sich dabei einer Macht, die nur Velia selbst gehören darf! Es ist nicht viel, was ich erflehe, denn Ihr kennt meinen Wunsch doch bereits! Nur Zeit ist es, die ich erbitte!“
„ Wohl hast du gesprochen, Zelio von Dhomay!“, erklang nun wieder die Stimme der Frau, dieses Mal jedoch milder als zuvor. „Obwohl meine Geschwister dagegen sind, werde ich deinem Wunsche entsprechen. Jener Finstere, den du Molaar nanntest, wird sich niemals über mich erheben können, doch um der Gerechtigkeit Willen und um des schönen Streites wegen, den Ennos nun wieder mit seinem Sohne Riefus und seinem finsteren Bruder Nisistrus auszufechten hat, gewähre ich der Jahreszeit des Riefus einen frühen Antritt. So höre, Zelio von Dhomay, dass Riefus Herrschaft zum Ersten des Monats den ihr ’Talos’ nennt, anbrechen wird und sie wird hart und lang sein. Mehr will und werde ich nicht tun! Der Gerechtigkeit wird nun Genüge getan und nun lasst mich in Ruhe! Ruf mich niemals wieder, Zelio, denn euer Schicksal ist mir gleichgültig!“
Im nächsten Moment erlosch die Flamme und alle vier Magier fielen bewusstlos zu Boden. Erst einige Zeit später wagte es Isas, vorsichtig durch die Tür zu spähen. Augenblicklich rief er seine Frau und seine beiden Töchter herbei, die ihm dabei helfen sollten, die vier bewusstlosen Magier in ihre Betten zu bringen.
Genau dreizehn Tage später, am letzten Tag des Lamis, herrschte noch immer hochsommerliches Wetter. Der Abend brach bereits über Vylaan herein und bald würde sich die rot leuchtende Sonne hinter dem Horizont verbergen. Salina, Cul und Lamia saßen bei geöffnetem Fenster in der gemütlichen Stube zusammen und besprachen Zelios Zustand, der immer noch nicht aus jenem todesähnlichen Schlaf erwacht war, in den er, wie sie auch, nach der Beschwörung gesunken war. Sie waren ernsthaft besorgt um ihn und überlegten, was sie tun konnten. Jeder von ihnen war nach einigen Tagen erwacht und seitdem wieder einigermaßen zu Kräften gekommen, nur Zelio, den es offenbar am meisten geschwächt hatte, konnte nicht einmal mit sanfter Zauberei geweckt werden. Außerdem waren sie skeptisch, was den Erfolg ihrer Beschwörung anging. Den Worten der großen Mutter Velia zufolge, sollte vom morgigen Tage an Riefus herrschen, also der Winter im Land Einzug halten, doch die mehr als lauwarme Sommerluft, die durch das Fenster hereinwehte, verhieß das Gegenteil. Wie schon während der vorherigen Tage kamen sie auch diesmal zu keinem Ergebnis, auch weil Salina irgendwann in Gedanken wieder abschweifte. Alvions Wunde war mittlerweile gut verheilt, und nachdem er das erste Mal aufgestanden war und ein paar vorsichtige Schritte gemacht hatte, hatte er täglich riesige Fortschritte gemacht. Schnell war er derjenige gewesen, der Salina am Krankenbett besuchte, da sie selbst nach ihrem Erwachen noch viel Ruhe benötigte. Alvion dagegen war nicht mehr zu halten gewesen, als sie schließlich erwacht war und hatte, nach ihrem ersten Besuch, den sie noch auf Isas und eine seiner Töchter gestützt gemacht hatte, sofort das Bett verlassen. Vor zwei Tagen schließlich hatten sie sich beide dann erholt genug gefühlt und sich ein erstes Mal vollends ihrer Liebe hingegeben. Es kam ihnen dabei zugute, dass Alvion auf diesem Feld nicht unerfahren war und Salina unter seiner Anleitung sehr schnell und sehr willig lernte. Daran dachte sie nun, während sie mit abwesendem Blick auf ihrem Stuhl saß und kein Wort des Gespräches zwischen Cul und Lamia wahrnahm. Mit verklärtem Blick stand sie schließlich
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