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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Eindringlinge abzuwehren. Also, wo war Torlyri? Und wie kam Hresh dazu, sein unersetzliches Leben am Tor aufs Spiel zu setzen? Jedenfalls, sie durfte nicht noch mehr Zeit verlieren. Koshmar wandte sich zu Threyne, die mit vor Angst glasigen Augen dastand und ihr Kind an sich preßte, und scheuchte sie zornig zum Tempel. »Lauf schon! Versteck dich! Wenn du Torlyri dort triffst, sag ihr, sie kann mich am Südportal finden. Und sag ihr, sie soll ihren Speer mitbringen!«
    Dann rannte Koshmar über den Großen Boulevard in Richtung auf den Platz am Tor zu.
    Auf halber Strecke gewahrte sie ihre Krieger, die in Reih und Glied quer den Boulevard absperrten: Orbin, Konya, Staip, Lakkamai, Praheurt. Auch der alte Anijang war dabei – und Hresh. Sie blickten gen Süden und standen unbeweglich wie Statuen, völlig ohne Bewegung und dermaßen weit auseinander, daß sie als Verteidigungslinie praktisch nutzlos waren. Koshmar begriff nicht, warum sie sich dermaßen blöd aufgestellt hatten.
    Als sie dann jedoch näher herankam, blieb auch sie plötzlich stehen und starrte verblüfft zum Südtor.
    Ober den Boulevard kam langsam ein phantastischer Zug näher.
    Die Behelmten waren wirklich erschienen: dreißig, vierzig, fünfzig, vielleicht mehr. Und sie ritten auf den erstaunlichsten Reittieren, die Koshmar jemals gesehen hatte oder sich hätte vorzustellen vermögen. Riesige ungeschlachte Bestien waren das. Kolossale Ungeheuer, groß wie wandelnde Berge, doppelt so hoch wie ein Mann oder höher, und dreimal so lang, wie sie hoch waren. Bei jedem ihrer Schritte wankte die Erde wie bei einem Beben. Der dicke, zottige, verfilzte Pelz dieser gewaltigen Tiere brannte scharlachrot schmerzlich in den Augen. Die hochschädeligen Köpfe waren lang und schmal, mit Ohren wie Schüsseln und höhlentiefen schwarzgesäumten Nüstern und feurig glühenden bestürzend großen Augen. Ihre vier mächtigen Beine, die im Knie merkwürdig gebogen waren, endeten in schrecklichen gekrümmten schwarzen Klauen, die nach hinten bis fast zur Höhe der wulstigen Knöchel hochgebogen waren. Auf ihrem Rücken ragten zwei turmhohe Höcker empor, mit einer Art natürlichem Sattel dazwischen, der auf jedem Tier zwei Behelmten bequemen Sitz bot.
    Aber waren die Bestien schon schrecklich, auf denen die Behelmte Horde nach Vengiboneeza hereingeritten kam, so waren diese selber wie Gestalten aus einem Alptraum.
    Alle hatten sie die gleichen karmesinroten Augen wie jener Späher, den Harruel und Konya vor langer Zeit gefangen hatten, und ein feines Goldfell. Und jeder von ihnen trug einen riesigen schauderlichen Helm, von denen nicht zwei einander glichen. Der eine war ein dreieckiger Turm aus Metallplatten mit dunklen vorragenden Bolzen ringsum und mit einem Goldflammenmuster vorn am Visier. Ein anderer Helm war wie eine gewölbte Schüssel aus Schwarzmetall mit zwei riesenhaften spiegelblanken Metallaugen am Oberrand. Ein anderer war eine kahle tiefgezogene Halbmaske, gekrönt von drei rechteckigen schildartigen Platten darüber. Ein Krieger trug ein Ding, das aussah wie ein lackierter, mit Silber bestäubter Berg; wieder ein anderer einen verbluffenden rotgelben Kegel mit gewaltigen Hörnern; ein weiterer eine scharfe Pickelhaube aus Gold, von der sich zwei grüne Ringelschwänze in unendliche Höhen wanden. Es war nichts Menschliches an diesen Helmen. Sie wirkten wie aus einer fremden Welt, einer dunklen Schreckens weit. Es war schwer zu unterscheiden, wo der Krieger endete und wo der Helm begann, und dies machte die Eindringlinge nur noch furchterregender und abstoßender.
    Sachkor ritt in der Mitte des Trupps auf einem der größten der scharlachroten Bestien. Man hatte auch ihm einen Helm aufgesetzt, kleiner zwar als sämtliche anderen, doch genauso fremdartig, mit gebogenen Eisenplatten, die wie die Petale einer umgestülpten Blüte angeordnet waren und über denen ein goldener Stachel aufragte. Auf dem Buckel des mächtigen Geschöpfes sah seine schlanke Gestalt ziemlich verloren aus, und er hockte still dort, als träumte er. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    Dieser Stamm ist gewißlich ein Stamm von Ungeheuern, die auf Ungeheuern reiten, dachte Koshmar. Und sie sind durch das Tor hereingedrungen; und damit ist für uns alles verloren. Doch wir werden tapfer kämpfen und sterben, ehe wir ihnen Vengiboneeza preisgeben.
    Sie blickte zu Konya, zu Staip, zu Orbin.
    »Nun?« rief sie. »Wollt ihr dastehen und nur Maulaffen feilhalten, während sie anrücken?

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