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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Angst wieder spiegelten. Er war wie erstarrt und wagte nicht, sich zu bewegen, vor allem weil die vier anderen ihn misstrauisch und drohend beobachteten.
    „ Verstehst du mich? Wie ist dein Name, Kragier?“, fragte ich ihn, ohne den Blick von seinem Gesicht zu nehmen.
    „ Geras!“, sagte er mit leicht zitternder Stimme und beantwortete mir auf diese Art beide Fragen zugleich.
    Ich blickte ihn einige Momente prüfend an und bemerkte, dass er vor Angst zitterte und seinen sicheren Tod erwartete.
    „ Schön, Geras, du warst zu ungestüm und bist in unsere Hand geraten, ohne Sinn und Verstand. Merke dir das gut! Und merke dir noch besser, dass wir, deine Feinde, dir dein Leben geschenkt haben! Gebt ihm sein Schwert!“, befahl ich den Soldaten, ohne den Blick von ihm zu nehmen. Ein fragender Ausdruck war auf seinem Gesicht erschienen und machte langsam einer tiefen Überraschung Platz, als ihm einer der Soldaten tatsächlich sein Schwert reichte.
    „ Und nun reite, Geras! Dein Tod wäre sinnlos und würde niemandem etwas nützen, am wenigsten mir. Schon meine Ehre verbietet es mir, dich töten zu lassen!“
    Offenbar wollte er etwas sagen, überlegte es sich aber anders. Seine Augen leuchteten dankbar, dann ließ er sein Pferd wenden und ritt langsam wieder aus dem Wald heraus. Sobald er das Unterholz verlassen hatte, beschleunigte er seinen Ritt und seine Gestalt im Sattel wurde schnell kleiner.
    „ Meint ihr, das war wirklich richtig, Sire?“, fragte mich einer der am Boden stehenden Soldaten.
    „ Wie ist dein Name, Soldat?“, fragte ich, statt zu antworten, und blickte ihn ruhig an.
    „ Silas, Sire.“
    „ Nun, Silas, hätte sein Tod etwas verändert? Nein! Er wäre ein namenloses Opfer dieses unsinnigen Krieges geworden! Er kann uns keinen Schaden zufügen, denn nichts was er sagen würde, wäre neu für seine Offiziere. Aber er trägt eine Botschaft mit sich: Wir haben ihn verschont, obwohl wir ihn in unserer Hand hatten. Vielleicht wird er davon berichten und seinen Kameraden zeigen, dass wir nur töten, weil wir angegriffen werden. Das Wort ist mächtig, Silas, und vielleicht erreicht diese Botschaft auch die Herzen einiger Krieger Meridias.“
    Silas nickte stumm und nachdenklich, aber ich konnte nicht sagen, ob er mich verstanden hatte. Dann riss er sich aus seinen Gedanken und sagte:
    „ Reitet einfach noch ein paar Schritt geradeaus, Sire, dort findet ihr den traurigen Rest.“
    Er steckte sein Schwert ein und schickte sich an, wieder auf den Baum zu klettern. Ich nahm die Zügel und ließ mein Pferd wenden und dann langsam weiter in den Wald hinein traben. Nach etwa hundert Schritt stieß ich auf weitere Soldaten, die stumm zwischen ihren Pferden saßen und den Kopf senkten, als ich an ihnen vorüber ritt. Gleich darauf kam ich auf eine etwas größere Lichtung, wo viele Pferde herumstanden und weitere Soldaten ebenso mutlos herumsaßen, wie ihre Kameraden im Wald. Einige Meter vor mir erblickte ich eine kleine Gruppe von Männern, die leise miteinander sprachen. Es waren die übrig gebliebenen Offiziere, nur fünf an der Zahl. Erleichtert erkannte ich Abax unter ihnen, dazu Syur von der dritten und Angalos von der ersten Abteilung und, zu meiner großen Überraschung Xandros, den Befehlshaber der siebten Abteilung. Während ich aus dem Sattel stieg, überlegte ich, wie das möglich war. Die siebte Abteilung war in der Senke gewesen, Xandros sollte entweder tot sein, oder er war ein Feigling, der seine Männer im Angesicht des Todes im Stich gelassen hatte. Dann aber sah ich, dass er aus mehreren tiefen Wunden blutete, und schämte mich sofort meiner Gedanken. Abax sah mich zuerst, stürzte mir entgegen und ergriff meine Hand mit kräftigem Druck.
    „ Alvion“, sagte er lächelnd. „Es tut gut, dich lebend zu sehen!“
    „ Das Gleiche gilt für dich, Abax!“, erwiderte ich und drückte seine Hand ebenso fest. Auch die anderen kamen heran und schüttelten mir die Hand. Xandros hatte dabei sichtbar Mühe seinen Arm zu heben und humpelte zudem.
    „ Xandros, welche Überraschung, euch hat es übel erwischt, wie ich sehe. Und trotzdem ist es ein Wunder, dass ihr dem Gemetzel entkommen seid!“
    Sein Blick senkte sich, als ich ihm die Schlacht in Erinnerung rief, doch seine Stimme war klar und fest, als er mir antwortete:
    „ Ich war gerade im Lager und ließ meine Wunden verbinden, als der Berg sich öffnete und die Feinde entließ. Mit Mühe gelang es meinem Helfer, mich auf ein Pferd zu

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