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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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hatte Dez gesorgt. Der freundliche, obdachlose,
verrückte Magier aus der Nachbarschaft hatte uns allen das Leben gerettet.
    Doch jetzt, wo ich wusste, womit wir es zu tun hatten, und begriff, wie verzweifelt unsere Situation wirklich war, wünschte ich mir fast, er hätte es nicht getan.
    Der Heimweg kam mir extrem lang vor, und die Dunkelheit drängte von allen Seiten auf mich ein. Ich sah Menschen, die miteinander kämpften. Ich sah alle Anzeichen von Verdorbenheit. Ich sah Wahnsinn.
    Und es kümmerte mich einen Dreck.

ACHTZEHN
    D ie Zeit verging. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass die Tage einfach miteinander verschmolzen, aber so war es nicht. Wie ich bereits sagte, kann man die Tage nicht von den Nächten unterscheiden, wenn es keine Sonne gibt, die einen führt. Christy versuchte, die Zeit daran zu messen, wie oft wir schliefen, aber sie schlief irgendwann immer mehr und mehr – manchmal dreizehn oder vierzehn Stunden am Stück, dann zwanzig und noch mehr. Sehr bald wachte sie nur auf, um etwas zu essen oder zu trinken oder zur Toilette zu gehen, und manchmal nicht einmal dann.
    Wir blieben in der Wohnung, durch die Sorge wegen T, Mario und Anna zum Exil gezwungen, aber auch durch all die anderen Irren, die jetzt auf den Straßen unterwegs waren, und durch die tieferen, primitiven Ängste vor dem, was dort am Stadtrand lauerte und uns vollkommen einschloss.
    Ich berichtete Christy, Russ und Cranston, was Dez mir erzählt hatte. Ich bin mir nicht sicher, wie viel davon sie wirklich glaubten, aber Russ und Cranston hatten genug gesehen, um zu wissen, dass diese Dunkelheit etwas Übernatürliches war, und Christys Furcht wurde von unserer weiter geschürt. Auch wenn sie nach wie vor
glaubte, dass wir tot seien und das hier irgendeine beschissene Station im Jenseits war, blieb ihre Angst doch so groß, dass sie das Haus nicht mehr verließ.
    Wir rationierten unsere Lebensmittel – und Wasservorräte und versuchten, uns möglichst viel zu bewegen und zu beschäftigen. Ich fing an, Sit-ups, Push-ups und Hampelmänner zu machen, gab es nach ein paar Tagen aber wieder auf. Es war wie der Neujahrsvorsatz, endlich in Form zu kommen, nur dass es sich eher um einen Weltuntergangsvorsatz handelte. Christy und ich lasen, spielten und unterhielten uns, bis wir von allen drei Ablenkungen die Schnauze voll hatten – und voneinander. Obwohl wir genau darauf achteten, uns aus dem Weg zu gehen und nicht zu viel miteinander zu interagieren, stritten und diskutierten wir wegen der blödesten, trivialsten Dinge. Am schlimmsten daran war, dass wir nicht wussten, ob wir nun durch die Dunkelheit dazu getrieben wurden oder es einfach ein guter alter Lagerkoller war. Wieder einmal endete es damit, dass wir so viel Zeit wie möglich an entgegengesetzten Enden der Wohnung verbrachten – wir mieden uns nicht einfach nur, sondern führten völlig getrennte Leben. Insgeheim war ich erleichtert, als sie anfing, dauernd zu schlafen. Auch wenn ich das ihr gegenüber niemals zugegeben hätte – besonders nach dem, was in der Zoohandlung passiert war –, gab es immer wieder Momente, in denen ich kurz davor war, sie umzubringen. Und ich wette, dass es Gelegenheiten gab, bei denen sie mir gegenüber genauso empfand. Inzwischen frage ich mich, wie oft sie es wohl fast versucht hätte, und was ich getan hätte, wenn es so weit gekommen wäre.

    Cranston und Russ spürten den Wahnsinn ebenfalls, was zur Folge hatte, dass wir kaum noch mit ihnen in Kontakt kamen, obwohl sie genauso im Haus gefangen waren wie wir.
    Letztendlich zog Cranston nach oben zu Russ. Wir vernagelten die Fenster seiner Wohnung im Erdgeschoss mit dicken Brettern. Dann verbarrikadierten wir die Eingangstür mit schweren Balken und banden die Kellertür mit Ketten von innen fest. Wenn wir mussten, konnten wir das Haus verlassen – aber für T und die anderen würde es schwierig werden, reinzukommen. Bevor sie drin wären, würden wir sie hören, und nur darauf kam es an. Weder Russ noch ich hatten irgendwelche Skrupel. Der Erste, der über diese Schwelle käme, würde sich eine verdammte Kugel einfangen.
    Aber das war okay. Mord schien inzwischen in Walden eine Selbstverständlichkeit zu sein. Ich weiß noch, wie ich früher, wenn ich im Wohnzimmer saß, Vogelgezwitscher, Verkehrsgeräusche oder spielende Kinder hören konnte. Jetzt höre ich nur noch Schreie, Gebrüll und Schüsse. Ich höre nur Wahnsinn und Chaos.
    Ich höre nichts als die Dunkelheit.
    Sogar jetzt in

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