Am Anfang war das Wort
solle hereinkommen und die Tür zumachen, es gäbe Durchzug und alle würden sich erkälten. Es gab nicht den geringsten Wind, der Chamsin dauerte schon eine Woche, aber niemand lächelte.
Erst dann sagte Adina: »Ich weiß nicht, ich habe gestern überall herumtelefoniert, und es war gar nicht so leicht, immer durchzukommen. Jetzt ist es schon eins, und ich habe kein Wort von ihm gehört. Aber ich traue mich nicht, ohne Erlaubnis in sein Zimmer zu gehen, das hat er überhaupt nicht gern, wißt ihr, und die Verantwortung bleibt schließlich an mir hängen. Ich habe bei allen Universitäten und Verlagen angerufen, und niemand hat ihn gesehen, und jetzt weiß ich nicht ...«
»Gut, jetzt ist es nicht mehr Ihre Verantwortung«, sagte Sarah Amir. »Ich will wissen, wo wir ihn erreichen können und wer jetzt bei Ruth Duda'i ist. Wir müssen eine Anzeige in die Zeitung setzen, wir müssen uns um Ruth kümmern, und vielleicht liegt eine Nachricht in seinem Zimmer. Wir müssen etwas tun, wir können nicht einfach den ganzen Tag die Hände in den Schoß legen.« Sie wandte sich an Tuwja und fragte ungeduldig: »Kommst du mit?«
Tuwja Schaj sprang auf, als ob er aus einem Traum erwachte, und starrte sie voller Panik an. »Schau mich nicht so an, du kennst das Zimmer besser als ich, und Adina soll ebenfalls mitkommen. Ich übernehme die Verantwortung, Adina, schließlich handelt es sich um eine Notsituation. Verstehen Sie, Adina? Das ist ein Notfall!«
Tuwja Schaj sah sich verwirrt um. Racheli fiel ein, wie gern er Ido gehabt hatte, und empfand plötzlich großes Mitleid mit ihm. Vielleicht, dachte sie, war Ido für ihn eine Art Ersatz für den Sohn gewesen, den er nicht hatte, er sieht aus wie jemand, der einen Sohn verloren hat und es noch nicht fassen kann. Die plötzliche Energie, die er vorher gezeigt hatte, war völlig verschwunden, stellte sie fest, und er weckte in ihr das Bedürfnis zu weinen, wie er in der Ecke an der Wand lehnte, schweigend und hilflos, bis er sich schließlich bewegte und ergeben hinter Sarah Amir und Adina Lifkin herlief, deren innere Qual daran zu erkennen war, daß sie vergaß, die Tür hinter sich zu schließen.
Schulamit Zelermaier legte den Kopf schief, seufzte, und in ihren vorquellenden Augen war für einen Moment das böse, helle Leuchten zu sehen, vor dem sich Racheli fürchtete, seit die Frau das Zimmer betreten hatte. »Er hat sich bestimmt irgendwo eingeschlossen und beschäftigt sich mit Privatangelegenheiten«, sagte sie mit ihrer dunklen Stimme, aber Dita Fuchs warf ihr einen drohenden Blick zu, und Frau Dr. Zelermaier sprach nicht weiter. Das böse Leuchten erlosch, und nur ihr schwerer Atem war im Zimmer zu hören, als sie eine Schachtel Royal aus der Tasche ihres weiten Rockes zog – eine Marke, die Racheli besonders mochte – und sich eine Zigarette anzündete.
Wieder betrachtete Racheli die Menschen im Zimmer und stellte fest, daß Professor Kalizki noch immer gedankenverloren neben der Tür stand. Ihr fiel auf, wie klein seine Füße in den dicken Socken und den weichen Sandalen waren, die er trug, und plötzlich fiel ihr ein, was über ihn erzählt wurde, über seine allgemein bekannte Genauigkeit hinsichtlich bibliographischer Details.
Sie erinnerte sich an den Studenten, der in Adinas Zimmer geschrien hatte, die beiden Punkte, die ihm Kalizki wegen eines kleinen bibliographischen Fehlers bei seiner Seminararbeit abgezogen hatte, wären das einzige Hindernis für seine Zulassung zum zweiten Examen. Hilflos gegenüber Kalizkis Sturheit war er immer lauter geworden und verlangte zu wissen, wie er seine Note verbessern könnte. Kalizki hatte diese Frage ignoriert und statt dessen eifrig und mit demselben verwirrten Blick wie jetzt über die Schulter des Studenten die Arbeit in dessen Hand betrachtet, derselbe Blick, mit dem er nun sie durch seine Hornbrille mit den dicken Gläsern hindurch ansah, und zum ersten Mal, seit sie hier arbeitete, empfand Racheli auch ihm gegenüber eine gewisse Zuneigung. Er sah plötzlich in seiner Hilflosigkeit so menschlich aus, so traurig und erschüttert, und als er ihr die kindische Frage stellte: »Wo ist Professor Tirosch?« schüttelte sie nur den Kopf, zum Zeichen, daß sie es auch nicht wisse. Dann erst schaute er zu Zipi hinüber, die in einer Ecke des Zimmers im Schneidersitz auf dem Boden saß, unaufhörlich schluchzte und von Zeit zu Zeit die Nase hochzog, und schließlich zu Ja'el, die auf dem Bürostuhl neben dem Fenster
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