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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Gunnar Staalesen
Im Dunkeln sind alle Wölfe grau
    scanned 2007/V1.0
    Gunnar Staalesen ist ein mit allen Wassern des Krimi-Genres gewaschener Autor. Mit einer raffinierten Mischung aus Klischee und authentischer Gegenwartsschilderung ist Im Dunkeln sind alle Wölfe grau ein Roman von ungewöhnlicher Intensität und voller Atmosphäre. Dan Turell, dänischer Krimi-Autor von Rang, nannte das Buch begeistert einen langen slow blues. Wer denkt dabei nicht an Raymond Chandlers legendären Philip Marlowe? Varg Veum hat vieles mit Marlowe gemeinsam. Eins aber hat er ihm voraus: Der deutsche Leser kann ihn noch entdecken.
    ISBN: 3-926 099-03-8
Original: I mørket er alle ulver grå (1983)
Aus dem Norwegischen von Kerstin Hartmann
Verlag: Wolfgang Butt
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 1987
Umschlaggestaltung: Vibe Punger
Buch
    Man soll schlafende Hunde nicht wecken. Und Wölfe schon gar nicht. Genau diesen Fehler macht der pensionierte Kriminalbeamte Hjalmar Nymark, als er auf eigene Faust in einem seinerzeit ungeklärten Fall neu zu ermitteln beginnt. Bei einem mysteriösen Autounfall wird Nymark schwerverletzt und wenig später unter verdachterregenden Umständen in seiner Wohnung tot aufgefunden. Sein Freund Varg Veum, Privatdetektiv und Aqavittrinker, nimmt die von Nymark freigelegten Spuren auf. Sonstige unveränderliche und veränderliche Kennzeichen Veums: Minifahrer, Melancholiker und Marathonläufer im hinteren Teil des Feldes. Sein Revier ist die Regenstadt Bergen an der Westküste Norwegens. Wir lernen sie auf Veums Streifzügen kennen, wie sie nicht im Baedecker beschrieben steht.
Autor
    Gunnar Staalesen, 1947 in Bergen geboren, zählt seit Jahren zu den führenden norwegischen Kriminalromanautoren. Seinen Durchbruch errang er mit den im Milieu seiner Heimatstadt Bergen angesiedelten Varg Veum-Romanen. Im Dunkeln sind alle Wölfe grau ist Staalesens zehnter Roman.
1
    Ich traf Hjalmar Nymark in dem Lokal, das in dem Winter, als Solveig mich verließ, zu meiner Stammkneipe geworden war.
    Aufgefallen war er mir schon vorher. Er hatte ein markantes Gesicht mit einer krummen, auffälligen Nase, dunklen und lebhaften Augen, die tief in den Höhlen lagen, und einem energischen Kinn. Ich schätzte ihn auf um die siebzig. Das Haar war fast weiß und so glatt nach hinten gekämmt, daß er tiefe Geheimratsecken bekam. Er hatte die Angewohnheit, mit einer zusammengerollten Zeitung in der einen Hand dazusitzen. Ich sah ihn selten darin lesen, jedoch benutzte er sie, um wichtige Gesprächspunkte zu unterstreichen, wobei er sie auf die Tischplatte schlug.
    Er war kräftig gebaut, was ihn untersetzt wirken ließ, obwohl er mindestens 1,80 groß war. Der Bauch war von der Sorte, wie ihn alternde Kraftprotze haben: kein loser Speck, sondern nur Muskeln, die anfangen auszuleiern. Gewöhnlich saß er ein oder zwei Tische von mir entfernt. Meistens war er allein, doch ab und zu hatte er Gesellschaft. Es kam vor, daß wir einander in der Tür begegneten, und nach einiger Zeit merkte ich, daß er mich wiedererkannte. Er hatte ein humorvolles Funkeln in den Augen, und einmal, als ich gerade hineinging und er gerade herauskam, sagte er im Vorbeigehen: »Na, rein zur Tränke?« Dann war er vorbei, ehe ich ihm antworten konnte.
    Das Lokal lag drei Häuser weit von meinem Büro entfernt, und es hatte sich so ergeben, daß ich an drei-vier Nachmittagen in der Woche hereinschaute. Schon am Eingang spürtest du etwas von der Eigenart des Lokals, denn egal zu welcher Tageszeit du hineinwolltest, immer kam gerade jemand heraus, und dieser Jemand war selten sonderlich sicher auf den Beinen. Der Türsteher war die Hilfsbereitschaft in Person: wies dich in deine Richtung oder stand und hielt dich aufrecht, bis das Taxi kam. Die meisten brauchten ein Taxi.
    Innen, gleich hinter der Tür, war etwas, das der Lokalität einen fast internationalen Anstrich gab. Eine Glasluke führte in den Tabakladen nebenan, als säße dort der örtliche Buchmacher. Aber das äußerste, was du hier erreichen konntest, war, mittwochs kurz vor fünf deine Lottoscheine abzugeben, ohne im Regen zu stehen.
    Der Dunst von Bier und Tabakqualm verlieh dem Ort eine ausgeprägt maskuline Atmosphäre. Die meisten tranken Bier, oft in imponierenden Mengen. Die Gesichter um dich herum waren feist, viele vom Alter, mehr noch vom Alkoholkonsum. Hier versammelten sich alte Stauer und redeten von damals, als der größte Teil der Arbeit im Hafen noch von Hand erledigt wurde. Hierher kamen

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