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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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lüstern. So ganz ohne Sinn für das Schicksal, das hinter all dem steht. Sie wollten einfach nur irgend etwas erfahren, das sie dann ausschmücken und ihrerseits weitererzählen können.«
    »Solche Menschen findest du überall. Eine solche Tragödie wie die von Evelin ist für sie nur ein willkommenes Ereignis, das die Langeweile und Gleichförmigkeit ihres Alltags unterbricht. Und du wirst hier sicher noch für einige Zeit im Mittelpunkt des Interesses stehen. Du kannst nur versuchen, das alles an dir abperlen zu lassen.«
    Ricarda nickte. Wieder sagte sie eine Weile nichts, dann fragte sie leise: »Hättest du geglaubt, daß es Evelin war?«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Nein. Nie im Leben. Obwohl im nachhinein alles zusammenpaßt und eine eigene Logik hat. Hättest du es gedacht?«
    Ricarda überlegte kurz, so als wisse sie nicht recht, wie sie formulieren sollte, was ihr durch den Kopf ging. Schließlich sagte
sie: »Als ich es erfuhr, wunderte ich mich, warum es mich nicht wirklich überraschte. Verstehst du, was ich meine? Ich war nicht richtig erstaunt, und das machte mich ganz unsicher. Aber dann begriff ich, daß ich die ganze Zeit… irgendwo tief in mir … ahnte, daß sie es war. Daß ich nur nicht daran rühren wollte, weil ich glaubte, ich darf das nicht denken. Ich darf so nicht über Evelin denken. Ich habe sie immer gemocht. Sie war … menschlicher und aufrichtiger als die anderen. Ich wünschte, nicht sie hätte es getan.«
    »Dir wäre es wahrscheinlich am liebsten, wenn ich es gewesen wäre«, sagte Jessica, und gleich darauf hätte sie diese Bemerkung am liebsten zurückgenommen, weil Ricarda sie als Provokation empfinden konnte.
    Aber Ricarda sah sie nur erstaunt von der Seite an. »Nein. Ich habe gewußt, daß du es nicht gewesen sein konntest.«
    »Ja? Warum?«
    »Also, du warst ja wirklich die Normalste von allen. Du bist durch und durch gesund.«
    »Wahrscheinlich haben wir uns alle ein Stück weit an Phillip Bowen festgeklammert«, sagte Jessica. »Er kam von draußen. Wenn er es gewesen wäre, hätte uns das am wenigsten erschüttert. «
    Da machst du dir jetzt aber etwas vor, sagte eine innere Stimme, und Jessica war froh, daß Ricarda geradeaus blickte und ihr nicht in die Augen sah.
    »Ich wußte, daß es Phillip nicht war«, sagte Ricarda, »und frag mich nicht, warum. Wahrscheinlich, weil ich spürte, daß es Evelin war. Deshalb habe ich dem Polizisten auch nicht erzählt, daß ich ihn in der Nacht vor der Tat am Tor zu Stanbury House getroffen hatte. Das hätte ihn noch verdächtiger gemacht, oder?«
    »Du sagtest doch, du hättest vergessen, die Geschichte bei der Polizei zu erwähnen.«
    »Das habe ich gesagt. Aber es stimmte nicht. Ich dachte die ganze Zeit daran. Aber … irgend etwas riet mir, diese Angelegenheit
für mich zu behalten. Sie hätte Phillip in Schwierigkeiten gebracht, aber sie war unerheblich. Deshalb … ach, ich mochte ihn auch irgendwie ganz gern. Vielleicht einfach nur, weil Patricia ihn haßte.«
    Jessica blieb stehen und sah Ricarda an.
    »Du wußtest ziemlich viel, nicht? Über Evelin und alles, was zwischen ihr und ihrem Mann und zwischen ihr und den anderen so ablief?«
    Auch Ricarda blieb stehen. »Ja. Ich bekam ziemlich viel mit, und ich konnte nicht begreifen, weshalb man sie so im Stich ließ. Und auch jetzt ist es so …«, sie strich sich mit einer hilflosen Bewegung über die Haare, »… ich meine, es ist so furchtbar, sie hat meinen Vater getötet, und ich habe meinen Vater so sehr geliebt, aber … ich kann sie irgendwie verstehen. Ist das nicht entsetzlich? Nach allem, was war, kann ich… nicht gutheißen, aber nachvollziehen , weshalb sie das getan hat. Und ich kann sie nicht hassen. Wenn ich an sie denke, empfinde ich keine Wut. Ich empfinde … Traurigkeit. Und ganz viel Leere.«
    »Das ist das gleiche, was auch ich empfinde«, sagte Jessica, und vorsichtig fügte sie hinzu: »Und auch ich habe Alexander sehr geliebt.«
    Es schien für Ricarda problematisch, auf diese Aussage einzugehen, denn sie schaute zur Seite, unruhig, berührt, unfähig, etwas dazu zu sagen.
    Nach einer Weile meinte sie: »Also, weshalb ich eigentlich gekommen bin … Vielleicht könntest du meiner Mutter sagen, sie soll sich keine Sorgen um mich machen. Keith und ich werden zusammenbleiben. Und ich … ich hab mir überlegt, ich will dann sehen, daß ich in Bradford zur Schule gehen kann. Ich möchte einen Abschluß machen. Keith findet auch, daß das richtig

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