Am Ende der Welten - 16
gemacht, Richard«, sagte sie und brachte ihn damit zum Lächeln.
Ein sachtes Klopfen an der Tür bewog ihn und Cara, sich umzudrehen. Leise schob Zedd die Tür auf und steckte den Kopf herein. Als er sah, dass Nicci wach war, legte er seine Vorsicht ab und trat leichtfüßig ein.
»Aha«, machte er, »wiederauferstanden von den Toten, wie es scheint.«
Ein Lächeln huschte über Niccis Gesicht. »Ein scheußlicher Abstecher. Ich kann von einem Besuch an diesem Ort nur abraten. Tut mir leid wegen der Fenster, aber das lag entweder …« »Besser die Fenster als das, was Richard hätte zustoßen können.« Es aus seinem Mund zu hören heiterte Nicci sichtlich auf. »Das war auch mein Gedanke.«
»Irgendwann werdet Ihr mir erklären müssen, was genau Ihr getan und vor allem, wie Ihr es angestellt habt. Mir war gar nicht bewusst, dass es eine Form magischer Kraft gibt, die imstande ist, diese Fenster zu durchdringen.«
»Die gibt es auch nicht. Ich habe lediglich … einen Zusammenfluss natürlicher Kräfte durch die Fenster hereingebeten.« Zedd betrachtete sie mit einem eigentümlichen Blick. »Was die Fenster angeht«, sagte er schließlich in milderem Ton, »vielleicht könnten wir uns bei der Reparatur Euer Talent im Umgang mit beiden Seiten der Gabe zunutze machen?« »Ich würde mich freuen, wenn ich helfen kann.« Cara trat einen Schritt vor. »Sobald Tom und Friedrich von ihrem Erkundungsgang durch das Umland zurück sind, werden sie uns bei den Holzarbeiten an den Fenstern sicher helfen können. Vor allem Friedrich kennt sich gut aus mit dem Bearbeiten von Holz.« Zedd nickte und quittierte den Vorschlag mit einem kurzen Lächeln, dann wandte er sich herum zu seinem Enkelsohn. »Wo hast du gesteckt? Ich habe dich heute Morgen gesucht und konnte dich nirgends finden. Ich suche schon den ganzen Tag nach dir.« Richards Blick wanderte kurz hinüber zu der Statuette. »Ich habe gestern Abend lange gelesen und dann, als es hell wurde, einen Spaziergang gemacht. Ich wollte darüber nachdenken, wie ich weiter vorgehen soll.«
Die Antwort entlockte Zedd einen Seufzer. »Nun, wie ich dir bereits sagte, nachdem du die erste Bannform, die Nicci fixierte, aufgehoben hattest: Es gibt ein paar Dinge, die du gesagt hast, über die wir uns unterhalten müssen.«
Es war nicht zu übersehen, dass dies keine Frage beiläufiger Neugier war, sondern eine unmissverständliche Aufforderung. Als er Nicci Anstalten machen sah, sich aufzurichten, stand Richard auf und half, ihr Kissen in den Rücken zu stopfen. Mittlerweile waren die Schmerzen kaum mehr als eine verblassende Erinnerung. Offensichtlich hatte Zedd weit mehr getan, als ihr nur zu ein wenig Schlaf zu verhelfen. Allmählich klärten sich ihre Gedanken, und sie spürte, dass sie hungrig war.
»Dann sprich«, forderte Richard ihn auf und setzte sich wieder hin. »Du musst mir genau erklären, woher du wissen konntest, wie sich ein Prüfnetz abschalten lässt - insbesondere ein so komplexes wie die Matrix einer Feuerkettenreaktion.«
Richard wirkte mehr als ausgelaugt. »Aber das habe ich dir doch schon erklärt, ich kenne mich in der Sprache der Embleme aus.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, begann Zedd auf und ab zu gehen. Die Besorgnis stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Richtig, darum ging es. Du sprachst davon, du wüsstest eine Menge über >bildhafte Darstellungen mit todbringender Wirkung<. Ich muss wissen, was du damit gemeint hast.« Richard holte tief Luft, ließ sie langsam wieder heraus und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Da er bei Zedd aufgewachsen war, wusste er natürlich nur zu gut, dass man Zedds Fragen am besten einfach beantwortete, wenn er etwas wissen wollte.
Er drehte seine Handgelenke herum und legte sie auf seine Knie. Auf den Ledergepolsterten Silberarmreifen, die er trug, waren seltsame Symbole zu erkennen. In der Mitte eines jeden Reifens befand sich an der Innenseite der Handgelenke eine kleine Huldigung. Das allein war besorgniserregend genug, denn Nicci hatte ihn sie benutzen sehen, als er die Sliph gerufen hatte, damit sie reisen konnten. Sie vermochte sich nicht einmal ansatzweise vorzustellen, welche Bedeutung die anderen Symbole hatten.
»Diese Zeichnungen hier, die um die Reifen herumlaufen - die Embleme, Muster und Sinnbilder - sind bildhafte Darstellungen bestimmter Dinge. Wie ich bereits sagte, handelt es sich um eine Art Jargon, eine Sprache.«
Mit einer fahrigen Handbewegung deutete Zedd auf die
Weitere Kostenlose Bücher