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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sollen für Evelin? Hatte er nicht genug eigene Probleme gehabt? Mit seinen Schulden, seinen Herzbeklemmungen, seiner Farce von einer Ehe! Wer hatte sich überhaupt darum je gekümmert? Letztlich hatte auch er sehen müssen, wie er mit den Dingen allein fertig wurde. So, wie das jeder tun mußte im Leben.
    Er trat hinter seine Küchentheke, füllte Wasser in die Kaffeemaschine, nahm die Kaffeedose aus dem Schrank. Er hatte bei Nadja gefrühstückt, aber nun hatte er das Gefühl, noch etwas zu sich nehmen zu müssen, das seine Lebensgeister weckte. Jessicas Anruf hatte ihm völlig die Laune verdorben. Es war schön gewesen mit Nadja, das ganze Wochenende und den Montag hatte er
mit ihr verbracht. Als er sie angerufen hatte, hatte sie entsetzt abgewehrt: »Nein, Leon, versuch es gar nicht erst! Ich arbeite nicht mehr in deiner Kanzlei! Ich muß endlich sehen, daß ich zu Geld komme!«
    Aber er hatte gesagt: »Die Kanzlei gibt es nicht mehr. Ab dem Sommer hab ich einen neuen Job. Nein, ich will dich einfach nur so sehen!«
    Da hatte sie eingewilligt, daß er zu ihr kam, und einen ganzen Abend lang hatte er ihr viel über sich erzählt. Sie hatte in der Zeitung von dem Verbrechen gelesen, aber da keine Namen genannt worden waren, hatte sie es nicht mit Leon in Zusammenhang gebracht. Nun war es ihr natürlich wie Schuppen von den Augen gefallen.
    »Stanbury! Eine Gruppe von Deutschen! Gott, das hätte mir wirklich dämmern müssen!«
    Sie war verständnisvoll und interessiert und mitfühlend gewesen, und später waren sie zusammen ins Bett gegangen, und es war so schön und beglückend gewesen wie damals, als sie ihre Affäre gehabt hatten. Er konnte sich mit Nadja etwas für die Zukunft vorstellen, und er hatte den Eindruck gewonnen, daß sie das umgekehrt auch konnte. Das Leben gewann eine neue Perspektive. Eine neue Wohnung, eine neue Arbeit, eine Frau, die ihn wirklich zu mögen schien. Das alles versprach eine lebenswerte Zukunft. Und da kam Jessica, attackierte ihn, weil er angeblich Evelin im Stich gelassen hatte, und verdarb ihm um ein Haar den sonnigen Morgen.
    Er löffelte das Kaffeepulver in den Filter. Nur weil er überlebt hatte, sollte er sich in Selbstvorwürfen zerfleischen! Die anderen hatten sich schließlich auch vor unangenehmen Wahrheiten gedrückt, nur daß die niemand mehr zur Rechenschaft ziehen konnte.
    Aber daß Evelin hergehen und fünf Menschen ins Jenseits befördern konnte … Das wollte immer noch nicht in seinen Kopf. Guter Gott, da hatten sie ja alle direkt neben einer wandelnden
Zeitbombe gelebt. Depressiv, ja. Aber krank im Kopf, komplett wahnsinnig? Wer hätte das gedacht?
    Auf einmal war ihm klar, daß ihm der Kaffee nicht reichen würde. Auf diesen Schreck hin mußte es schon ein Schnaps sein.
    Er schenkte sich ein Glas ein, aber ehe er es an die Lippen setzen konnte, wurde er plötzlich von einem Gefühl solch hilfloser Wut gepackt, daß er nicht anders konnte: Er hob den Arm und schmetterte das Glas quer durch das Zimmer an die gegenüberliegende Wand, an der es zerschellte. Er sah zu, wie der Schnaps an der Tapete herunterlief. Ein schöner Mist! Einen richtigen Floh hatte ihm Jessica da ins Ohr gesetzt. Schuld! Er würde keinerlei Schuld anerkennen, niemals! Schuldgefühle machten krank, und sie brachten niemandem etwas. Über zwanzig Jahre lang hatte er es geschafft, seine Schuld an Marcs Tod nicht Gewalt über sich gewinnen lassen. Und er würde den Teufel tun, sich jetzt irgend etwas wegen Evelin einreden zu lassen. Eher würde er sich gar nicht mehr mit Jessica treffen! Idiot, der er war, forderte sie noch auf, sich nach ihrer Rückkehr aus England bei ihm zu melden! War doch klar, daß sie sich jetzt in das Thema Wie-haben-wir-doch-alle-bei-Evelin-versagt verbeißen würde. Aber nicht mit ihm! Da mußte sie sich einen anderen suchen. Wenn sie damit kam, würde er ihr sofort erklären, daß er darüber kein Gespräch wünschte. Und wenn sie dies nicht respektierte, konnte sie ihm für die Zukunft gestohlen bleiben.
    Mehr war dazu nicht zu sagen. Weiter mußte er darüber nicht nachdenken.
    Er schenkte sich einen zweiten Schnaps ein und kippte ihn in einem Zug. Und noch einen. Und einen vierten.
    Unter dem Alkohol verlor das Leben seine Schärfe, und alles, was geschehen war, erhielt verschwommene Konturen.
    Er freute sich auf die Zukunft. Er war frei. Er war jung.
    Und alles war gut.
     
    »Also, wenn ich auf eines gewettet hätte, dann darauf, daß
Bowen diese armen Urlauber

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