Am Ende des Winters
Sensororgan geschmiegt, in einer Vereinigung ihrer Körper und Seelen, die dermaßen intensiv war, daß Hresh angesichts dieses Wunderbaren oft ganz schwindelig wurde. Er war fest entschlossen, Koshmar um die Erlaubnis zu bitten, Taniane als eheliche Gefährtin nehmen zu dürfen, sobald er nur den Mut dazu aufbringen würde. Zwar hatte er in den Chroniken dafür noch keinen Präzedenzfall entdecken können, daß der Alte Mann des Stammes sich eine eheliche Gefährtin genommen hätte, aber andererseits stand da auch nichts, was dem zuwidergelaufen wäre. Torlyri hatte das mit Lakkamai getan; und wenn die Opferfrau das tun durfte, jetzt in der Neuen Zeit, dann warum nicht auch der Chronist?
Hresh wußte auch von Tanianes brennendem Ehrgeiz und daß sie Koshmar für alt, ausgebrannt und am Ende betrachtete und an ihrer Stelle Häuptling zu werden wünschte.
Taniane unternahm nicht den Versuch, ihre Visionen der Stammeszukunft vor ihm zu verbergen. »Wir werden gemeinsam herrschen, du und ich! Ich werde Häuptling sein, du der Alte Mann; und sobald wir Kinder haben, werden wir sie so aufziehen, daß sie nach uns herrschen können. Wie könnte auch jemand ein gemeinsames Kind von uns übertreffen? Ein Kind, das deine Klugheit und Weisheit und Hartnäckigkeit besitzt und dazu meine Kraft und Energie? Ach, Hresh, Hresh, wie wundersam sich doch alles für uns gefügt hat!«
»Noch ist Koshmar Häuptling«, mahnte er sie ernüchternd. »Und wir zwei sind noch nicht einmal verehelicht. Und es gibt eine Menge Arbeit hier in Vengiboneeza.«
Zwar hatte Koshmar seine Behauptung zornig verworfen, daß der Stamm die Stadt verlassen müsse, und das Thema auch nicht wieder aufgegriffen, aber Hresh wußte, daß ihre Auswanderung unvermeidlich war. Früher oder später würde Koshmar einsehen, daß das Volk in Vengiboneeza in trübe Trägheit versank und daß außerdem auf jeden Fall die Beng die Lage für den Stamm untragbar machten. Und dann würde Koshmar ohne Vorwarnung (o ja, er kannte sie!) den Befehl erteilen, daß man alles zusammenpacken und die Stadt aufgeben müsse. Deshalb war es für ihn von allerhöchster Wichtigkeit, die Ruinen nach möglicherweise weiteren nützlichen Dingen zu durchstöbern, solange er noch Zeit dazu hatte.
Aus Furcht vor Begegnungen mit Beng-Patrouillen zog er in jüngster Zeit nur noch nachts auf Streifzüge aus. Wenn die Dunkelheit über die Siedlung hereinbrach und alles still wurde, erhoben sich Taniane und er und zogen Hand in Hand nach Vengiboneeza, wobei sie auf Zehenspitzen schlichen. Sie schliefen jetzt kaum noch, und ihre Augen glänzten vor Übermüdung. Aber ihr aufregendes Vorhaben hielt sie in Trab.
Dreimal versuchte er das unterirdische Versteck zu erreichen, wo er die Reparaturmaschinen an der Arbeit gesehen hatte, aber jedesmal erspähte er dort Beng-Posten in der Nähe und konnte darum nicht näher herangelangen. Stumm verfluchte er sein Mißgeschick. Er malte sich aus, daß die Beng dort herumschnüffelten und die Relikte selbst plünderten, daß sie Sachen von höchster Wichtigkeit in die Finger bekämen, und er verspürte einen scharfen stechenden Schmerz, der ihm wie ein Messer durch die Seele fuhr. Doch es gab noch unendlich viele andere Stellen zu erforschen. Unter Benutzung des Schatzplanes mit den aneinanderstoßenden Kreisen und der roten Lichter als Wegweiser, liefen sie hastig durch Korridore und Kellergewölbe, Galerien, unterirdische Kammern und Gänge und suchten atemlos hastig bis zum Morgengrauen, wo sie dann manchmal erschöpft einer in des anderen Armen für ein zwei Stunden schliefen, ehe sie in die Siedlung heimkehrten.
Sie machten zahlreiche Entdeckungen. Doch kaum etwas davon schien von unmittelbarem oder auch nur potentiellem Wert zu sein.
In einer mächtigen Kammer mit Kalksteinwänden in dem als Mueri Torlyri bekannten Stadtviertel stießen sie auf eine einzeln dastehende Maschine, die zehnmal so hoch war wie einer vom Volk, in perfektem Erhaltungszustand, ein kuppelförmiges schimmerndes Ding aus perlweißem Metall mit eingelegten farbigen Steinbändern und zuckenden Ovalen von grünem und rotem Licht, und mit rundlichen Armen, die aussahen, als könnten sie auf Knopfdruck sich in vielerlei Richtungen bewegen. Sie wirkte beinahe wie ein riesenhaftes Götzenbild, diese Maschine. Doch wozu diente sie?
Eine weitere Kaverne, die auf allen Seiten von Inschriften in einer verwirrenden gewundenen Lineatur bedeckt war, der zu folgen den Augen weh tat,
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