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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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hatte. »Warum jagen sie uns?«
    »Wir sind Wild für sie. Genauso haben sie Rose und Loreen gejagt. Die Mädchen haben gedacht, sie könnten fliehen. Jemand versprach ihnen Hilfe und zeigte ihnen den Weg nach draußen. Aber in Wahrheit war dies das Signal zur Jagd. In unserem Fall war Jasmine diejenige, die mir sagte, wie ich die Nägel lösen könne. Die waren aber schon mindestens einmal aus der Wand geholt worden, deshalb hatten sie sie mit Gips wieder eingefügt. Sie haben mich dafür benutzt, dich zu befreien, um uns anschließend beide jagen zu können.«
    »Oh Gott, aber warum?«
    »Weil sie verrückt sind. Oder herzlos. Oder gelangweilt. Oder alles zusammen.«
    Auf einmal fielen mir die Zähne in Paul Sodermans Keller ein. Und die herausgeschlagenen bei den Prostituierten. Sie hatten das nicht gemacht, damit man die Frauen nicht identifizieren konnte. Es waren Trophäen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte meine Tochter.
    Ich hielt mir die Seite. Mein Kopf fühlte sich schon leer und leicht an. Ich hatte viel Blut verloren. Lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Ich konnte Gebell hören. Kamen sie jetzt mit Hunden, um die Jagd fortzusetzen?
    Ich versuchte, mich an den Weg zu erinnern, den ich mit Jasmine gekommen war. »Etwa zwei Meilen von hier beginnt eine kleine Ortschaft mit ein paar Häusern. Du läufst in das erstbeste und rufst die Polizei.«
    »Und du?«
    »Ich lenke sie ab.«
    »Nein, Dad, bitte nicht!« Ihre Stimme zitterte.
    Doch ich zuckte mit den Achseln. »Es kann sowieso nur einer von uns hier raus. Die Grube ist zu tief, als dass jemand alleine nach oben klettern könnte.«
    Sie blickte hinauf und sah ein, dass ich Recht hatte.
    »Sie werden dich töten!«, flüsterte sie. Ich konnte ihrer Stimme anhören, dass sie weinte.
    Ich strich über ihr Haar. »Vielleicht auch nicht. Ich bin ein zäher Bursche. Ich komm schon irgendwie hier raus. Lauf, Skye, lauf, und immer im Zickzack.«
    Ich stand mühsam auf. Für einen Moment war mir schwindelig. Dann reichte ich Skye meine Hände, die ich faltete, damit sie darauf steigen konnte.
    Bevor sie es tat, umarmte sie mich. »Ich bin froh, dass du mich gefunden hast«, sagte sie. »Auch wenn es zwanzig Jahre zu spät ist.« Eine Träne blieb an meiner Wange kleben.
    Dann kletterte sie hinauf.
    Es fiel kein Schuss. Offenbar suchten sie uns in der falschen Richtung.
    Erleichtert hörte ich, wie sich ihre Schritte entfernten und ihr Trappeln immer leiser wurde. Erst jetzt machte ich mir Gedanken um meine Zukunft. Ich untersuchte die Wände der Grube. Sie waren relativ weich. Vermutlich würde es mir gelingen, mich selbst zu befreien.
    Bevor ich diese Aufgabe in Angriff nahm, wurde mir schwarz vor Augen und ich musste mich für einen Moment anlehnen. Als ich wieder klar denken konnte, schien das Hundegebell näher gekommen zu sein. Ich musste mich beeilen.
    Mühsam grub ich mit den Händen kleine Löcher in die Erde, in denen meine Füße Halt fanden. Auf diese Weise kletterte ich Stück für Stück nach oben. Als ich den Kopf aus der Grube steckte, fiel jedoch wieder ein Schuss. Dieses Mal ohne Schalldämpfer. Und aus größerer Nähe. Schnell zog ich den Kopf wieder ein. Doch irgendwie musste ich raus hier.
    Ich zog mein Hemd aus, das von meinem warmen Blut durchtränkt war, und warf es in die Luft. Sofort setzten Schüsse ein und zerfetzten den Stoff. In diesem Moment schwang ich mich aus der Grube und rannte im Zickzack auf den Wald zu, um dort so schnell wie möglich hinter einem Baumstamm Schutz zu suchen.
    Schwer atmend untersuchte ich meinen Körper. Außer dem Loch im Bauch hatte ich keine weiteren Wunden davongetragen.
    Jetzt begann der schwierige Teil. Ich musste gegen meine immer stärker werdende Müdigkeit ankämpfen. Der Blutverlust hatte mich inzwischen so sehr geschwächt, dass ich mich kaum noch aufrecht halten konnte. Wer weiß, welches Organ die Kugel getroffen hatte, das jetzt langsam seinen Dienst aufgab. Ich riss mich zusammen. Wenn ich noch mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen und meine zukünftigen Enkelkinder aufwachsen sehen wollte, musste ich durchhalten.
    Hinter mir hörte ich das Hundegebell. Ich musste weiter.
    So schnell mich meine müden Beine tragen konnten, rannte ich im Zickzack von Baumstamm zu Baumstamm. Immer wieder hörte ich, wie die Kugeln in die Bäume einschlugen und die Rinde absplitterte. Einmal streifte eine meinen Arm, so dass ich strauchelte und stürzte. Doch ich rappelte mich wieder auf und lief

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