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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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daß Arie Klein zurückgekommen war.
    Tuwja Schaj starrte den Mann erschrocken an, legte den Hörer, den er noch immer in der Hand hielt, auf die Gabel und sagte: »Was machst du hier? Du hast mir doch geschrieben, daß du erst übermorgen kommst.«
    »Gut, wenn ihr nicht wollt, daß ich früher komme, dann gehe ich gleich wieder.« Plötzlich schien er zu begreifen, daß etwas geschehen war, und mit alarmierter Stimme, aus der jede Fröhlichkeit verschwunden war, fragte er: »Wasist hier passiert?«
    Alle schauten einander an und schwiegen. Diejenigen, die neben der Tür standen, warteten gespannt. Kalizki, mit einer Stimme, die noch dünner, zitternder und kurzatmiger war als sonst, berichtete: »Ido Duda'i ist gestern bei einem Taucherunglück umgekommen, und Scha'ul Tirosch ist gerade eben tot in seinem Zimmer aufgefunden worden.« Obwohl er so dicht neben Arie Klein stand, daß sein Kopf fast dessen Brust berührte, hatte Kalizki die Sätze fast geschrien. Vor dem Sekretariat waren entsetzte Ausrufe zu hören. Arie Klein schaute sich ungläubig um, dann machte er einen Satz zu Adinas Schreibtisch, beugte sich zu ihr hinunter, zog sie auf die Füße, packte sie an den Schultern und schüttelte sie, während er mit erstickter Stimme fragte: »Stimmt das, was er gesagt hat? Sag, stimmt das?« Adina schaute ihn an und schloß die Augen.
    »Ich möchte es sehen«, sagte Arie Klein mit einem Blick auf Aharonowitsch, der den Kopf schüttelte und ruhig antwortete: »Das solltest du lieber nicht tun. Er sieht ...« Seine Stimme brach.
    Klein öffnete den Mund, seine vollen Lippen zitterten, er wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment erschienen die Sicherheitsbeauftragten der Universität an der Tür, dahinter zwei Polizisten in Uniform und zwei Männer in grünen Kitteln. Der Sicherheitsbeauftragte der geisteswissenschaftlichen Fakultät, den Racheli gut kannte, fragte: »Wo ist er, Adina? In seinem Zimmer?« Tuwja Schaj antwortete für sie und verließ hinter ihnen das Zimmer, wobei er vorsichtig Arie Klein aus dem Weg schob und sich einen Weg durch die Gruppe von Leuten bahnte, die von den Sicherheitsbeamten aufgefordert wurden, in ihre Zimmer zurückzugehen und den Fortgang der Untersuchung nicht zu stören. Türen begannen sich den Korridor entlang zu öffnen und zu schließen. Arie Klein sah Aharonowitsch zögernd an und sagte: »Trotzdem, ich gehe hin.«
    Er drehte sich um und ging zur Tür des Sekretariats, die noch offenstand, und stand einem großen, gutaussehenden Mann gegenüber, der mit seinen dunklen Augen die Anwesenden musterte. Auch Racheli hatte ihn bemerkt. Ruhig und bestimmt fragte er: »Entschuldigung, hat hier jemand ein Unglück gemeldet? Wir sind von der Polizei.«
    Klein antwortete: »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.« Er wartete einige Sekunden auf den Mann von der Polizei, der sich umschaute und seinen Blick, wie Racheli bemerkte, besonders interessiert auf Ja'el ruhen ließ, die noch immer so reglos auf ihrem Platz saß, als ob ihr Geist in anderen Regionen schwebe.
     
     
     

Fünftes Kapitel
     
     
    Oberinspektor Michael Ochajon hatte keinen Zweifel daran, daß Scha'ul Tirosch bei dem Gedanken, daß man ihn je so sehen würde, entsetzt gewesen wäre. Auch das gebügelte Taschentuch, das er sich vor die Nase hielt, half nichts gegen den Gestank.
    Es war unmöglich, den Anblick des aufgequollenen Körpers, das Gesicht mit den unklaren Konturen und dem getrockneten Blut an Nase und Ohren, die Blutflecke auf dem weißen Hemd und dem grauen Anzug mit der Erscheinung in Verbindung zu bringen, an die sich Michael noch aus der Zeit erinnerte, als er damals als Student am Institut für Geschichte Vorlesungen über die Entwicklung der hebräischen Lyrik seit der Aufklärung gehört hatte – diese große, elegante Erscheinung, die so eindrucksvoll und bewundernswert gelassen am Katheder in dem großen Hörsaal im Haus Meiser auf dem alten Campus von Giv'at Ram stand und, die Arme locker am Körper, flüssig dozierte, ohne einen Blick in seine Aufzeichnungen zu werfen.
    In einer Ecke des Zimmers, wo man die Überreste dieser Berühmtheit gefunden hatte, lag eine braune, vertrocknete Nelke, ein grotesker Beweis für die einstige ästhetische Perfektion des aufgequollenen Toten, der nun dem forschenden, aber keineswegs unbeteiligten Blick des Polizisten ausgesetzt war.
    »Der Schädel hatte einmal eine Zunge und konnte singen«, erinnerte sich Michael, und für einen Moment fürchtete er, die Worte

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