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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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erklärte David. »Wir haben uns nackt ins H&M gestellt, als Protest gegen den kurzsichtigen Konsumwahn der Leute.«
    »Ja, das hab ich gehört«, sagte Gun-Helen mit Lachfältchen um die Augen.
    »Wir wollten zeigen, dass wir uns Sorgen machen«, sagte Gabriel, »Dass wir einen Schritt weiter denken.«
    Gun-Helen nickte, plötzlich wieder ernst. »Ich stimme euch voll und ganz zu.«
    »Wir haben den Grünen Kreis gegründet«, sagte David Beckham. »Für Leute, die für etwas anderes einstehen, trotz allem. Willst du mitmachen?«
    »Aber David!«, stöhnte ich. »Das sollte doch geheim bleiben!«
    »Ich gehöre schon dazu«, sagte Gun-Helen mit einem Augenzwinkern.
    •
    Tage später lag ich in Davids Zimmer auf dem Bett und las Comics. David saß vor dem Computer und guckte »The Day after Tomorrow«, einen krass gruseligen Film über den Untergang der Welt. Laute Explosionen und schreiende Stimmen erfüllten das Zimmer und vermischten sich mit Davids rohem Gelächter. Dinah und Gabriel waren unten in der Bibliothek, auf der Suche nach weiteren interessanten Büchern. Ich war traurig, kapierte aber nicht, warum. Zwar waren David und ich wieder zusammen, aber ich fühlte mich dennoch bedrückt. Irgendwie ging es mir schlecht.
    Vielleicht lag es nur am Wetter, manche Menschen sind da ja extrem empfindlich. Es hatte umgeschlagen und zu regnen angefangen. Aladins Geist schien mich endlich erhört zu haben. Die ersten Tage waren alle erleichtert gewesen, die Leute lachten und redeten über den gesegneten Regen. Die lange Trockenheit hatte den Boden hart wie Beton gemacht, darum konnte der Regen nicht in die Erde eindringen. Die Tropfen explodierten nur auf der Oberfläche und wurden weggespült. In der Stadt rauschte das Wasser in hüpfenden Bächen die Rinnsteine entlang. Die kleineren Wasserläufe füllten sich rasch. Überschwemmungen breiteten sich aus, und tiefer gelegene Gebiete verwandelten sich in braune Seen. Das Rattenproblem nahm zu, weil die Tiere aus ihren unterirdischen Gängen flohen und in die Häuser eindrangen. Aber sonst war alles ruhig. Man hatte die Lage unter Kontrolle. Es regnete ja nur. Darauf war man vorbereitet. An Überschwemmungen war man gewöhnt.
    Wir warteten darauf, in das neue Gebäude einziehen zu dürfen. Irgendetwas mit der Lüftung war noch nicht ganz fertig, aber es würde höchstens noch eine Woche dauern, das hatte Gun-Helen versprochen.
    Ich stand auf, ging zum Computer und machte ihn aus.
    »He, was soll das?«, schrie DB . »Spinnst du, oder was?«
    »Ich ertrag das nicht«, sagte ich und trat ans Fenster. Draußen schoss das dunkelgraue Flusswasser mit lautem Brausen vorbei. Der neue Damm war höher als der alte. Ein Glück, dass sie während des Umbaus einen neuen angelegt hatten. Unterm Dach saß eine Taube auf einem Balken und seufzte vor sich hin. Das muss eine der letzten sein, dachte ich, denn ich hatte schon lange keine Taube mehr gesehen.
    »Es gießt«, sagte ich.
    David zuckte die Schultern. Er hatte den Computer wieder angemacht und wartete darauf, dass der Film startete.
    »Ich geh raus«, sagte ich, nahm Davids Jacke und seine Stiefel und wickelte mir meinen lila Schal um den Kopf.
    »Aber es regnet doch«, sagte er, als ich die Tür schloss.
    Im Flur traf ich Dinah und Gabriel. »Willst du bei diesem Sauwetter etwa raus?«, fragte Dinah.
    »Ich muss an die Luft«, sagte ich.
    »Heute Abend trifft sich der Grüne Kreis«, sagte Gabriel.
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, sagte ich.
    »Brauchst du eine Aspirin?«, sagte Dinah und kramte ein Röhrchen aus der Tasche.
    Ich schüttelte den Kopf. »Habt ihr wenigstens ein paar interessante Bücher aufgestöbert?«
    »Klar«, sagte Gabriel. »Die bringen wir heute Abend mit.«
    »Mal sehen, ob ich komme«, sagte ich.
    •
    Als ich ins Freie trat, hatte der Regen zugenommen. Es war, als stünde eine nasse Wand vor dem Schultor. Ich konnte unmöglich weiter.
    »Das schüttet ja wie aus tausend beschissenen Kübeln«, murmelte ich vor mich hin, während ich in der neuen Eingangshalle stand und in den Sturzregen hinaussah. Hinter mir war die Raumfähre Aniara auf ihrem neuen Planeten gelandet.
    Plötzlich musste ich an Pompom denken. Wie mochte es ihm wohl gehen? Bestimmt war er im Haus. Tagsüber lag er immer zusammengerollt in Papas Sessel vor dem Fernseher. Dann dachte ich an meine Eltern. Wahrscheinlich arbeiteten sie gerade, wie immer. Es war schon eine Weile her, dass ich zu Hause gewesen war, also war dieser

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