Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
damit sie keinen allzu großen Lärm beim Aufprall auf dem Boden verursachten.
Yörn nickte anerkennend und zog wortlos vier Lederriemen für die Hand- und Fußfesseln und zwei Leinentücher für die Knebel aus der Tasche. Mit wenigen, geübten Griffen fesselten die vier die beiden Bewusstlosen und legten sie auf zwei freie Pritschen im Ruheraum.„So, und nun der Hauptakt”, sagte Hauptmann Yörn mit einem zufriedenen Blick auf seine beiden Opfer. „Kommt mit nach draußen, da könnt ihr besser sehen. Wenn ich mit euch den Außengang betrete und meine rechte Hand auf die Brüstung lege, beginnt die Vorstellung.”
Rurig grinste, wobei er Yörn zuzwinkerte: „Du hast also immer noch eine Vorliebe für perfekte Inszenierungen, wie in meiner Jungritterzeit.”Ragnor betrat mit den drei Männern den Wehrgang der Kaserne, wo inzwischen auf dem Hof munter geübt wurde. Er blickte gespannt in den Hof hinunter auf dem von der bevorstehenden Ausschaltung der Söldner noch nichts zu bemerken war.
Als Yörn aber mit einer betont langsamen Geste seine rechte gepanzerte Hand auf die Brüstung legte, änderte sich das Bild im Hof schlagartig. Nahezu zeitgleich wurden alle Türen im Erdgeschoss geöffnet und achtzig voll gerüstete und mit je zwei Wurfspeeren bewaffnete Soldaten bildeten blitzschnell, nach einer sorgfältig eingeübten Bewegung, einen Ring um die übenden Pärchen, und schnitten sie dadurch vom Zugang zu den beiden Holzgestellen mit den eisernen Schwertern ab. Kaum war der Kreis geschlossen, lösten sich die königlichen Soldaten mit einer ähnlich perfekt abgestimmten Bewegung aus den Pärchen, bildeten eine weitere innere Schildreihe und übernahmen routiniert je einen Wurfspieß von ihren Hinterleuten. Die Söldner waren vollkommen überrascht und wie gelähmt. Sie hatten die Aktion erst bemerkt, als sich ihre Übungspartner gelöst hatten, aber die Bedeutung des Vorganges wohl nicht gleich begriffen. Nun standen sie irritiert und ungeordnet inmitten des waffenstarrenden Ovales und kamen sich mit ihren Holzschwertern ziemlich hilflos und lächerlich vor.
„Ihr seid verhaftet wegen Hochverrats an der Krone”, donnerte Yörns Kommandostimme von oben in den Hof. „Werft eure Schilde, die Dolche und die Holzprügel weg und stellt euch in Viererreihen auf. Wer nicht gehorcht, stirbt hier und jetzt.”
Einen kurzen Moment verharrten die Söldner unschlüssig.Dann versuchten sechs von ihnen ihre Kameraden zu einem verzweifelten Ausfall zu bewegen um an die Holzgestelle mit den Schwertern heranzukommen. Sie stürmten, die Schilde nach vorne zu einem Keil gebildet, laut brüllend auf die Linie zu und starben von Wurfspeeren durchbohrt, bevor sie die Absperrlinie auch nur erreicht hatten.Das brach den Widerstandswillen der restlichen Söldner vollständig. Schilde, Holzschwerter und Dolche wurden polternd zu Boden geworfen. Schweigend und deprimiert traten sie dann in der Platzmitte in Viererreihen an wie Hauptmann Yörn es gefordert hatte.Nun gruppierten sich die königlichen Soldaten routiniert um und kurz darauf verließ der Zug der Gefangenen von etwa dreißig Wächtern begleitet die Kaserne in Richtung Gefängnis.
Ragnor hatte, wie Rurig und Menno, der Verhaftungsaktion schweigend und fasziniert zugesehen. Er hatte sich, als es vorbei war, vorgestellt wie er sich gefühlt hätte, wenn er selbst unter den Söldner gewesen wäre als die Überrumpelungsaktion ablief. Er kam zu dem Schluss, dass es nicht die überlegene Bewaffnung der königlichen Soldaten war, welche letztendlich den Ausschlag gegeben hatte, sondern die präzise und vollkommen schweigend ablaufende Gesamtaktion, die eine kalte ausweglose Überlegenheit ausgestrahlt hatte.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Rurig seine rechte Hand auf Ragnors Linke legte, die immer noch auf dem hölzernen Geländer des Außengangs lag und sie kurz fest drückte. Er sah auf und schaute fragend in die ernsten blauen Augen seines Ausbilders. „Du hast heute wieder viel gelernt. Mehr als ich dir in vielen Stunden durch bloßes Erzählen hätte beibringen können. Nicht wahr?”Der Junge zögerte einen Moment, bevor er antwortete, dann sagte er lächelnd: „Da hast du wirklich recht. Die Planung und die Ausführung der Verhaftung waren mehr als überzeugend. Doch am meisten hat mich die Atmosphäre fasziniert, die Hauptmann Yörn mit seinem Manöver erzeugt hat. Sie hat, meines Erachtens den Ausschlag für den reibungslosen Ablauf gegeben.”Yörn, der
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