Am Ende zählt nur das Leben
verliebt in ihn.«
»Weil du es nicht willst. Und weil du denkst, er ist wie dieser andere Typ, von dem du mir erzählt hast. Dieser Macho, der dich enttäuscht hat. Du schaust Robert ja nicht mal an. Dabei habt ihr so viele gemeinsame Interessen. Du tanzt doch gern. Robert auch. Er würde sofort einen Tanzkurs mit dir machen.«
»Und warum sagt er mir das nicht selbst?«
»Weil du immer so desinteressiert bist. Du nimmst ihn doch nicht mal richtig wahr. Außerdem ist er ein wenig schüchtern.«
Vielleicht hatte Basti ja recht, und ich sollte Robert eine Chance geben.
Wenige Wochen später war es um mich geschehen. Ich verliebte mich tatsächlich in Robert. Basti sei Dank: Es war perfekt! Plötzlich gab es kein Halten mehr, und meine Gefühle überrollten mich förmlich. Ich dachte nur noch an ihn und zählte die Tage und Stunden bis zum nächsten Beisammensein. Robert war lustig, aufmerksam und romantisch. Wenn er mich anschaute, dann kribbelte es in meinem ganzen Körper. Ich wollte keine Sekunde mehr ohne ihn sein.
An den Abenden standen unsere Telefone kaum noch still. Er lud mich zu seinen Eltern ein, wo ich feststellen musste, dass Basti dort ein Ersatzzuhause gefunden hatte. Der Freund kam jedes zweite Wochenende aus Bremen zu Besuch, wo er eine Ausbildung machte. Meistens waren wir von Freitagabend bis Sonntag unzertrennlich. Anfangs fand ich es lustig, wie eng Robert und Basti zusammengluckten, und da ich nun mit von der Partie war, verbrachten wir meist kurzweilige Tage zu dritt. Wie in meinem eigenen Zuhause standen auch bei Robert die Türen für Besucher weit offen. Das harmonische Familienleben bei seinen Eltern war ganz nach meinem Geschmack.
Schon bald meldeten Robert und ich uns zu einem Tanzkurs an und genossen unser gemeinsames Hobby. Wir waren beide keine Anfänger mehr, sondern stiegen in den Bronze-Kurs für Geübte ein. Robert war geschickt und galant, aber zunächst wollte ich mich seiner Führungnicht gänzlich ergeben. Erst als ich am zweiten und dritten Abend meine Verweigerung aufgab und mich von ihm lenken ließ, verschmolzen wir zu einem ansehnlichen Tanzpaar. Sobald der Discofox auf dem Programm stand und aus den Lautsprechern Love is in the Air erklang, schwebte ich förmlich dahin. Davon hatte ich geträumt: einem Mann, der mich liebt, und dazu noch ein Leben im vertrauten Umfeld.
Ich war glücklich im Hier und Jetzt und strebte weder nach der großen weiten Welt noch nach irgendwelchen Abenteuern. Der Nachbarort war mir genug, denn dort lebte mein Liebster mit seiner Familie. Immer häufiger war ich bei ihnen zu Besuch, selbst wenn Robert mal nicht zu Hause war. Ich verstand mich prächtig mit seiner Mutter und ging ihr in der Küche und im Garten zur Hand. Seinem Vater half ich beim Pflastern des Hofes. Es war beinahe so, als gehörte ich zur Familie.
Als Roberts Eltern mich an Heiligabend einluden, war ich gerührt. Nachdem zunächst in meinem Elternhaus gefeiert worden war, fuhr ich später am Abend noch für eine Stunde zu ihnen. Das erschien mir als schönstes Zeichen für die Zukunft.
Auch meinen Eltern gefiel Robert auf Anhieb. Wann immer er wollte, war er ein willkommener Gast in unserer Familie. Meine beiden älteren Schwestern waren bereits von zu Hause ausgezogen, nur unser Bruder lebte noch hier. Als Jüngste von vier Geschwistern war ich das Nesthäkchen.
Oft versammelte sich die Großfamilie bei meinen Eltern, und im Sommer war unsere Terrasse ein beliebter Treffpunkt für uns alle. Meine älteste Schwester Anja war Mutter eines Jungen und eines Mädchens. Im Stillen malte ich mir aus, dass auch Robert und ich eines Tages heiraten und eine eigene Familie gründen würden.
Als unser erster Bronze-Tanzkurs beendet war, meldeten wir uns sofort zum Silber-Kurs an. Unser gemeinsames Hobby schweißte uns noch enger zusammen. Wir verpassten keine Stunde.
So gern ich Basti auch mochte, so wurde es mir nach einer Weile dann doch zu viel mit seinen Wochenendbesuchen bei Robert. Die beiden waren beinahe unzertrennlich, und sobald sein Freund da war, teilte Robert seine Aufmerksamkeit auf ihn und mich auf. In gewisser Weise musste ich zurückstecken, denn die beiden waren wie Kletten, die nicht voneinander ließen. Es gab Momente, in denen ich mir fast wie eine Nebenbuhlerin vorkam. Wenn wir gemeinsam ausgingen, hieß es nur noch: Katja mit ihren beiden Männern. Anfangs amüsierte ich mich darüber, aber irgendwann hatte ich genug von unserer Dreierkonstellation. Ich
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