Am Fluss des Schicksals Roman
noch früh, aber wenn Ned nicht bald erschien, musste er einen Ersatzmann für ihn suchen, und zwar rasch.
Die Callaghans besichtigten gerade die Kajüten, als Ezra rief, dass jemand am Flussufer Joe zu sprechen wünsche.
»Bestimmt euer Matrose«, sagte er, als Joe und Mary am Niedergang erschienen, von wo sie einen Mann am Ufer erblickten.
»Wer ist das?«, fragte Mary. Sie hielt es für ausgeschlossen, dass der Fremde ihr Matrose war. Er sah wesentlich älter aus, als sie erwartet hatte.
»Das ist Ned Gilford«, erwiderte Joe. Auch ihm kam Ned jetzt älter vor, als er ihn in Erinnerung hatte, aber gleichzeitig fiel ihm wieder ein, wie dankbar Ned darüber gewesen war, dass man ihm Arbeit angeboten hatte, sodass es Joe sehr verwundert hätte, wenn er nicht erschienen wäre. Mary hörte die Erleichterung in der Stimme ihres Mannes, doch ihre Bedenken blieben bestehen. Joe brauchte einen kräftigen und fähigen Mann. Sie hatte gehofft, dass er wenigstens einmal auf seinen Verstand statt auf sein Herz hören würde, doch Neds Anblick ließ sie zweifeln.
Ned stand am anderen Ende des Niedergangs, den Hut inder Hand. Als Joe auf ihn zuging, bemerkte er, dass Neds Gesicht gerötet und erhitzt war. Er fragte sich, woher Ned gerade kam und ob er sich zu Fuß zur Werft aufgemacht hatte, bepackt mit seinem großen Seesack.
»Mr Callaghan«, stieß Ned keuchend hervor. »Tut mir Leid, dass ich so spät komme. Ich hatte für ein paar Tage Arbeit im Wald von Barmah, und ... und ich brauchte das Geld. Entschuldigen Sie, dass ich nicht schon früher kommen konnte ...« Doch Joe war nicht verärgert, ganz im Gegenteil freute er sich, Ned zu sehen. »Jetzt bist du ja da, Ned«, sagte er. »Willkommen an Bord der Marylou .«
Joe stellte Ned seiner Frau und Ezra Pickering vor.
»Sie kennen sich doch mit Dampfmaschinen aus, Mr Gilford?«, fragte Ezra.
Ned sah zu Joe und errötete. Nervös drehte er den Hut in der Hand. Selbst Mary hatte Mitleid mit ihm.
»Ich ... nun ja, nein ... Ich kann ein bisschen von allem ... eigentlich bin ich Holzfäller, aber ... ich lerne rasch ...« Ned war so blass geworden, dass Joe befürchtete, er würde jeden Moment in Ohnmacht fallen.
Ezras buschige Brauen waren so dicht zusammengezogen, dass sie wie eine haarige Raupe über seinen tief liegenden Augen wirkten. Er sah Joe über seine Zweistärkenbrille hinweg an. »Sie hätten jemanden anheuern sollen, der sich mit Dampfmaschinen auskennt, Mr Callaghan.«
»Ich habe noch nie Flüsse befahren und muss noch viel lernen, genau wie Ned. Aber gemeinsam schaffen wir das schon«, erwiderte Joe zuversichtlich. »Wir werden uns ein paar Tage Zeit lassen, um uns mit dem Schiff und dem Fluss vertraut zu machen.« Joe warf einen Blick auf Ned, der einen völlig verdutzten Eindruck machte. »Ned ist kräftig, sodass es nicht lange dauern wird, bis wir das Holz geladen haben. Stimmt’s, Ned?«
Ned wollte seinen Ohren nicht trauen. Als Ezra gesagthatte, es sei ein Fehler gewesen, ihn, Ned, anzuheuern, hatte er bereits damit gerechnet, wieder fortgeschickt zu werden. »Ja ... ja, Sir«, murmelte er.
Ezra wandte sich an Joe. »Wie ich weiß, ist es schon eine Weile her, dass Sie zur See gefahren sind. Deshalb werde ich Ihnen einen meiner Männer zur Verfügung stellen, der Ihnen die grundlegenden Funktionen der Maschine und der Pumpen erklärt, sobald das Holz aufgeladen ist, damit Sie und Ihr ... Matrose sich mit der Marylou vertraut machen können. Es war ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mr Callaghan. Ich wünsche Ihnen viel Glück für die Zukunft.« Erneut bedachte er Ned mit einem Blick, als hätte er Angst um Joe.
»Sie haben gute Arbeit an der Marylou geleistet, Mr Pickering«, sagte Joe. »Verdammt gute Arbeit.« Er liebte den Geruch des frisch lackierten Holzes, und er genoss aus vollem Herzen, endlich wieder einmal Schiffsplanken unter den Füßen zu haben.
Bei Joes letztem Aufenthalt in der Stadt hatte die Marylou noch am Ufer gelegen. Er hatte sie gründlich inspiziert und mit Ezra die letzten Details abgesprochen, was den Anstrich, das Schmieren und die Anordnung bestimmter Maschinenteile betraf. Nun war er sehr stolz, Besitzer eines so großartigen Schiffes zu sein. Tatsächlich war es sogar der stolzeste Tag in seinem Leben, abgesehen von dem Tag, an dem er Mary geheiratet hatte.
»Es freut mich jedes Mal, wenn meine Kundschaft zufrieden ist«, erwiderte Ezra. Während Joe und Ned sich ans Ufer begaben, um den Holzstapel
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