Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
verschlossenen Tore der Lagerräume und brummte: „Meine Männer sind schon in Stellung gegangen, damit, wenn die Söldner hier einrücken, alles ganz normal und harmlos aussieht. Doch nun lasst uns frühstücken, mit leerem Magen macht es nur halb so viel Spaß.”
Ragnor hatte keinen großen Appetit, während die anderen kräftig zulangten. Er war viel zu aufgeregt um in Ruhe frühstücken zu können. Die Wartezeit bis zur Ankunft der Söldner streckte sich für ihn scheinbar unendlich in die Länge. Es schienen die längsten zwei Stunden seines Lebens zu sein während er mit Menno und Rurig in Yörns Zimmer saß und wartete. Die beiden Männer bemerkten seine Nervosität und lächelten in sich hinein. Dabei dachten sie an ihre eigene Jugend, in der ihnen auch immer das untätige Warten am allerschwersten gefallen war. Ragnor lief immer wieder zur Schießscharte auf der Straßenseite und spähte die Gasse hinunter, welche die Söldner heraufkommen mussten.
Und endlich, pünktlich wie vereinbart, erschienen sie. Sie kamen zwar geordnet aber nicht mit der militärischen Exaktheit der königlichen Soldaten die Gasse herauf marschiert. Sie waren mit Helmen, Kettenhemden, Schwert und Schild gerüstet, trugen aber keine Hellebarden wie sonst. Ragnor war erst einmal erleichtert. Es sah so aus, als ob sie keinen Verdacht geschöpft hätten. Ragnor winkte seine Gefährten heran als die ersten Söldner in dem Abschnitt der Gasse, den er durch die enge Schießscharte einsehen konnte, auftauchten. „Sieht gut aus”, meinte Rurig zufrieden, als er die Söldner herankommen sah.
Als die Marschkolonne das Tor der Kaserne erreicht hatte, gingen die drei hinüber zum vergitterten Fenster auf der anderen Seite um in den Hof hinunter spähen zu können. Dort hatten inzwischen die achtzig Soldaten Aufstellung genommen, welche an der Übung teilzunehmen hatten. Von den anderen Soldaten, die sich in den Lagerräumen versteckt hielten, war nichts zu sehen und zu hören. Die Söldner betraten in lockerer Marschordnung den Innenhof und stellten sich auf der gegenüberliegenden Längsseite des Hofes auf. Yörn begrüßte die beiden Hauptleute der Söldner überaus freundlich. Die drei Männer konnten nicht verstehen, was er sagte, aber es schien keine Probleme zu geben. Yörns Männer nahmen hölzerne Übungsschwerter aus den Holzrahmen auf und steckten dafür ihre Eisenschwerter hinein.Jetzt kam der spannende Moment. Ragnor sah Yörn auf das Holzgerüst hinter den Söldnern weisen und tatsächlich, sie taten es den Soldaten gleich. Fast hätte der Junge vor Freude gejubelt, aber Menno legte ihm rasch die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm leise zu sein.
Inzwischen hatten sich im Hof die Pärchen gebildet, und es wurde fleißig geübt. Die drei konnten nun beobachten wie Yörn auf seine Stube zeigte um die Hauptleute der Söldner zu einem Umtrunk einzuladen. Rurig, der das aufmerksam beobachtet hatte, griff sich zwei mit Sand gefüllte, wurmförmige Leinensäckchen von Yörns Schreibtisch und reichte eines davon an Menno weiter. „Das wird hübsche Träume geben”, meinte Rurig grinsend, während er die flexible Hiebwaffe in der Hand wiegte, um seinen Schlag richtig abschätzen zu können.„Ja”, antwortet Menno, ebenfalls grimmig schmunzelnd. „Aber ein böses Erwachen“. „Du gehst in die Schlafkammer, damit die beiden Schurken beim Eintritt keinen Verdacht schöpfen“” sagte er dann leise an Ragnor gewandt. „Du kannst sie einen Spalt offenlassen und zuschauen.”
Der Junge nickte und schlüpfte schnell in den Schlafraum.Ragnor schloss die Tür bis auf einen schmalen Spalt, von dem aus er sah, wie seine beiden väterlichen Freunde mit ihren Sandsäckchen links und rechts der Tür Aufstellung nahmen.
Und dann war es auch schon so weit. Er hörte Yörns raue Stimme laut mit den beiden Hauptleuten scherzen und ihre Schritte sich rasch der Tür nähern. Dann schwang sie auf und Yörn forderte die beiden mit einer gastlichen Handbewegung auf einzutreten. Im Türrahmen gab er den beiden, die gerade vor ihm eintreten wollten, einen leichten Schubs in den Rücken, sodass sie leicht nach vorne taumelten. Bevor sie sich von der Überraschung erholen oder irgendetwas Unlauteres vermuten konnten, lagen sie bereits bewusstlos am Boden. Menno und Rurig hatten sie mit je einem kurzen, aber kräftigen Schlag mit den Sandsäckchen in den Nacken betäubt und dabei darauf geachtet die beiden Gerüsteten im Fall ein wenig abzufangen,
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