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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Greift an! Tötet ihrer so viele, wie ihr könnt, bevor sie uns erschlagen!«
    »Angreifen? Wie könnten wir angreifen?« Konya sprach sehr ruhig, doch mit einem Ton, der weitum zu hören war. »So schau dir doch die Größe ihrer Reittiere an! Wir können niemals derart hoch hinaufreichen. Diese Monster würden uns einfach zerstampfen, als wären wir Ungeziefer.«
    »Was soll der Unsinn? Stoßt einfach auf die Beine und Bäuche der Bestien zu und bringt sie zu Boden! Und dann erledigt die Reiter!« Koshmar schwang ihren Speer. »Vorwärts! Sturmangriff!«
    »Nein!« sagte Hresh plötzlich. »Das sind keine Feinde.«
    Verwirrt schaute Koshmar ihn an. Dann brach sie in ein rauhes Lachen aus. »Recht hast du, Hresh. Es sind nichts weiter als Gäste. Sachkor hat sie herbeigeführt, sie und ihre kleinen Schoßtierchen, um uns mal zu besuchen, und sie werden mit uns das Abendmahl teilen und morgen wieder abziehen. Ist es das, was du glaubst?«
    »Sie sind nicht zum Kampf gekommen«, sagte Hresh. »Richte dein Zweites Gesicht auf sie, Koshmar. Sie kommen in friedlicher Absicht.«
    »Friedlich!« sagte Koshmar verächtlich und spuckte aus.
    Doch in Hreshs Gesicht sah sie einen ihr völlig neuen Ausdruck, einen Ausdruck von derartiger Festigkeit und Eindringlichkeit, daß er ihr durch und durch fuhr. Plötzlich hatte sie das Gefühl, es wäre vielleicht unklug, sich Hresh in dieser Sache zu widersetzen, denn manchmal schaute er Dinge, die kein anderer sonst zu sehen vermochte. Mühsam beruhigte sie sich, zwang die brodelnde Kampfeslust in ihrer Seele nieder und sandte ihr Zweites Gesicht der heranrückenden Horde entgegen.
    Und Hresh hatte die Wahrheit gesprochen.
    Sie vermochte dort keine Feindschaft auszumachen, keinen Haß, keinerlei Bedrohung.
    Doch selbst nun brachte Koshmar es nicht über sich, dem Willen des Knaben nachzugeben. Zornig schüttelte sie den Kopf. »Eine List«, sagte sie. »Verlaß dich da auf mich, Hresh. Du bist weise, aber du bist noch jung und weißt nichts von der Welt. Diese Leute da haben eine Methode, den Schein zu erwecken, als brächten sie keine Gefahr. Doch betrachte dir doch die Rüstungen, die sie tragen! Sieh die Ungeheuer, auf denen sie reiten! Nein, die sind gekommen, um uns zu töten, Hresh, und um uns Vengiboneeza zu entreißen.«
    »Nein!«
    »Und ich sage, ja! Und ich sage, wir müssen sie schlagen, ehe sie uns vernichten!« Und Koshmar stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. »Harruel! Wo ist Harruel? Er würde das verstehen! Der wäre jetzt bereits dort vorn mitten unter ihnen und würde sie von ihren Tieren schleudern!« Sie blickte alle der Reihe nach an, von Orbin zu Konya, von Konya zu Staip, von Staip zu Lakkamai. Dann sprach sie: »Nun? Wer von euch kommt mit mir? Wer kämpft an meiner Seite? Oder muß ich allein in den Kampf gehen und sterben?«
    »Siehst du denn nicht, Koshmar?« Hresh zeigte an ihrer Schulter vorbei.
    Sie wandte sich um. Das donnernde Stampfen der großen schwarzkralligen Beine hatte aufgehört. Die anrückende Horde hielt vielleicht hundert Schritt, vielleicht etwas weniger vor ihnen auf dem Boulevard an. Eins nach dem anderen begannen die riesenhaften roten Tiere niederzuknien, wobei sie ihre seltsam konstruierten Knie auf bizarre Art knickten. Die behelmten Reiter sprangen ab. Und schon strebte ein Halbdutzend der Eindringlinge mit Sachkor in ihrer Mitte über den großen Boulevard auf sie zu, als wollten sie verhandeln.
    »Koshmar?« rief Sachkor.
    Sie hielt den Speer angriffsbereit. »Was haben sie dir getan? Wie haben sie dich gefangen? Haben sie dich gefoltert, Sachkor?«
    »Du verstehst das falsch«, sagte Sachkor ruhig. »Sie haben mir kein Leid getan. Und sie haben mich auch nicht gefangen genommen. Ich bin aus der Stadt gezogen, um sie zu suchen, weil ich glaubte, daß sie irgendwo in der Nähe sein müßten, und als ich sie schließlich fand, empfingen sie mich mit Freuden.« Seine Stimme klang ganz fest. Er sah älter aus, weiser, gesetzter, als er es bei seinem Verschwinden zu Beginn des Jahres gewesen war. »Diese Leute sind das Beng-Volk«, sprach er weiter, »und sie haben ihren Kokon schon viel früher verlassen als wir. Sie kommen von einem fernen Ort am anderen Ufer des großen Flusses, an dem wir einst lebten. Sie sind anders als wir, doch sie hegen gegen uns keinen Haß.«
    Hresh nickte dazu. »Er spricht die Wahrheit, Koshmar.«
    Koshmar begriff noch immer gar nichts. Sie hatte ein Gefühl, wie wenn sie hilflos von einem

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