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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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konnte, schüttelte er den Kopf.
    »Ich nicht machen. Du gut zu mir, sehr gut. Ich dich nicht töten. Und Mädchen auch nicht.«
    »Was wollen sie denn, was du tust? Uns erschießen?« Das war eigentlich viel zu simpel, so dass ich es selbst nicht glauben konnte.
    »Nein, sie kommen und anzünden Haus. Ihr lauft raus, sie erschießen euch wie Tiere.«
    Mir stockte der Atem. Das konnte doch nicht wahr sein! Was für Monster waren das?! War das die irre Steigerung des Spiels? Wenn sie die »Beute« im Wald nicht erwischten, steckten sie das Haus an, damit sie entweder verbrannte oder bei der Flucht abgeknallt werden konnte. Das war völlig verrückt. Aber wir waren hier. Und Tarek sah nicht so aus, als würde er lügen. Er zitterte.
    »Wir müssen raus und fliehen, gleich brennen.«
    »Aber wenn wir rauslaufen, erschießen sie uns. Wir müssen nur ein wenig warten, bis die Polizei kommt.«
    Er löschte das Licht und lief zum halb geöffneten Fenster. »Sie hier«, flüsterte er atemlos.
    Ich stand mühsam auf und hinkte zu ihm. Er hatte Recht. Im Gebüsch waren mehrere Schatten zu sehen, die sich dem Haus näherten.
    »Wie viel Schuss hast du in der Pistole?«, fragte ich den Jungen.
    Er reichte mir die Waffe. Es waren fünf Patronen drin. Da draußen befanden sich jedoch viel mehr Schatten.
    Ein Mann näherte sich dem Haus. Schnell riss ich die Pistole hoch und feuerte einen Schuss auf ihn ab. Er ging zu Boden. Aber als Ergebnis hagelte ein Kugelregen auf das Haus nieder. Die Scheibe zersplitterte. Wir gingen in Deckung. Dann war alles wieder still. Doch plötzlich vernahm ich ein Knistern. Und roch den Geruch von Rauch. Sie hatten das Haus angezündet und warteten nun auf uns.
    Doch ich hatte eine Idee.
    »Gibt es hier ein Badezimmer?«
    Tarek nickte und führte uns hin. Wir mussten nur ein Weilchen aushalten. Nicht mehr lange, dann kam die Polizei. Vielleicht in zehn Minuten. Maximal eine Viertelstunde.
    Der Rauch kroch unter der Türschwelle durch. Skye begann zu husten.
    Das Badezimmer war klein, aber es enthielt, was ich brauchte. Eine Badewanne. Ich bat Tarek, mir zu helfen, die Wanne von den Rohren zu lösen und umzudrehen.
    »Klettere darunter«, befahl ich Skye.
    »Und du?«
    Sie war nicht groß genug für drei Personen. Ich sah Tarek an. »Tarek, klettere du mit ihr unter die Badewanne.«
    Er wollte hineinklettern, doch dann zögerte er. »Nicht für drei. Zu klein.«
    Ich nickte. »Ich weiß.«
    »Dad! Nein!«, rief Skye, als sie begriff, was ich damit meinte. Ich wollte sie trösten, doch Tarek ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Geh du. Ich bin hier nicht zu Hause. Vielleicht treffe ich Großvater.«
    Er sah zum Wohnzimmer, wo bereits die Vorhänge lichterloh brannten.
    Ich schüttelte den Kopf und nahm ihn beim Arm. »Nein, Tarek. Pass auf Skye auf.«
    »Ich hatte Großvater sehr lieb«, sagte er und riss sich los. Ich wollte ihn erneut festhalten, doch er entglitt meinen geschwächten Händen. Hastig rannte er ins Wohnzimmer, dann nahm er die Decke vom Sofa und öffnete die Haustür. Der Sauerstoff von draußen jagte das Feuer durch das Haus. Schnell drehte ich den Wasserhahn auf und kroch zu Skye unter die umgedrehte Badewanne. Durch das Prasseln des Feuers konnte ich die Gewehrsalven hören, die Tarek durchbohrten.
    Das war sein Weg, nach Hause zu seinen Ahnen zu gelangen.

Familienbande
     
    Es schien eine endlos lange Zeit zu dauern, bis jemand die Badewanne umdrehte und uns befreite. Ich erlebte es leider nicht mit, weil ich bewusstlos geworden war.
    Ich kam erst im Krankenhaus wieder zu mir, angeschlossen an mehrere Maschinen. Und mit einer Hand ans Bett gefesselt.
    »Hallo?«, rief ich mit trockener Kehle. Oder besser gesagt, ich wollte rufen, es kam jedoch nur ein heiseres Krächzen raus. »Ich bin wach.«
    Eine dunkelhaarige Schwester eilte zu mir und nahm meine Daten auf.
    »Bin ich gesund?«, fragte ich mit rauer Kehle.
    Die Schwester nickte. »Gerade so. Das war sehr knapp.«
    »Wie geht es meiner Tochter?«
    »Ihre Tochter? Meinen Sie die junge Frau, die mit Ihnen eingeliefert wurde?«
    »Blonde Haare, sehr hübsch.«
    »Sie liegt mit einer Rauchvergiftung nebenan. Wenn Sie wollen, bringe ich sie zu Ihnen.«
    »Das wäre nett. Und könnten Sie die entfernen?« Ich rüttelte an der Handschelle. »Wenn sie die sieht, kriegt sie vielleicht einen Schreck und will nicht mehr meine Tochter sein.«
    Die Schwester lächelte, obwohl das durchaus nicht als Scherz gedacht war. »Tut mir leid, die

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