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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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keine Schmerztabletten dabei hatte. Das bedeutete Kopfschmerzen – spätestens am nächsten Morgen. Doch das war mir jetzt egal. Ich prüfte mich ein letztes Mal im Spiegel und atmete tief durch. ›Was wird heute Nacht passieren? Bin ich absichtlich noch hier?‹
    Als ich aus dem Bad kam, lag Josh schon im Bett.
    »Ich liege gerne links. Ist das okay?« Er zog die Augenbrauen hoch und schaute mich an.
    »Klaro!«, sagte ich gelassen und versuchte zu verbergen, dass ich ihn am liebsten sofort besprungen hätte. Langsam ging ich zum Bett und schlüpfte elegant unter die Decke.
    »Ich hab noch einen Film eingelegt. Magst du noch einen schauen?« Die Fernbedienung hielt er in der Hand.
    Ich guckte auf den Bildschirm und sah das Menü von der Komödie ›Singles – Gemeinsam einsam‹.
    »Gerne.« Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ mich in das riesige, bequeme Kissen zurücksinken. Jo drückte den Start-Knopf und machte es sich seinerseits gemütlich. Zwischen uns war Platz für ein Universum. Mindestens. Die Stimmung war erwartungsvoll. Der Film war lustig, und wir lachten oft, doch irgendwie wusste keiner, was er machen durfte, sollte oder konnte.
    Josh streckte sich mehrmals, und ich bemerkte, dass er jeweils einige Zentimeter näher kam. Er tarnte es, indem er ständig seine Position änderte. Mal lag er seitlich und dann wieder auf dem Rücken. Wie eine Raupe arbeitete er sich damit in meine Richtung. Süß, oder? Um ihm zu signalisieren, was ich fühlte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, rückte näher zu ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Jo legte den Arm um mich. Die Wärme, die von seinem Körper ausging, fühlte sich toll an. Ich schmiegte mich noch etwas näher an ihn. Unsere Hände berührten sich und automatisch fingen unsere Finger an, sich gegenseitig zu ertasten und miteinander zu spielen. Keiner sagte etwas, als ob wir weiter hochkonzentriert den Film anschauten. Mein Herz klopfte wild. Ich spürte es in der Brust, am Hals und konnte mein Blut in den Ohren rauschen hören. Plötzlich musste er husten und richtete sich auf.
    »Alles klar?« Ich klopfte ihm leicht auf den Rücken.
    »Ja-ha«, hustete er, »ich hab mich an meiner Schlucke verspuckt.«
    Einen Moment starrten wir uns nur an, dann brachen wir in Gelächter aus. Schön zu wissen, dass so etwas Blödes nicht nur mir passierte. Als wir uns wieder beruhigt hatten, schaute er mich an.
    »Danke.« Mehr sagte er nicht.
    Wir blickten uns tief in die Augen. Allein davon bekam ich eine Gänsehaut, und ich hatte das Gefühl, die Luft sei elektrisch geladen. Es knisterte und blitzte überall. Wir kamen uns näher. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, schloss ich die Augen.
    In Zeitlupe trafen wir aufeinander. Seine Lippen waren unendlich weich. Wir küssten uns zuerst zurückhaltend. Zaghaft. Er zog mich näher an sich heran. Der Druck auf meinen Mund erhöhte sich. Ich legte ihm meine Arme um den Hals, und er hielt mich fest. Wir wurden leidenschaftlicher. Wilder. Vorsichtig öffneten wir beide unsere Lippen. Seine Zunge spielte mit meinem Zungenpiercing. Unsere Atmung beschleunigte sich. Seine Hände wühlten sich in meine langen Haare. Als er über die Beule fuhr, zuckte ich zurück. »Autsch!«
    »Was hast du denn da?«, besorgt schaute er mich an.
    »Gar nichts!« Ich versuchte, so gut wie möglich zu lügen.
    »Sicher? Hat es dir nicht gerade wehgetan? Lass mich mal sehen, … da war doch ’ne Beule.« Er wollte meinen Kopf drehen und die Haare zur Seite schieben, doch ich zog sein Gesicht zu mir und küsste seinen Mundwinkel. Er schloss die Augen.
    Zärtlich flüsterte ich leise: »Da ist nichts, vergiss es!«
    Ich küsste seinen Hals und wanderte mit der Zungenspitze zu seinem Kehlkopf. Küsste ihn dort. Sein Kinn, seine Nasenspitze. Ich zog ihm das T-Shirt über den Kopf. Meine Hände erforschten seinen Oberkörper. Er war gut trainiert. Mit den Fingerspitzen zeichnete ich seine Wirbelsäule nach, er bekam eine leichte Gänsehaut. Ich konnte spüren, wie auch sein Herz kräftig schlug. Josh umfasste meine Hüfte, legte sich auf den Rücken und zog mich auf sich. Ich bedeckte jeden Zentimeter seines Oberkörpers mit Küssen. Meine langen Haare kitzelten ihn. Er musste lachen. Wir schauten uns wieder an. Jo zog mir mein T-Shirt über den Kopf, und ich ließ es geschehen.

    Am nächsten Morgen erwachte ich und blinzelte verschlafen in das halb dunkle Zimmer. Zuerst wusste ich nicht, wo ich war. Der Abend und

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