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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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Schlafzimmer und stellte mich vor den großen Spiegel. ›Was ziehe ich bloß an?‹
    Ich wollte etwas Bequemes, und doch sollte es auch sexy sein. Ich probierte alle meine Jeans an und entschied mich für die dunkelblaue Stretchjeans. Zum einen hatte ich in der Hose einen echt attraktiven Hintern, und zum anderen war sie elastisch genug, um den ganzen Abend damit auf der Couch zu lümmeln. ›… oder sich in seinem Bett zu wälzen. Mua-haha!‹
    Pfui, Nadia!
    Grinsend suchte ich in meiner Kommode nach einem passenden Oberteil. Mein türkiser Strickpullover stach mir ins Auge. ›Ja, in dem sehe ich frisch aus.‹
    Das Türkis brachte mein Gesicht zum Leuchten und ließ meine Augenringe verschwinden. ›Perfekt!‹
    Nach Mitternacht war ich endlich im Bett. Obwohl ich dachte, ich könnte nicht einschlafen, war ich schnell im Land der Träume zu Besuch. Als mich die morgendliche fiese Attacke meines Weckers in die wirkliche Welt zurückholte, stand ich dennoch gut gelaunt auf. Das passierte mir wirklich selten.
    Pfeifend erschien ich eine Viertelstunde früher als sonst im Büro. Als Claudia mit geschwollenen Augen ins Zimmer geschlurft kam, erntete mein melodisches »Einen wunderschönen guten Morgen!« nur einen Todesblick. Wahrscheinlich hatte sie Stress mit ihrem Max. ›Tja, selbst dran Schuld, wenn du so einen Vollpfosten datest.‹
    Susanne und Birgit kamen gleichzeitig an.
    »Wer bist du? Und was hast du mit unserer Nadia gemacht?«, fragte Susanne misstrauisch.
    Doch ich lachte nur. »Wieso? Darf ich nicht auch mal gute Laune haben?«
    Susanne überlegte einen Moment. »Doch, aber das ist unheimlich!«
    Schmollend guckte ich sie an, und sie tauchte hinter ihrem Monitor ab. Birgit stand noch einen Moment in der Raummitte und musterte mich mit einem verkniffenen, schiefen Mund.
    Schließlich platzte sie heraus: »Ich weiß, was mit unserer Nadia ist!« Alle Augen richteten sich auf sie. »Unsere Nadia hatte gestern guten Sex!«
    Alle Augen richteten sich auf mich. Ich öffnete den Mund, sog Luft ein, hob meinen Zeigefinger und wollte etwas erwidern. Doch mir fiel nichts ein.
    »Raus mit der Sprache: Wer war es?« Susanne tauchte wieder hinter dem Bildschirm auf. »Erzähl uns alles! Mit allen schmutzigen Details!«
    »Mädels, ihr liegt da ganz falsch«, brachte ich endlich hervor. »Ich hatte keinen Sex.«
    Claudia wandte sich direkt enttäuscht ab.
    »Ich freue mich einfach aufs Wochenende«, fuhr ich gelassen fort.
    »Weil du da Sex haben wirst?«, bohrte Birgit weiter.
    Ups, jetzt wurde ich rot.
    »Äh, … nein«, stotterte ich und merkte, wie unglaubwürdig es klang.
    Claudia und Susi guckten mich wieder gespannt an. Birgit stand weiterhin wie die Allwissende in der Mitte und meinte: »Komm schon, Süße. Wer ist es?«
    »Ihr … ich … er wird sicher nicht …«
    »Aha! Also doch ein Date!« Jetzt nickte Birgit zufrieden. »Hab ich es doch gesagt! Uns kannst du sagen, wer es ist. Kennen wir ihn?« Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie mich herausfordernd an.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Wie heißt er denn?«, schaltete sich jetzt auch Claudia wieder ein.
    Ich zögerte einen Moment. »Joshua.«
    »Das ist aber ein hübscher Name!«, rief Susanne aus. »Ist er hier aus dem Haus?«
    »Nein. Und jetzt ist Schluss mit der lustigen Fragestunde. Wir sind hier nicht bei der ›Sendung mit der Maus‹. Ich habe noch viel zu erledigen.«
    Laut und deutlich hörte ich die tausend Fragen, die in den Köpfen meiner Kolleginnen umherschwirrten. Doch ich blickte eisern auf meinen Bildschirm und signalisierte, dass ich zu keinem weiteren Statement bereit war.

    ›Will ich mit ihm schlafen?‹ Diese Frage beschäftigte mich allerdings den ganzen Tag. Ich wusste, es war total unromantisch, darüber nachzudenken. In Filmen passierte es oder nicht. Keiner plante es. Aber das hier war mein Leben! Es gab kein Drehbuch und keinen Regisseur. Ich war mein eigener Regisseur. Ich schrieb mein Drehbuch selbst. ›Werde ich so weit gehen? Falls Jo es darauf anlegt, werde ich es dann tun?‹
    Oh Mann, ich kam mir wie eine spießige Jungfrau vor. Natürlich war ich keine Jungfrau mehr, aber für mich war die schönste Nebensache der Welt eben doch etwas Besonderes. Ich fand, man sollte nicht leichtfertig bei jeder Gelegenheit mit einem Typen ins Bett steigen. Für mich gehörten Gefühle dazu. In der Hinsicht war ich altmodisch, aber …
    »So, Schluss jetzt«, ermahnte mich meine innere Stimme. »Du

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