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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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höchstwahrscheinlich hatte er sogar recht, daß das Volk von hier fortziehen sollte, um die Erfüllung seiner Geschicke anderwärts zu suchen. Ob wir nun Menschliche sind oder Affen, dachte Koshmar, und sie zweifelte nicht im geringsten daran, was das Volk sei, es kann uns nichts Gutes bringen, wenn wir noch viele Jahre länger hierbleiben in Vengiboneeza. Soviel war klar. Irgendwann müssen wir weiterziehen und müssen uns einen eigenen Ort bauen.
    Aber nicht jetzt schon. Jetzt fortziehen, das würde den Sieg der Beng bedeuten. Der Abzug des Volkes durfte nicht mit dem Anschein des Makels behaftet sein, daß er unter dem von den Beng ausgeübten Zwang erfolgte, denn dies würde ein Schandfleck sein auf dem Ehrenschild des Volkes und dem ihrer eigenen Führerschaft bis ans Ende aller Zeiten. Man würde Hresh zu dieser Einsicht bewegen müssen. Und jeden anderen gleichfalls, den es ungeduldig zum Aufbruch drängte.
    Taniane? Es könnte sein, daß sie dem Hresh diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, dachte Koshmar. Taniane war ein ungeduldiges Kind, sie glühte vor Ehrgeiz. Es könnte sogar sein, daß sie sich bereitmachte, einen zweiten Abfall, eine neue Spaltung des Stammes anzuführen. Taniane und Hresh waren in jüngster Zeit ziemlich dicke Verbündete geworden. Und, spekulierte Koshmar weiter, vielleicht ist Hresh nur deshalb heute zu mir gekommen, um mir eine versteckte Warnung zukommen zu lassen, daß ich eine veränderte Politik zu dulden beginnen muß, weil es sonst einen gewaltsamen Wechsel gegen meinen Willen geben wird.
    Nichts wird unter Zwang und gegen meinen Willen geschehen, dachte Koshmar wütend. Nichts!
    Dann schloß sie die Augen und verkroch sich wieder in sich selbst und hockte nur so da.
    Ich bin so furchtbar müde, dachte sie.
    Sie ruhte, ließ ihren Kopf ganz leer werden, ließ ihren Geist in das lindernde Dunkel der Leere entschweben. Lange Zeit später blinzelte sie und richtete sich wieder auf, und sie sah, daß noch ein weiterer Besucher sich eingestellt hatte. Die klar erkennbare weißgestreifte Gestalt Torlyris kam winkend und lächelnd auf sie zu.
    »Ach, hier bist du«, rief Torlyri. »Hresh hat mir gesagt, daß du hier irgendwo sein müßtest.«
    Auch du? dachte Koshmar. Bist du gekommen, um mich mit dieser Sache zu plagen?
    »Irgendwelche Probleme?« fragte sie.
    Torlyri blickte erstaunt drein. »Probleme? Nein, gar nichts. Die Sonne scheint hell. Alles ist in Ordnung. Aber du bist schon einen halben Tag lang fort. Ich habe dich vermißt, dich gesucht, Koshmar. Ich habe mich danach gesehnt, bei dir zu sein, deine Nähe zu spüren. Um die Wonne des mit dir Zusammenseins wieder zu genießen, die stets die höchste Lust meines Lebens gewesen ist.«
    Koshmar gewann keine Wonne aus Torlyris Worten.
    Sie klangen ihr bleiern in den Ohren, sie klangen unaufrichtig, ja ausgesprochen verlogen. Es fiel ihr schmerzlich schwer, Torlyri für unaufrichtig zu halten, die doch allezeit das Inbild von Liebe und Wahrheit gewesen war; doch Koshmar begriff, daß Torlyri jetzt aus einem Gefühl schuldhaften Unbehagens so zu ihr rede und nicht bestimmt von dem Gefühl, das sie einst für Koshmar gehegt hatte. Dies war nun zu Ende. Torlyri hatte sich verändert. Lakkamai hatte sie verändert, und ihr Behelmter hatte das Werk vollendet.
    Sie sprach: »Ich mußte ziemlich ernst über einiges nachdenken, Torlyri. Also ging ich weg, um allein zu sein.«
    »Aber ich hab mir Sorgen gemacht. Du wirkst in letzter Zeit so müde.«
    »Ach, tat ich das? Ich hab mich aber nie besser gefühlt.«
    »Koshmar, Liebe…«
    »Sehe ich krank aus? Hat mein Fell den Glanz verloren? Ist die Glut aus meinen Augen geschwunden?«
    »Ich sagte nur, du wirktest müde«, sagte Torlyri. »Nicht, daß du krank bist.«
    »Ach ja, das stimmt.«
    »Komm, laß uns hier ein Weilchen zusammen sitzenbleiben!« sagte Torlyri. Sie sank auf einen glatten rosaroten Marmorblock, der am anderen Ende sich zu einem grinsenden Gesicht eines Saphiräugigen aufwölbte, ganz zähnefletschende Kieferbacken, und lud Koshmar ein, sich neben sie zu setzen. Ihre Hand ruhte sacht auf Koshmars Handgelenk, das sie zärtlich streichelte.
    »Ist da etwas, das du mir sagen möchtest?« fragte Koshmar nach einer Weile.
    »Ich will nur bei dir sein. Schau doch, wie prachtvoll dieser Tag ist! Je weiter wir in den Neuen Frühling kommen, desto höher und höher steigt die Sonne am Himmel empor.«
    »Ja, so ist es.«
    »Kreun trägt ein Ungeborenes, das Kind des Moarn. Bonlai

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