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Am Ende Der Straße: Roman

Am Ende Der Straße: Roman

Titel: Am Ende Der Straße: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene , Charlotte Lungstrass
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uns nicht gegenseitig umbringen. Was meinst du, um wie viel schwerer das wird, wenn noch eine dritte Person in dieser Wohnung lebt?«
    »Er könnte doch im Keller wohnen«, schlug Russ vor. Ich fragte mich, ob er die Spannung spüren konnte, die sich in mir aufbaute.
    »Genau«, meinte ich. »Da unten gibt es nichts außer Mäusen und Kakerlaken. Wahrscheinlich fühlt er sich da
total heimisch. Vielleicht wäre das sogar ein Aufstieg im Gegensatz zum Schuppen, in dem er jetzt lebt.«
    Christy rollte mit den Augen und zog einen Schmollmund.
    »Und wenn er nicht da ist?«, gab Russ zu bedenken. »Was dann?«
    »Ich werde ihm eine Nachricht hinterlassen. Ihn irgendwie warnen. Hoffentlich findet er die Warnung dann auch.«
    »Tja, dann solltest du dich auf den Weg machen.«
    »Ja, wäre wohl besser.«
    »Die Waffe hast du noch?«
    Ich nickte.
    Überraschenderweise protestierte Christy nicht weiter. Vielleicht hatte sie ebenfalls alle Hände voll damit zu tun, ihre negativen Emotionen in den Griff zu kriegen, oder vielleicht erkannte sie auch nur, dass ich Recht hatte. So oder so, sie sagte nichts mehr.
    Russ bat mich, lange genug zu warten, damit er nach oben laufen und mir zusätzliche Munition holen konnte. Als er zurückkehrte, ließ ich die Patronen in meine Tasche fallen, wodurch meine Jeans ein ganzes Stück durchhing. Ich zog sie hoch und schnallte meinen Gürtel enger. Dann gab ich Christy einen Abschiedskuss und ging nach unten, an Cranstons Wohnung vorbei, zur Kellertür. Da unten war es so dunkel und feucht, dass der Strahl meiner Taschenlampe die trübe Finsternis kaum durchdringen konnte. Mir war das egal. Inzwischen war ich daran gewöhnt, in der Dunkelheit herumzulaufen. Der muffige, klebrige Geruch nach Schimmel machte mir
mehr zu schaffen. Er schien wie Nebel in der Luft zu hängen. Fast konnte ich ihn auf der Haut spüren und auf der Zunge schmecken. Irgendwo in den Schatten tropfte Wasser, und ich glaubte, ein Rascheln zu hören – von einer Ratte oder einer Fledermaus vielleicht.
    Ich ging schnell zur Außentür und drückte dagegen. In dicken Flocken regnete der Rost auf mich herab. Blinzelnd wischte ich ihn ab und schob die Tür weiter auf. Die Scharniere quietschten und stöhnten, doch in der Gasse hinter dem Haus schien alles ruhig zu sein. Ich spähte nach draußen, um sicherzugehen, dass die Luft rein war. Dann kletterte ich über die Treppe hinaus. Von vorne schallte lauter Hip-Hop herüber, was wohl bedeutete, dass T und Mario in der Nähe waren. Zumindest damit hatte Cranston Recht gehabt.
    Auf Zehenspitzen schlich ich durch die Gasse, machte einen weiten Bogen um unsere Straße und suchte mir dann einen Weg zur Kirche. Meine Taschenlampe ließ ich ausgeschaltet. Ich wollte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich lenken. So oft es ging, hielt ich mich im Schatten, was unter diesen Umständen natürlich relativ einfach war. Eigentlich war alles ein einziger riesiger Schatten.
    Es waren nicht viele Leute unterwegs, und die wenigen, die draußen waren, wirkten entweder gefährlich oder völlig durchgeknallt. Jedes Mal, wenn ich jemanden entdeckte, versteckte ich mich, bis er wieder verschwunden war, oder schlich so leise wie möglich um ihn herum. Ein Typ trug ein Stück Paketband um den Hals. Daran hing ungefähr ein Dutzend menschlicher Ohren
– eine außerordentlich geschmackvolle und exklusive Halskette. Ein junges Mädchen näherte sich einem Vogel mit gebrochenem Flügel, der wild herumflatterte. Sie schleppte einen großen Betonziegel mit sich herum, der so schwer war, dass sie ihn kaum tragen konnte, weshalb sie immer wieder angestrengt grunzte. Der Vogel hoppelte über die Straße und schrie ängstlich. Das Mädchen lachte, als es den Ziegelstein auf das Tier fallen ließ. Auf dem Bürgersteig stand ein alter Mann. Neben sich hatte er eine Plastikwanne abgestellt, in der sich nichts anderes befand als die abgetrennten Köpfe von Barbiepuppen. Immer wieder griff er in die Wanne und warf einen Kopf gegen ein Fenster des nächsten Hauses, nur um das Ganze sofort zu wiederholen. Dabei schluchzte er ununterbrochen. Mitten auf der Kreuzung Second Street und Sycamore Lane stand ein fetter, nackter Mann. Er holte sich einen runter und zerrte dabei so heftig an seinem Penis, dass ich dachte, er würde ihn gleich abreißen. Er war so konzentriert bei der Sache, dass er nicht merkte, wie sich zwei Leute von hinten an ihn heranschlichen, um ihm dann ihre angespitzten Besenstiele in den

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