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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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David. Wenn du dich nicht zusammenreißt, ist es nächstes Mal endgültig aus.«
    »Ist mir klar«, sagte er mit ernster Stimme. »Ich hab mich echt total verändert.«
    Dann verbrachten wir den Rest des Abends kuschelnd auf meinem Bett, und ich war sehr froh, dass er wieder da war.
    •
    Die Treffen des Grünen Kreises aber waren irgendwie komisch. Anfangs kapierte ich echt nicht, was das Ganze überhaupt sollte.
    »Es reicht doch, dass man überhaupt dazugehört«, sagte ich. »Wenn man weiß, dass man dazugehört, kann man doch einfach sich selbst treu bleiben und versuchen, so Widerstand zu leisten.«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Gemeinsam können wir mehr erreichen«, sagte er. »Weil wir alle vier hier in der Schule wohnen, können wir uns jederzeit treffen, diskutieren und gemeinsame Aktionen planen.«
    »Gemeinsame Aktionen?«, fragte David B.
    »Was zum Beispiel?«, wollte ich wissen.
    »Was haltet ihr von Installationen?«, fragte Dinah.
    »Installationen?«, wiederholten David und ich.
    »Ja, so was wie stumme Szenen«, ergänzte Gabriel.
    »Also, ich kapier null«, sagte ich.
    Da standen Gabriel und Dinah auf. Im Schein der flackernden Teelichter begannen sie, sich auszuziehen. Ein Kleidungsstück nach dem andern landete auf dem Holzdeck. Schließlich standen sie nackt vor uns. David Beckham bekam einen ganz neuen Ausdruck in den Augen, als er Dinahs Auberginen anstarrte.
    »So ungefähr haben wir uns das vorgestellt, zum Beispiel«, sagte Gabriel.
    »Uns nackt ausziehen?«, fragte ich.
    Dinah nickte. »Aber nicht hier«, sagte sie. »In der Stadt. In den Einkaufszentren, mitten am Tag, wenn die meisten Leute unterwegs sind.«
    »Wir könnten uns zum Beispiel bei H&M hinstellen«, sagte Gabriel eifrig. »Wie Schaufensterpuppen, aber eben echt, so wie wir eigentlich sind.«
    »Warum das denn?«, fragte David und fingerte nervös an seinem geliebten Fußballtrikot herum.
    »Und wogegen demonstrieren wir damit?«, fragte ich.
    »Gegen die Allgemeinheit«, sagte Dinah.
    »Gegen die gleichgerichteten Kräfte«, erklärte Gabriel.
    »Aber da brauchen wir doch auch irgendein Plakat, auf dem steht, dass wir ein Teil dieser Geheimen Gesellschaft sind, oder?«, fragte ich.
    Gabriel und Dinah schüttelten den Kopf.
    »Dann ist es ja nicht mehr geheim«, sagte Gabriel. »Es muss eine stumme Demo sein, die die Leute zum Nachdenken zwingt.«
    »Die Botschaft des Grünen Kreises soll sich wie Ringe auf dem Wasser verbreiten, und zwar durch Menschen, die unser Anliegen von allein verstehen«, sagte Dinah.
    Wir schwiegen eine Weile und dachten darüber nach.
    Dann brüllte David los: »Das ist ja verdammt fucking supercool!«
    •
    Die Hitze wollte nicht aufhören. Die sengende Sonne weichte den Asphalt auf den Gehwegen auf, es war, als liefe man über einen Sandstrand. Die Menschen sahen total verbrannt aus, fast wie Schwarze oder Indianer. Sonnenschutzmittel wurden für schwindelerregende Summen auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Die Lebensmittelläden versuchten, die Grillsteaks zu verschenken, aber niemand wollte sie haben. Alle waren gereizt, liefen vor sich hin fluchend unter schwarzen Regenschirmen durch die Gegend und stießen immer wieder zusammen, woraus schlimme Schlägereien entstanden. Irgendein Witzbold briet auf einem Autodach Eier mit Speck und wurde im Frühstücksfernsehen interviewt. Alles Grün war verblasst und hatte eine unheilvolle weißgelbe Färbung angenommen, die ganze Natur sah gespenstisch aus. Hitzespiegelungen tanzten in der Luft, Aladins Flaschengeist schien über dem Ganzen zu schweben. »Wir wünschen uns Regen, lieber Geist!«, flüsterte ich. Der Regen, der einfach nicht kommen wollte, war das einzige Gesprächsthema. Das und die ununterbrochene Hitze. David Beckham hatte sein Trikot in den Schrank gelegt und lief nur noch in Shorts herum.
    »Ich trainiere für unsere Demo«, erklärte er.
    »Die Frage ist nur, ob die bei diesem Wetter überhaupt bemerkt wird«, sagte ich.
    Eines Tages, ich weiß nicht mehr, wann, machten wir sie trotzdem. In weißen Overalls, die Gabriel im Gartencenter besorgt hatte, liefen wir durch die Straßen. »Biodünger für alle Blumen!«, prangte auf dem Rücken der Overalls. Gabriel hatte sich die Haare schwarz gefärbt, und als er neben Dinah herging, sahen sie fast wie Zwillinge aus.
    Im Einkaufszentrum verteilten wir uns, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, und trafen uns ein paar Minuten später vor dem H&M. Wir sahen uns um. Es wimmelte von

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