Am Ende Der Straße: Roman
heute Morgen lachen zu sehen. Cranston schien ebenfalls ein Lachen zu unterdrücken. Seine Schultern zuckten auffällig.
»Wie Ihnen sicher bewusst ist«, fuhr Peters fort, »befinden wir uns seit heute Morgen in einer ungewöhnlichen Situation. Ich meine, Sie müssen sich ja nur umsehen, um zu erkennen, dass irgendwas passiert sein muss. Unglücklicherweise haben wir keine Ahnung, was genau es ist.«
»Sehr prägnant formuliert«, knurrte ein Mann in unserer Nähe. »Sag uns, was wir noch nicht wissen.«
Ein Raunen ging durch die Menge, als die Leute anfingen, Meinungen und Theorien auszutauschen. Der Feuerwehrchef bat mit erhobenen Händen um Ruhe, und nach und nach kehrte wieder Stille ein. Bevor er fortfuhr, hustete Peters mehrmals – ein trockenes, raues, heftiges Husten. Ich erkannte, dass er Raucher sein musste.
» Was wir allerdings wissen«, sprach er schließlich weiter, »ist, dass die öffentliche Versorgung in unserer Gemeinde zusammengebrochen ist. Wir haben versucht, Feuerwachen und Notdienste in anderen Städten zu erreichen, hatten bisher aber keinen Erfolg. Weder Handys
noch das Festnetz funktionieren. Es gibt keinerlei Funksignale, auch keine Fernseh – oder Radioübertragung. Das betrifft ebenfalls die Kabel – und Satellitensignale. Weder Notfallfrequenzen noch ziviler Sprechfunk oder Amateurfunk funktionieren. Meine Männer haben mir berichtet, dass das Internet ebenfalls ausgefallen ist. Hat irgendjemand von Ihnen heute Morgen schon mit jemandem von außerhalb gesprochen? Mit Freunden oder Angehörigen? Oder vielleicht mit einem Kollegen? Einem Lieferanten? Irgendwas in der Art?«
Niemand hob die Hand oder berichtete etwas Derartiges. Der Feuerwehrchef nickte mit finsterem Gesicht.
»Einige von Ihnen hatten – ich meine natürlich haben – wahrscheinlich Angehörige und Freunde, die zur Arbeit gefahren sind oder aus anderen Gründen das Stadtgebiet verlassen haben. Haben Sie irgendetwas von ihnen gehört, seit sie aufgebrochen sind? Ist irgendjemand zurückgekehrt? «
Wieder meldete sich niemand aus der Menge.
»Meine Mannschaft und ich haben unsere Situation besprochen. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir leben ebenfalls hier, und einige von uns vermissen ebenfalls Angehörige. Sie können mir also glauben, wenn ich Ihnen sage, dass wir verstehen, was Sie gerade durchmachen. Wir sind jedenfalls der Ansicht, dass es am besten ist, wenn vorerst alle in ihren Häusern bleiben. Hier draußen ist es dunkel, und es bringt nichts, wenn Leute durch die Straßen irren. Ich weiß, dass einige von Ihnen vielleicht nach ihren Familien suchen möchten, doch damit würden Sie nur noch mehr Probleme schaffen. Wir
müssen Sie bitten, in Ihren Häusern zu bleiben, bis wir besser einschätzen können, was genau passiert ist.«
»Vergiss es!«, schrie jemand.
Peters bekam wieder einen Hustenanfall. Der Feuerwehrmann am Mischpult reichte ihm eine Flasche Wasser. Er nahm sie hastig, drehte den Deckel ab und trank einen Schluck. Dann wandte er sich wieder der Menge zu.
»Ich weiß, dass wir damit viel von Ihnen verlangen, aber ich bitte Sie trotzdem darum. Es dient sowohl Ihrer eigenen Sicherheit als auch der Sicherheit meiner Männer.«
»Es sind die Terroristen, stimmt’s? Ist es Al Qaida?«
Ich erkannte die Stimme. Das war die Frau, die solches Mitleid mit Dez gehabt hatte.
»Wir wissen nicht, was es ist«, antwortete der Feuerwehrchef. »Aber wir werden es herausfinden. Lassen Sie uns keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir haben beschlossen, eine Mannschaft in die nächste Stadt, also nach Verona zu schicken, damit wir ermitteln können, was passiert und wie groß das betroffene Gebiet ist. Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, ob es sich um ein nationales, regionales oder lokales Problem handelt. In der Zwischenzeit ist es aber von höchster Wichtigkeit, dass wir Ruhe bewahren. Panik führt zu Verletzungen, und solange das Telefon nicht funktioniert, gibt es keine Möglichkeit, einen Notarzt zu rufen. Außerdem würde ich vorschlagen, dass wir an Ressourcen sparen, bis wir besser über die Situation im Bilde sind. Sobald die Männer zurückgekehrt sind, werden wir Sie darüber informieren – wahrscheinlich, indem wir eine weitere Versammlung
einberufen oder von Tür zu Tür gehen. Aber bis dahin bleiben Sie bitte zu Hause und verhalten Sie sich ruhig. Wir tun unser Möglichstes und möchten uns schon im Voraus für Ihre Kooperation und Ihre Geduld bedanken. Wir werden das gemeinsam
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