Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
stattlichen Kontingent von Wurfspeeren sollten diese Soldaten aus den oberen Fenstern der Häuser und vom Wehrgang der Stadtmauer aus am Kampf teilnehmen. Der eigentliche Kampfeinsatz in der abgesperrten Gasse würde aber von den königlichen Soldaten durchgeführt werden, die in vier Gruppen aufgeteilt werden würden. Die Gruppen eins und zwei unter Hauptmann Yörn und Leutnant Briscot würden mit je fünfzig Mann vor den Barrikaden in Stellung gehen. Menno würde die Strolche mit fünf als Söldner verkleideten königlichen Soldaten in Empfang nehmen und dann versuchen, möglichst ungesehen zu verschwinden. Rurig würde mit seiner Gruppe von fünfundneunzig Mann in einem großen Haus gegenüber des Flusstores warten, um einen eventuellen Fluchtversuch durch dieses Tor zu vereiteln, und die Gesetzlosen beim Zurückfluten in der Gasse von der Seite zu packen.
Damit war der Plan gebilligt und es begann die Arbeitseinteilung für den Barrikadenbau. Es wurde außerdem vereinbart, die Tore ab sofort, bis zum morgigen Abend mit Wachen aus königlichen Soldaten zu besetzen. Außerdem wurde beschlossen, dass ab sofort niemand mehr die Stadt verlassen durfte, der nicht ausdrücklich von Hauptmann Yörn dazu autorisiert worden war um eine eventuelle Warnung der Gegner auszuschließen.
Nachdem Hauptmann Yörn und die Vertreter der Stadtwache gegangen waren, um die Umsetzung des Plans in Angriff zu nehmen, blieben Ragnor, Menno und Rurig noch einen Moment vor dem Amtszimmer des Bürgermeisters stehen. Menno sagte mit einem unternehmungslustigen Funkeln in den braunen Augen: „Ich werde mir jetzt die fünf schlimmsten Galgenvögel unter den Soldaten aussuchen und sie als Söldner verkleiden. Dann werden wir ein wenig schlampig marschieren lernen, damit die Jungs dann auch wie Söldner wirken, wenn es morgen Abend losgeht. Grüßt mir die Mädels und sagt Bela, dass ich heute Nacht vielleicht auch auf einen Sprung vorbeikomme.” Mit diesen Worten drehte sich Menno um und ging leise vor sich hin pfeifend die Rathaustreppe hinunter.
Rurig und Ragnor machten sich auf den Weg zurück ins Kontor, um die Frauen zu informieren und dort eine angenehme Nacht zu verbringen. Auf ihrem Weg über den Marktplatz teilte Rurig dem Jungen mit, dass er ihn morgen Nacht mit in seine Kampfgruppe nehmen würde. „Du kannst dann die Qualität deines neuen Schildes gleich mal ausprobieren”, meinte der Krieger schmunzelnd als sie an Karls Zelt vorbeikamen.Der Junge nickte und war ein wenig stolz, dass Rurig ihn nicht vergessen hatte. Er hatte schon befürchtet, vielleicht nicht dabei sein zu dürfen. Die beiden schlenderten entspannt durch die Stadt deren Häuser schon lange Schatten warfen, denn die gelbrote Sonne von Makar schickte sich an, am Horizont unterzugehen. Das bunte Treiben des frühen Nachmittags, das bei ihrer Ankunft am Rathaus auf dem Frühjahrsmarkt geherrscht hatte, war verstummt. Die Händler und Bewohner hatten sich in die Herbergen und ihre Häuser zurückgezogen, sodass sich eine friedliche Stille über die Stadt legte.Ragnor ließ seine Blicke über die stillen Fassaden mit den beleuchteten, bleiverglasten Fenstern schweifen, und es erfüllte ihn eine grimmige Entschlossenheit, die wehrlosen Menschen, die hier lebten, zu schützen. Die Auseinandersetzung in der morgigen Nacht war unumgänglich. Es würde sicher ein hartes Stück Arbeit werden, die Banditen zu besiegen. Aber sie mussten ein für alle Mal aus dem Verkehr gezogen werden, damit sie keine Gelegenheit zum Morden und Plündern mehr bekommen würden.
Als er spät am Abend, nach einem ausgiebigen Abendessen und der Beantwortung vieler neugieriger Fragen mit Ana zu Bett ging, nahm ihn diese stürmisch in die Arme und liebte ihn mit einer verzweifelten Leidenschaft, die ihrer ganzen Angst um ihn Ausdruck verlieh. Als der erste Sturm vorüber war, nahm er sie ganz fest und sehr zärtlich in die Arme, barg ihren Kopf an seiner Brust und sagte mit leiser Stimme: „Du brauchst wirklich keine Angst um mich zu haben. Mir wird nichts passieren. Rurig hat mich sehr gut ausgebildet.”Er spürte, dass Ana weinte. Ihre Tränen benetzten seine Brust. Immer wieder streichelte er ihr übers Haar, und es wurde ihm mit einem Mal erstaunt bewusst, dass es das erste Mal in ihrer Beziehung war, dass er ihr Kraft und Trost spendete. Bisher war es eher umgekehrt gewesen. Dieses warme Gefühl erfüllte ihn mit einer tiefen Zufriedenheit und eng umschlungen schliefen die beiden ein.
Am
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