Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
Vom Netzwerk:
strafft seine Schultern. »Hört auf mit dem Scheiß, aber sofort!«
    Schlagartig wird es still, die Jungen sehen Taco verblüfft an.
    »Meinst du uns, Alter, oder was?«, ruft einer.
    »Klar meine ich euch. Ihr wollt hier nichts als Stunk machen.«
    Julia ist die Situation höchst unangenehm. Sie rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Lass doch!«, flüstert sie Taco zu. »Am besten, wir ignorieren sie.«
    Doch die Jungen scheinen nicht vorzuhaben, Taco zu ignorieren. Einen von ihnen, offenbar der Wortführer, steht auf.
    »Du brauchst wohl ’ne Abreibung, was?«, fragt er drohend.
    »Nur zu!« Taco schiebt seinen Stuhl zurück und steht ebenfalls auf.
    Julia legt ihm die Hand auf den Arm, doch er schüttelt sie ab und geht auf den Tisch der Jungen zu. Sein Widersacher setzt sich ebenfalls in Bewegung.
    Auf halbem Weg treffen sie sich. Der Junge stemmt die Hände in die Hüften und hat bereits eine freche Bemerkung auf den Lippen, als Taco ohne Vorwarnung ausholt und ihm mit der Faust ins Gesicht schlägt.
    Der Junge stolpert und taumelt gegen einen Tisch. Teller und Gläser zerschellen am Boden, und die Gäste springen erschrocken auf.
    Sekundenlang herrscht Verwirrung, dann stehen auch die anderen Jungen auf und kommen auf Taco zu, der ungerührt stehen bleibt.
    Gegen so viele kommt er nicht an, denkt Julia und geht auf die Gruppe zu. »Hört jetzt auf, Jungs«, sagt sie beschwichtigend. »Sonst rufe ich die Polizei.«
    Der Anführer der Gruppe hat sich inzwischen aufgerappelt. Mit wenigen Schritten ist er bei Julia und versetzt ihr einen heftigen Stoß. »Halt dich raus, du blöde Kuh, sonst kriegst du auch was ab!«
    Bevor er sie ein zweites Mal anfassen kann, hat Julia ihm auch schon den Arm auf den Rücken gedreht. Er schreit vor Schmerz auf.
    »Aufhören, hab ich gesagt! Das war jetzt die sanfte Tour, aber wenn du mir noch einmal blöd kommst, brech ich dir den Arm.« Sie lässt ihn los und versetzt ihm einen Schubs.
    Die anderen Gäste klatschen spontan Beifall.
    Für die Jungen ist dies das Signal abzuziehen. Sie hinterlassen jede Menge Scherben und einen verärgerten Restaurantbesitzer.
    »Mann, das war echt ’ne Lachnummer«, meint Taco später, als sie bezahlt haben und über den Platz gehen.
    »Lachnummer? Was war denn daran lustig?«, entrüstet sich Julia. »Oder findest du es vielleicht witzig, anderen einen Faust hieb zu versetzen?«
    »Die Typen haben’s voll drauf angelegt«, verteidigt sich Taco. »Wenn denen keiner Grenzen setzt, machen die doch, was sie wollen. Aber nicht mit mir!«
    »Ich versteh dich ja, aber …«
    »Was aber? Was hätte ich denn tun sollen? Zulassen, dass sie die Frauen weiter beleidigen und uns den Abend verderben? Das ist doch nicht dein Ernst!«
    Julia seufzt tief. Als Polizeibeamtin ist sie wahrhaftig nicht darauf aus, eine Schlägerei zu provozieren. Andererseits sollen die Leute auch nicht einfach wegsehen, sondern füreinander eintreten. Dass es dabei auch mal etwas härter zugeht, ist wohl nicht zu vermeiden.
    »Du hast recht. Im Grunde genommen bin ich ganz schön stolz auf dich.« Sie lächelt Taco an.
    »Wenn ich nicht eingegriffen hätte, hätte mir das keine Ruhe gelassen.«
    »Wirklich?«
    Taco nickt. »Klar. Und eins noch: Misch dich beim nächsten Mal nicht mehr ein, verstanden?«
    »Wie bitte?«
    »Ich brauche keine Hilfe«, sagt Taco barsch. »Schon gar nicht von meiner Freundin.«

8
    »War’s nett gestern Abend?«, erkundigt sich Sjoerd, als sie gemeinsam zum Konferenzraum gehen.
    »Ja, doch«, sagt Julia kurz.
    Sie hat sich am Abend zuvor nicht zu Tacos Bemerkung, er brauche keine Hilfe von ihr, geäußert, obwohl sie ziemlich irritiert war. Ihr Abschied fiel dementsprechend kühl aus, und sie weiß nicht, ob sie ihm heute eine SMS schicken soll oder nicht.
    »Ich habe euch gesehen«, sagt Ari, der neben ihnen hergeht. »Auf dem Munsterplein. Ist der Typ dein neuer Stecher? Der ist doch viel zu jung für dich! Geht der vielleicht noch zur Schule?«
    Julia wendet sich der E. T.-Puppe am Wasserspender zu. »Hallo, Ari«, sagt sie. »Du siehst gut aus heute. Hast du abgenommen?«
    Ari lässt sich nicht aus dem Konzept bringen und fährt fort: »Letzte Woche hätte ich doch glatt bei ’ner blutjungen Mieze landen können. Ich sitz in der Kneipe und trink mein Bier, als die auf mich zukommt und mich nach allen Regeln der Kunst anmacht. Wenn ich gewollt hätte, wär da garantiert ’ne heiße Nacht drin gewesen. Die hätte sich nur zu gern von

Weitere Kostenlose Bücher